ASCENSION - Under The Veil Of Madness

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VÖ: 24.02.2023
Bandinfo: ASCENSION
Genre: Melodic Power Metal
Label: Marquee Records
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Lineup  |  Trackliste

ASCENSION sind eine Power Metal Band aus dem schönen Schottland, die mit ganz großer Sicherheit einige für sich entdecken werden im Jahre 2023. Das Debütalbum aus dem Jahre 2013 konnte durchaus für Furore sorgen, auch wenn es größtenteils als DRAGONFORCE Klon abgestempelt wurde. Zehn ganze Jahre mussten ins Land ziehen, um endlich für Nachschub zu sorgen in Form von "Under The Veil Of Madness". Ganz untätig waren die Mitglieder der Band allerdings nicht. So veröffentlicht Gitarrist Fraser Edwards regelmäßig Solo-Alben, die Mal mit und Mal ohne Gesangsdarbietungen auskommen. Erst kürzlich veröffentlichte er die Single "My Great Escape" mit der wunderbaren Ivy Marie an den Vocals. Sehr empfehlenswert! Des Weiteren ist er als Gitarrist zusammen mit Sänger Richard "Ricki" Carnie bei einer Band namens "Sharky Sharky" tätig, die sich auf kindgerechten Metal spezialisiert hat. Defintiv ein bisschen weird, aber vor allen Dingen unterhaltsam. Nun wollen wir uns aber ASCENSION widmen, die mit den Singles "Sayonara" und "Megalomaniac" bereits große Erwartungen geschürt haben bei potenziellen Anhängern des melodischen Power Metals mit Hang zu etwas Progressivität...

Eben jene zwei Singles eröffnen das Album auch, wobei gerade "Sayonara" durchaus ein paar Parallelen zu DRAGONFORCE aufweist, was das Riffing anbelangt. Ansonsten sehe ich hier aber viel mehr die virtuose Power Metal Band GALNERYUS aus Japan als Inspiration, die teilweise ebenfalls für schwindelerregenden Speed und ausgeklügelte Melodien bekannt sind. ASCENSION schaffen es mit dem Opener gekonnt und spielend leicht, Melodie mit Komplexität und Emotion zu verknüpfen, wo "Megalomaniac" sogar noch locker einen draufsetzt. Die Ambition, allein instrumental schon ins oberste Regal zu greifen, beißt sich zum Glück nie mit den Vocals geschweige denn mit dem Kern des Songs. Alles fügt sich, als würde es stetig fließend ineinander übergehen. Die Lyrics haben hier und da vielleicht einen gewissen "Cringe"-Faktor inne, werden von Ricki allerdings so dermaßen überzeugend an den Hörer rangetragen, dass ich ihm alles abkaufe. Über das Gespür für absolut grandiose und einzigartige Melodien kann ich kaum Worte verlieren, da dies hier seinesgleichen sucht. "Defiance" greift dann tief in die Melancholie-Kiste und ergibt sich dem Hörer Mal nicht so offensichtlich, wie es die zwei vorangegangenen Songs getan haben und besticht mit einer unkonventionellen Herangehensweise, die sich dennoch perfekt ins Geschehen einfügt. "Monsters" setzt hier mit seinen über sieben Minuten Spielzeit noch eins drauf und versteht es, uns emotional kalt zu erwischen, denn Zeilen wie "I wanna go where the Monsters cannot hurt me anymore" können einen unmöglich regungslos zurücklassen. Ich habe noch NIE erlebt, wie eine Band derart viel Wert auf jedes noch so kleine Detail gelegt hat, denn jedes Riff, jeder Beat von den Drums, jede gesungene Zeile von Rickie... Absolut alles wirkt perfekt platziert, ohne dabei austauschbar oder zu gewollt zu sein.

"Set You Free" drückt dann Mal mehr in Richtung Euro Power Metal der klassischen Art und besticht mit einer Hook, wie sie vielleicht nur HELLOWEEN in ihrer besten Form komponieren könnten. Gar nicht zu Atem kommen wir bei den zwei aufeinanderfolgenden Longtracks "Last Winter's Night" und dem Titeltrack. Ersterer strebt einen fröhlichen fast unbekümmerten Sound an, der unter anderem mit einem virtuosen Bass-Solo aufwarten kann nebst des bombastischen Refrains, während der Titeltrack zermürbend und gleichermaßen hochgradig verwirrend wirken mag... Die Strophen haben was von einem Kleinkind, das gerade seine Fantasie im Kinderzimmer auslebt, während der ausgedehnte Mittelteil Ricki Carnes in verschiedenen Versionen zeigt, wie er quasi vor Gericht steht und alle Stimmen in verschiedenen Lagen intoniert. Beeindruckend und wie zu Beginn erwähnt durchaus verwirrend. Dennoch fügt sich auch dieser Song nach ein paar Durchläufen perfekt ins Geschehen ein und bekommt von mir höchste Anerkennung für diese musikalische Vielfalt. Gegen Ende gibt's noch ein atemberaubendes Instrumental auf die Ohren, was im offiziellen Rausschmeißer "Pages Of Gold" mündet, der ursprünglich bereits 2015 erschienen ist. Hier wurde der Sound natürlich dem Zeitgeist angepasst und musikalisch werden wir erneut mit viel Melancholie entlassen, um dann noch den japanischen Bonustrack genießen zu dürfen, der glücklicherweise Teil unserer Promo ist. Mir unbegreiflich, wie ein solch grandioser Song nur einem kleinen Teil von Hörern serviert wird. Allerdings gehe ich von einer vertraglichen Pflicht raus, zumal "Under The Veil Of Madness" offiziell über ein Label nur in Japan erscheinen wird. In allen anderen Gefilden vertreibt die Band das Teil höchstselbst, nur eben ohne Bonustrack. 

Ich schäme mich zum Ende hin keineswegs, hier bereits meine zweite Höchstnote für 2023 anzukündigen nach DELAIN. Im gesamten Jahr 2022 traf dies auf ein einziges Album mit THRESHOLD zu und nach knapp zwei Monaten in 2023 dürfen sich bereits zwei Bands mit dieser Note schmücken. Dazu sei allerdings gesagt, dass ich ASCENSION auch eine 10/5 zukommen lassen würde, sofern es die Auswahl erlauben würde. Es ist nicht nur eine der besten Platten, die ich für stormbringer rezensieren durfte, nein, es ist eines der besten Alben, das ich meinen Gehörgängen bisher zugefügt habe. In der Spielzeit von einer Stunde durchlebe ich alle Emotionen, bin einmal hoch euphorisch und dann wieder höchst melancholisch getrieben von all diesen Gefühlsbildungen, die uns dieses Ausnahmewerk beschert. ASCENSION sind weitaus mehr als irgendein DRAGONFORCE Klon und das würde ihnen auch in keinster Weise gerecht werden.  DRAGONFORCE, bei allem Respekt, wären froh, wenn sie anno 2023 ein so bedeutsames Album schreiben könnten... Übrigens existiert unter dem Banner von FRASER EDWARDS sogar ein Song, der sich "Stop Saying We Sound Like Dragonforce" nennt, wobei das hier natürlich ohnehin mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist. ASCENSION pendeln irgendwo zwischen GALNERYUS und ihrem eigenen einzigartigen Sound, den ich mit Worten kaum erklären kann. "Under The Veil Of Madness" wird es dem Rest von 2023 SEHR schwer machen, vom Thron gestoßen zu werden und ich rate JEDEM Musikliebhaber der melodischen Sorte, sich dieses Album zugemüte zu führen... 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Sonata (21.02.2023)

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