HOST - IX

Bandinfo: HOST

Genre: New Wave
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup | Trackliste
Was sich anno 1999, als das berüchtigte "Host" erschien und sicherlich so manche Erwartung jäh unter wabernden Synthies und eingängigen Strukturen begrub, nicht wenige Anhänger von PARADISE LOST gewünscht haben dürften, wird nun zeitverzögert - beachtliche 24 Jahre später - doch Realität: Greg Mackintosh und Nick Holmes lagern ihre Leidenschaft für New Wave, Synthpop und Gothic Rock in ein separates Nebenprojekt aus, das, Trommelwirbel, unter dem äußerst überraschenden Namen HOST firmiert und dieser Tage mit der Zeitkapsel genannt "IX" für rund 42 Minuten in die Vergangenheit entführt - kann dieser anachronistische Ausflug überzeugen?
Zunächst kann man sicherlich festhalten, dass besagtes "Host" mittlerweile längst nicht mehr so kontrovers rezipiert wird, wie das vor über zwei Dekaden der Fall gewesen sein dürfte, was wohl nicht nur daran liegt, dass seitdem Gras in vermeintlich toter Erde zu sprießen begann und PARADISE LOST schlussendlich ihren Kurs zurück zum düsteren Metal aufgenommen haben, sondern vielleicht auch an steigender Offenheit des Publikums gegenüber nichtmetallischer Klänge. Natürlich gäbe es immer noch zahlreiche Kulturbanausen aus dem Puristenvölkchen, die mit brennenden Fackeln auf die digitalen Barrikaden gestiegen wären, wenn man den Faden nach "Medusa" und "Obsidian" mit einem Album wie "IX" fortgesponnen hätte, doch das Genre wird bei gleichzeitig sinkendem Widerstand offener und vielfältiger.
Letzteres, genauer Offenheit und Vielfältigkeit, lässt sich gedanklich auch auf das Debüt des Duos übertragen, denn man hört ebendiesem nicht nur besagte Affinität für DEPECHE MODE, SISTERS OF MERCY und Co., sondern auch die 35 Jahre Banderfahrung beider Protagonisten an. So kann man einerseits behaupten, dass das Songwriting hier und da etwas zu vorhersehbar und eindimensional ausfällt ("A Troubled Mind"), jedoch andererseits auch gestehen, dass Hits à la "Tomorrow's Sky", "Hiding From Tomorrow" oder "My Only Escape", die allesamt berechtigterweise als Single ausgekoppelt wurden, wohl allerhöchstens die Genregrößen selbst besser komponiert hätten. Das instrumentale Arsenal, für das größtenteils Greg Mackintosh Verantwortung übernahm, ist dabei durchaus divers und erstreckt sich über elektrische wie akustische Gitarren, prägnanten Bass, synthetische wie echte Drums, abwechslungsreiche Electronica und Streicher.
Nichtsdestotrotz ist "IX" kein Überflieger, was primär an qualitativen Schwankungen bzw. der ersten Hälfte der insgesamt zehn Songs liegt. Während "Wretched Soul" noch spannend einleitet, stören "Divine Emotion" und "A Troubled Mind" kurz darauf zwischen erwähnten Ohrwürmern ein wenig den Fluss, wohingegen die zweite Hälfte mit "My Only Escape", dem sphärischen "Years Of Suspicion", dem minimalistischen "Inquisition" sowie dem fast schon aggressiven "Instinct" Schlag auf Schlag großartiges Material abspult und mit einem gelungenen Cover des FLOCK OF SEAGULLS Klassikers "I Ran" würdig abrundet.
Ungeachtet ebenjener Unzulänglichkeiten ist HOSTs "IX" aber zweifelsohne eine empfehlenswerte Angelegenheit, mit der weder aufgeschlossene PARADISE LOST EnthusiastInnen noch VerehrerInnen oben genannter Genres viel falsch machen können. Dieses Debüt ist astrein produziert, abgemischt und gemastert, rangiert dabei irgendwo zwischen längst vergangenen Tagen und Moderne und strahlt dabei eine Authentizität aus, die Holmes und Mackintosh so schnell auch niemand streitig machen wird.