ASPHAGOR - Pyrogenesis

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VÖ: 10.03.2023
Bandinfo: ASPHAGOR
Genre: Black Metal
Label: MDD Records
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Lineup  |  Trackliste

Nach „The Cleansing“ aus dem Jahr 2018 ist es längst an der Zeit für ein neues Album aus der Tiroler Schwarzmetall-Schmiede von ASPHAGOR. Wiewohl schon im sechzehnten Jahr ihres Bestehens, markiert „Pyrogenesis“ erst die vierte Vollrund-Marke des fünfköpfigen Black Metal Kollektivs. Halbgare musikalische Schnellschüsse braucht man also im Hause ASPHAGOR nicht erwarten, denn die Tiroler erlauben ihren Songs zu wachsen und sich zu entwickeln – und das merkt man auch dem neuen Album an.

Seit jeher standen ASPHAGOR für melodischen Black Metal mit moderner, druckvoller Produktion, mit feiner technischer Klinge geschnitzt, stilistisch immer wieder über die engen Genregrenzen der Schwarzmetall-Puristen hinaus lugend. Trotzdem das Album mit vielen Produktions-Verzögerungen (auch Big C. lässt grüßen) oft unter keinem guten Stern stand, schließt „Pyrogenesis“ nun nahtlos an die 2018er-Großtat „The Cleansing“ an und lässt stellenweise die Genregrenzen zwischen Black, Death und progressiven Klängen aus der härteren Ecke verschwimmen. Speziell das gekonnte Spiel mit Tempovariationen, mit denen die Tiroler mit leichter Hand jonglieren, gibt den Songs unheimliche Dynamik, die das Album nachhaltig vom stumpfsinnigen Haudrauf-Blackmetal-Einheitsbrei abhebt.

Bereits das über dreiminütige Intro, welches die tonalen Welten von ASPHAGOR langsam, doch wirkungsvoll aufbranden lässt, gibt dem Hörer den ersten Vorgeschmack, dass das folgende Album keinen Stoff für Hintergrundbeschallung bietet. Schon mit „Nine Moons“ gehen die Tiroler in die Vollen und liefern eine stimmungsvollen Song mit grollenden Riffs, garstigem Gegeifer, mythisch-bedrohlichen Chorälen und durchaus eingängigem Refrain, der überdies noch mit einer spannenden Hookline im Ausklang überrascht. Eine verdammt gute Wahl als Einstieg in das Album, da der Titel die Bandbreite der Band sehr gut umreißt. Überhaupt sind ASPHAGOR am stärksten, wenn sie gekonnt mit verschiedenen Tempi spielen, wie in „Matricide“ mit seinen breitwandig-rockigen Gitarren oder in „Pavor Nocturnus“ und seinem beeindruckenden Spannungsbogen.

Neben Fronter Morgoths kehligem Geknurre, das sich weder in Black- noch Death-Genregrenzen zwängen lässt, weiß vor allem die Variantenreiche Gitarrenarbeit ein ums andere Mal zu beeindrucken, wie im Titeltrack „Pyrogenesis“, der mit feinem Spagat zwischen elegischen Riffs, deathigem Groove und galoppierenden Thrash-Eruptionen punkten kann. Egal ob mit Black Metal atypischen Girarrensoli und schwer groovenden Passagen („Scales Of Retribution“) oder auch einfach mal Vollgas auf die Zwölf („The Mizaru Doctrine“), ASPHAGOR scheint alles leicht von der Hand zu gehen. Gerne lassen sie sich auch Zeit im Aufbau, wie im bedrohlich schleppend beginnenden „The Summoning“, das bald Fahrt in epische Schwarzmelodische Gefilde aufnimmt, sowie im Rausschmeißer „Ghost Of Aphelion“, der ein furioses Finale des Albums bietet.

„Pyrogenesis“ macht auf Augenhöhe dort weiter, wo „The Cleansing“ aufgehört hat und poliert den facettenreichen Stil von ASPHAGOR auf Hochglanz. Die gekonnten Spannungsbögen, die die Tiroler in ihren ausladenden Songs (die Fünf-Minuten-Marke wird nicht unterschritten!) kreieren, vermögen es den Hörer immer wieder mit einer unvermittelten Hookline zu fesseln, fordern aber auch den ein oder anderen Durchlauf mehr, um den kompletten Umfang des düsteren musikalischen Universums, welches hier kreiert wird, zu erschließen. „Pyrogenesis“ spielt locker auf dem Niveau seines Vorgängers und wird so manchem Connaisseur modern-melodischen Extremmetalls frohlocken lassen. Gut Ding braucht eben Weile – selten passte der Spruch besser, als bei diesem Album.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (03.03.2023)

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