AIR RAID - Fatal Encounter

Bandinfo: AIR RAID

Genre: Heavy Metal
Label: High Roller Records
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Lineup | Trackliste | Credits
ENFORCER, SCREAMER, AMBUSH, RAM, STEELWING, WOLF...die Liste hochkarätiger schwedischer Bands, die den traditionellen Heavy Metal der guten alten Achtziger feiern und zelebrieren ist lang. Doch sie wäre keinesfalls komplett ohne AIR RAID. Das Quintett aus Gotland beglückt die Hörerschaft seit 2009 mit dem vorgenannten Edelstahl-Sound der alten Schule. Und speziell mit dem Vorgänger zum aktuellen Output legten AIR RAID nicht zuletzt aufgrund des Glückgriffes mit dem damaligen Neusänger Fredrik Werner ein Album der Extraklasse vor und die Messlatte für kommende Veröffentlichungen entsprechend hoch.
Seitdem sind fast sechs Jahre ins Land gegangen. Doch nun ist er da, der neue New Wave Of Swedish Heavy Metal (NWoSHM) Kracher. Und so kurz wie (bedauerlicherweise) die Gesamtspielzeit des aktuellen Albums ist, so kurz kann man "Fatal Encounters" zusammenfassen. Acht knackige Stücke feinster, hochmelodischer, supereingängiger, mitreißender Metal, dessen Seele in den goldenen 80ern in Stahl gegossen wurde, erwarten den geneigten Hörer. Mitreißende Hooks, herrliche Singalong-Refrains, erstklassige Soli, gepaart mit überschäumender Spielfreude exzellentem Handwerk und State Of The Art Gesang veredeln das blanke Eisen in absolutes Edelmetall. Dazu ein barock anmutendes, stimmungsvolles Instrumental, and that's it!
Es fällt mir schwer, spezielle Stücke hervorzuheben, denn die Spitzenqualität der Songs bleibt von der ersten bis zur letzten Sekunde auf höchstem Niveau. Ob schnelle Tracks wie der voran preschende Opener, das speedige "Lionheart" oder der Ohrwurmgarant "One By One" oder erhaben aus den Boxen stampfende Hymnen der Marke "In Solitude" und die epische Nummer "Let The Kingdom Burn" - das Füllhorn an tollen Melodien, im Ohr bleibenden Hooks und groovenden Rhythmen versiegt nicht und macht die Scheibe zum süßen Brei für alle Liebhaber des metallischen Schlaraffenlandes.
Den Vogel schießen AIR RAID allerdings mit dem Album-Closer ab. "Pegasus Fantasy" war der erste Track des neues Albums, den ich mir angehört hatte, und ich musste erst mal schauen, ob da wirklich die richtige Platte auf dem virtuellen Teller lag. Japanische Lyrics? Die Verwirrung wurde komplett, als eine kurze Recherche ergab, dass tatsächlich eine Combo mit dem Namen AIR RAID im Land des Lächelns existiert. Die Auflösung der Geschichte ist jedoch eine ganz andere. Bei "Pegasus Fantasy" handelt es sich um eine Coverversion. Das Original stammt von der Visual Kai-Band MAKE-UP und war der Titelsong einer in Japan ungemein erfolgreichen Anime-Serie, die auf der Manga-Reihe "Saint Seiya" basiert. "Pegasus Fantasy" ist in Nippon nach wie vor ein echter Gassenhauer. AIR RAID machen den Song zu ihrer eigenen Nummer, behalten allerdings die originalen Lyrics bei, und so erhält "Fatal Encounters" zum Ende hin noch einen dezent exotisch-asiatischen Touch. Genial!
Fazit:
Die lange Zeit des Wartens hat sich gelohnt. Mit "Fatal Encounters" entführen AIR RAID uns zurück in eine Zeit, in der alles einfacher und Heavy Metal einfach nur Heavy Metal war. Keine Millionen Schubladen und Untersektionen, sondern nur purer musikalischer Stahl. Das neue Album kommt daher wie zu einhundert Prozent wie aus den glorreichen Achtzigern in die Neuzeit gebeamt. Im Hier und jetzt wurde den frischen Songs mit der alten Seele noch ein zeitgemäßer Sound verpasst, ohne dabei überproduziert zu klingen. Kein Wunder, hat doch Mischpult-Legende Patrick W. Engel das Mastering übernommen. So bleibt am Ende nur der Wehrmutstropfen der kurzen Spieldauer von gerade einmal 37 Minuten, aber dann spielt man "Fatal Encounters" einmal mehr ab, oder zweimal, oder dreimal.