LAMP OF MURMUUR - Saturnian Bloodstorm

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VÖ: 26.03.2023
Bandinfo: LAMP OF MURMUUR
Genre: Black Metal
Label: Argento Records
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Lineup  |  Trackliste

Im Book of Black-Metal-Underground ist die Seite zum kalifornischen Ein-Mann-Projekt LAMP OF MURMUUR schon lange nicht mehr unbeschrieben, sondern de facto sogar erstaunlich gut gefüllt. Wie es so üblich ist, findet man im, seit knapp vier Jahren aufgebauten Diskografieabschnitt, zahlreiche Demos und Splits, dazwischen aber auch schon zwei durchaus empfehlenswerte Alben, die maßgeblich zur Untergrund-Popularität beigetragen haben. Natürlich erfuhr insbesondere die Nische namens Raw Black Metal  zuletzt einen massiven Schub im Output, wovon zweifelsohne auch Schöpfer M. mit seiner Interpretation profitierte, aber im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern um die Gunst des Auditoriums kann man dem düsteren Schein der Lampe wesentlich mehr Substanz entnehmen, was nicht zuletzt am in Bälde erscheinenden Drittwerk "Saturnian Bloodstorm" liegt, an dem sich aber, so viel sei an dieser Stelle bereits vorweggenommen, sicherlich auch die Geister scheiden werden.

Passé scheinen darauf die Tage der rohen Klänge und des sporadisch eingestreuten Dungeon Synth, stattdessen drängt sich schon nach wenigen Tönen des Openers "Conqueror Beyond The Frenzied Fog" ein ganz bestimmter Vergleich mit den Norwegern IMMORTAL und insbesondere deren Magnum Opus "At The Heart Of Winter" auf. Selbst die Produktion könnte haargenau so unter der Feder- und Reglerführung von Peter Tägtgren im The Abyss Studio entstanden sein. Selbstverständlich kommt die Frage auf, wie man hier differenzieren kann: Wird hier schamlos kopiert oder zumindest emuliert? Oder ist M. möglicherweise doch nur ein besonders großer Fan von Abbath, Demonaz und Co., was für sich genommen gewiss keine Schande wäre, und zitiert den Ursprung in eigenen Worten und Noten? Ich würde zu letzterem tendieren, weil "Saturnian Bloodstorm" mehr zu bieten hat und man auf den Vorgängerwerken schon eine Vorahnung erhaschen konnte.

Oberflächlich analysiert mag das zwar durchaus wie frivoles Abkupfern anmuten, aber dieses Werk ist von der ersten bis zur letzten Sekunde ausgezeichnet komponiert, was man – wohlgemerkt meiner Einschätzung nach – nur durch Verstehen und Fühlen und eben nicht durch bloßes Nachäffen erreicht. Wenn heutzutage jedes zweite Projekt wie DARKTHRONE klingen darf und trotzdem frenetisch wie geistlos dafür abgefeiert wird, kann es auch nicht schaden, wenn zur Abwechslung jemand den zerstrittenen Blashyrkh-Fürsten huldigt. Dennoch, und darauf wird Verlass sein, wird manch eine/r beleidigt die Corpsepaint-Schnute verziehen oder vor Schreck ausnahmsweise mal nicht halbnackt und ausschließlich mit Schallplatte bekleidet auf Instagram posieren und nach Aufmerksamkeit lechzen. Ich schweife ab, daher...

... zurück zum Album: "Saturnian Bloodstorm" umfasst sechs Songs, die geradezu darum wetteifern, welcher denn nun das absolute Highlight sein darf. Mein persönliches ist der abschließende Titeltrack, auf dem es sich zusätzlich noch der "Enthrone Darkness Triumphant" in den schroffen Gebirgsketten, die sich um das Königreich Blashyrkh herum erstrecken, bequem macht. Ansonsten wird man hier wirklich alles auf einem Level vorfinden, das bislang nur den Schöpfern vorbehalten blieb. Typisch abrupte Rhythmuswechsel übergeben beim Staffellauf durch die skandinavischen Höhenzüge an epische Gitarrenmelodien, das Schlagzeugspiel ist für das Projekt eines einzelnen Künstlers erstaunlich vielfältig und technisch versiert und die Vocals, die noch am ehesten an die Raw-Black-Metal-Tage der Lampe erinnern, keifen bissig vom Berg hinunter, ohne dabei zu sehr an Abbath oder Demonaz zu erinnern. Besonders interessant ist zudem, dass man unterwegs immer wieder von kleinen Details wie den synthetischen Abgesängen in "Hymns Of Death, Rays Of Might" überrumpelt wird, die den erstklassigen Eindruck vollenden.

Am Ende kann von einem Album die Rede sein, mit dem sich IMMORTAL-Fans zwangsläufig auseinandersetzen sollten, wohingegen wohl nicht wenige, die LAMP OF MURMUUR für den rohen Scheppersound und den argloseren Krach verehrt haben, ihre inneren Konflikte damit haben dürften. Trotzdem, und das habe ich bereits oben erwähnt, lassen sich auch im bisherigen Schaffen das Kaliforniers Indizien finden, die diese Entwicklung plausibel erklären können, weswegen an "Saturnian Bloodstorm" eigentlich nur die Konsequenz verwundert, mit der M. diesen Sprung hin zu durchdachterem Songwriting und saubererem Sound vollzieht. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (23.03.2023)

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