BODYFARM - Ultimate Abomination

Artikel-Bild
VÖ: 24.02.2023
Bandinfo: BODYFARM
Genre: Death Metal
Label: Edged Circle Productions
Hören & Kaufen: Amazon | Webshop
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Ist es wirklich schon fünf Jahre her, dass eine meiner Album-Jahres-Top-Ten-Veröffentlichungen aus den Niederlanden als todesbleierne Vernichtungs-Stampede in meine Anlage stürmte und mir mit elf musikalischen Stahlmantelgeschossen gnadenlos die Trommelfelle zerstörte? "Dreadlord" erschien tatsächlich bereits 2019, und seitdem haben BODYFARM ihre Fangemeinde bezüglich eines Nachfolgers ganz schön auf die Folter gespannt.

Dies aber natürlich nicht aus Spaß an sadistischer Freude, die Geduldsfäden der Metalwelt über Gebühr zu strapazieren. Vielmehr hatten die Niederländer einen mehr als schweren Schicksalsschlag zu verkraften, als ihr großartiger Frontmann (und Bandgründer) Thomas Wouters noch vor der Veröffentlichung von "Dreadlord" mit gerade einmal 31 Jahren seinem Krebsleiden erlag. (R.I.P Thomas!) In der Folgezeit drehte sich das Besetzungskarussell sowohl intern wie auch extern. Alex Seegers wechselte vom Bass an die Sechssaiten-Axt. 2019 stieß der neue Shouter zu Band, der sich gleichzeitig den Tieftöner umschnallte. Und 2021 schlussendlich ersetzte David Shermann Quint Meerbeek an den Drums, so dass anno 2023 mit Gitarrist Bram Hilhorst nur noch ein einziges BODYFARM-Urgestein vertreten ist.

So weit, so turbulent. Natürlich stellt sich die Frage, ob das aktuelle Line-Up sich als Glückskleeblatt entpuppt und der tödliche Vierer an die früheren Großtaten anknüpfen kann. 

Um dem Fazit ein wenig vorzugreifen, jedoch trotzdem spoilerfrei im Hinblick auf die schlussendliche Bewertung, sei gesagt, dass Freunde von "Battle Breed" (2015) und der Vorgängerscheibe "Dreadlord" sich beim Hören des mittlerweile fünften BODYFARM-Langdrehers "Ultimate Abomination" doch auf einige Änderungen im musikalischen Konzept einstellen sollten. Aber das beutet ja erst mal nichts Negatives.

Der aktuelle Output startet mit "Torment" rasant im kontrollierten Galopp, und der Opener deutet die Unterschiede zum bisherigen Œuvre bereits mehr als nur an. Die Melodien wurden um einiges zurückgefahren. BODYFARM anno 2023 gehen wesentlich straighter zu Werke. Die Stück wirken insgesamt eine Spur roher und damit auch brutaler. Vermehrt schleichen sich diverse Thrash-Versatzstücke in den Sound ein und verdrängen ein ums andere Mal die bekannten Schwedentod-Reminiszenzen. Diese sind zwar nach wie vor auch vorhanden, aber doch deutlich rarer gesät als noch vor fünf Jahren. Dazu kommt – Achtung(!) eine ordentliche Schippe Black Metal, was so nicht unbedingt zu erwarten war. 

Aber keine Sorge, BODYFARM haben die ihrer Musik bislang innewohnende Melodiosität nicht vollkommen über Bord geworfen. So glänzt zum Beispiel der zweite Track "Symbolical Warfare" mit einer dezenten, aber feinen Hookline, die man schon beim zweiten Hören verinnerlicht hat und danach sofort wiedererkennt. Der erste große Höhepunkt Albums folgt auf dem Fuße. "The Wicked Red" ist eine für BODYFARM-Verhältnisse neuartige und überraschende Blackened Death (oder eher Deathened Black?) Nummer mit verschiedenen Tempi und einem absolut einprägsamen Hauptmotiv. Der Song nimmt den Hörer sofort gefangen und erzeugt eine Atmosphäre, die man aus den 90ern von den besten skandinavischen Schwarzwurzel-Combos her kennt und liebt. Die folgende Nummer blastet namensgetreu anfänglich durchaus ziemlich tyrannisch aus den Boxen, ehe die vier Herren erneut den Schalter von Tod nach Schwarz umlegen.

Doch alle bisherigen Stücke dienten trotz ihrer unbestreitbaren Klasse nur als Aufwärmübungen für DEN Übersong der neuen Scheibe. "The Swamp" gönnt sich eine schwermütige Streicher-Einleitung (in dem Stück ist die großartige Elianne Anemaat am Electric Cello zu hören), ehe der Königstrack erhaben und geradezu episch aus den Boxen mäandert. Gemäßigte Doublebass, flirrende Black Metal-Gitarren. Wenn dann der exzellente Growlgesang von Ralph einsetzt, entfaltet "The Swamp" seine wahre Größe und entpuppt sich als eine saustarke Hommage an BOLT THROWER und ASPHYX.

Nachdem "Carving Repentance" herrlich old school ballernd den notwendigen Kontrastpunkt zu "The Swamp" setzt, kann auch die zweite Albumhälfte in allen Belangen überzeugen. Die Stücke bleiben abwechslungsreich und auf hohem Niveau. "Soul Damnation" sticht als Groovemonster mit herrlichem Solo noch einmal ein Stück heraus. "Charlatan Messiah" bildet den großartigen, zuweilen ziemlich wütenden Schlusspunkt von "Ultimate Abomination". Und dann ist die knappe Dreiviertelstunde Spielzeit auch schon rum.

Fazit:

"Ultimate Abomination" ist zu 100 % BODYFARM, unterscheidet sich aber doch in einigen Belangen von den großen Vorgängern "Battle Breed" und "Dreadlord". Zum Glück bleibt bei der Entwicklung der Band die Qualität nicht auf der Strecke. So kreiert das tödliche Kleeblatt auf seinem aktuellen Album einen Sound, der zwar hier und da etwas anders klingt als gewohnt, aber durch die neuen Elemente eigentlich nur gewinnt. Die Produktion ist astrein, spielerisch, vokal und in Bezug auf das Songwriting lassen BODYFARM nichts anbrennen und servieren der Hörerschaft erneut eine großartige Death Metal-Schlachteplatte, reichhaltig belegt und gut gewürzt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (24.02.2023)

WERBUNG: Innfield Festival
ANZEIGE
ANZEIGE