NANOWAR OF STEEL - Dislike To False Metal

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VÖ: 10.03.2023
Bandinfo: NANOWAR OF STEEL
Genre: Heavy Metal
Label: Napalm Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Disclaimer: Wenn du Stahl frisst und Ketten scheißt, lies in keinem Fall dieses Review und – noch wichtiger – HALTE DICH VON NANOWAR OF STEEL FERN!!!

Gut, dann hätten wir das mal geklärt.

(Eventuell reicht es auch, einfach nur in „Metal Boomer Battalion“ reinzuhören, dann erklärt sich alles von selbst. Doch nein, ich greife vor...)
 


 

Immer wenn du glaubst, du hättest schon alles gesehen – verkleiden sich NANOWAR OF STEEL als Läuse und singen eine Ode an die Kopfhygiene. Ja, richtig gehört! Genau so kündigten die italienischen Spaßvögel ihr neues Album „Dislike To False Metal“ an – einfach mal wo dagegen laufen, dass 'Unholy Dandruff' und 'Parmesan Of The Gods' rieseln und sich im „Winterstorm Of The Night“ zum schlimmsten Ohrwurm seit „Norwegian Reggaeton“ verbinden! So muss das – da kann eigentlich kaum was schiefgehen...

Doch Obacht – „Dislike To False Metal“ ist nicht das, was man erwartet – aber deswegen genau das, was man von NANOWAR OF STEEL erwarten muss! Denn wie könnte man Metalheads nach so einem schwer nach Szenepolizei klingenden Titel mehr brüskieren, als damit, einfach mal die Hälfte des Albums gar keinen Metal zu spielen? Genau das machen die Italiener nämlich – und beweisen dabei eine unglaubliche musikalische Bandbreite, die einem die Kinnlade auf Niveau des Marianengrabens fallen lässt. Beispiele gefällig? „Disco Metal“ nimmt den Titel wörtlich und serviert den 'Rhythm Of The Night' mit astrein-klebrigen 90er-Discobeats und unerhört penetrantem Autotune-Sound – wenn CHER und HADDAWAY ein Baby hätten, das gerade der „Army Of Darkness“ der gleichnamigen Kult-Horrorkomödie entkommen wäre, dann würde sich das ungefähr so anhören – und dazwischen schreit der SCATMAN noch ein schamloses 'Be-Be-Beelzebub'!

Wie wäre es auch mit einem kleinen (ok, mit fast neuneinhalb Minuten doch etwas ausufernden...) Abstecher in den rassigen Süden, mit astreinem Mariachi, gewürzt mit einer Hommage an klassische Western-Themes? Bei „Chupacabra Cadabra“ erblasst nicht nur der Fremdsprachenkorrespondent, sondern auch der geneigte Progger ob des musikalischen Füllhorns welches sich hier ergießt. Der „Dimmu Boogie“ ist genau das, was er vorgibt zu sein – nämlich ein astreiner Boogie, zu dem es sich eine kesse Sohle auf das Parkett legen lässt. Taucht mit „Muscle Memories“ ein in die power-balladeske Welt des Fitnesswahns oder lasst euch in den „Protocols (Of The Elders Of Zion) Of Love“ mit streichelzarten (BACKSTREET) BOYband-Klängen und CELINE DION-Tribute in die romantische Welt der Verschwörungstheorien entführen – doch nun geHAARPt euch wohl von der Non-Metal Side des Albums!

Denn ab jetzt beschäftigen wir uns mit den tatsächlichen Metal-Songs, die auf ebenso großartig verqueren Spuren wandeln – bereits der Opener „Sober“ macht klar Schiff! Flotter Pirate-Party-Metal im ALESTORM-Stil (inklusive markig-schrägem Gesang) besingt die Wichtigkeit von Mineralwasser, Tee und Fruchtsaft für die geneigten Metalheads. Über die Ohrwurmqualitäten kosmetischer Kopfhautprobleme (mit – nicht VON!, nur zur Sicherheit... - Madeleine Liljenstam von ELEINE) wurde schon eingangs fabuliert, dass sich NANOWAR OF STEEL aber für „Pasadena 1994“ niemand geringeren als Joakim Brodén von SABATON einluden und mit ebenjenem und auch in selbigem musikalischen Stil das WM-Finale von 1994 besingen, darf getrost als Großtat gewertet werden. Dass fast der komplette Kader des damaligen Spiels in der minutiösen Rekonstruktion Platz findet, kann man nur anerkennend abnicken.

Der beste textliche Wurf gelingt NANOWAR OF STEEL aber mit „Metal Boomer Battalion“, welches mit brachial-melodischen Ohrwurmqualitäten in einem Aufwasch alles mitnimmt, was im Hirn der selbsternannten Szenepolizei verkehrt, verlötet ist. Und weil die Italiener eine absolut unterirdische, keinesfalls ernstzunehmende Kasperltruppe sind, wird als Rausschmeißer noch „The Power Of Imodium“ nachgeschoben, in dem die eigene musikalische Diarrhoe mit dezent überdrehter DRAGONFORCE-Gitarrenschlagseite und POWERWOLF-artigem Refrain therapiert wird, während dazwischen irgendwo ein akuter Verweis auf die PET SHOP BOYS und ihren Heuler „Go West“ den Darmwind symbolisiert und der finale multilinguale Stuhlgang in einem opernhaften Schlussakt (man sehe dem kleinen Schreiberlein nach, dass der entsprechende Verweis auf das sattsam bekannte klassische Stück ausbleibt – Hirn wegen Überfüllung geschlossen!) explodiert.

Wer „Dislike To False Metal“ ohne Kollateralschäden wie versehentlicher Umdekorierung von Innenwänden mittels flüssig- oder feststofflichen Nahrungsanteilen aufgrund spontaner Lachanfälle (Pro-Tipp: Nahrungsaufnahme während der Spielzeit des Albums vermeiden!) überstanden hat (der Rezensent hat – Profi halt!), der darf sich eine Runde auf die Schulter klopfen. Wer den Witz hinter der musikalischen Totaleskalation verstanden hat, ebenso – und wer ohne ein klein bisschen getroffen zu sein darüber lachen kann, der verdient den Handshake. Und nun nennt eine Band, die mit ähnlicher Leichtigkeit eine dermaßen große stilistische Bandbreite bei gleichbleibend hoher musikalischer Qualität abliefern kann. Wenn ihr mal genau darüber nachdenkt, dann versteht ihr, warum „Spaß“-Bands wie NANOWAR OF STEEL keinesfalls zu unterschätzen sind – und warum „Dislike To False Metal“ für dieses wohldosierte Kompendium nichts weiter als die gottverdammte Höchstnote verdient.

Nach diesem Manifest braucht der Geist eine Pause... (Unholy dandruff, snowing in the air...)

Sonst wird man diese Ohrwürmer nicht mehr los... (Unholy dandruff, dropping from my hair...)

Ok, ich geh jetzt Schaukeln! (Unholy dandruff, pollinate my chair...)

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!!

 

 

P.S.: Ich habe da ja eine Theorie. Während „Spaß“-Bands aufgrund ihres humoristischen Zugangs laufend geschasst werden und sich deswegen immer wieder als ernstzunehmende Musiker beweisen müssen, können sich „ernste“ Bands zurücklehnen und ab einem gewissen Kult-Faktor jeden Rotz rausballern, ohne dafür mit dem sprichwörtlichen nassen Fetzen durch die Straßen gejagt zu werden. Womit wir bei der Band wären, die für NANOWAR'sche Parodien ursprünglich Pate stand und die inzwischen beknacktere Songs abliefert als die italienischen Spaßmacher - bei „Laut und Hart, Stark und Schnell“ kringeln sich nicht nur die Gehörgänge und Fußnägel vor Schmerzen, sondern auch noch so einiges andere im Körper, das selbiges eigentlich nicht tun sollte. Da gibt man sich doch lieber das bockstarke musikalische Werk von NANOWAR OF STEEL, bei dem man ungestraft und gewollt herzlich lachen kann, bevor man von den Jüngern einer gewissen Szene-“Größe“ für betretenes Hüsteln angesichts derer elementarpädagogischer Fremdschäm-Lyrics verbal gesteinigt wird.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (01.03.2023)

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