THRON - Dust
Bandinfo: THRON
Genre: Black Metal
Label: Listenable Records
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Lineup | Trackliste | Credits
"Alles zerfällt eines Tages zu Staub. Alles, was je gelebt hat und auch die Symbole unserer Zivilisationen werden sich in der Unendlichkeit auflösen – egal, wie viel Macht jemand hatte oder wie schwach und klein er war."
– THRON
Wenn man es beim Lichte beschaut, sind wir und unser Wirken auf Erden im kosmischen Kontext nicht sonderlich relevant – weder zeitlich, noch örtlich, noch in Bezug auf das, was wir erreichen oder anrichten. Alles, was ist, wird eines Tages zu Staub zerfallen, zur unaufhaltsam wuchernden Entropie übergehen, in Bedeutungslosigkeit und Uniformität verschwimmen. Ein nicht mehr ganz neuer – um nicht zu sagen: leicht angestaubter – Textansatz, der aber zum Black Metal passt wie der gehörnte Ideologiepatron aus dem Erdenkeller. Was die mächtigen DARK FORTRESS vor nicht allzu langer Zeit noch wissenschaftlich beleuchteten, steht nun auch sinnbildlich Pate für das Viertwerk der Schwarzwälder Schwarzheimer von THRON – eine knapp einstündige Reise in philosophischen Fatalismus und Nihilismus, die auf den schlichten und zutreffend gewählten Titel "Dust" hört.
Dass sich das Quintett aus dem lichtarmen Wald unlängst zu einer respektablen Größe im regionalen Schwarztee-Zirkus gemausert hat, haben wir schon an anderer Stelle ausführlich beleuchtet und das meinerseits euphorisch rezensierte Drittwerk "Pilgrim" legt die Messlatte für alle nachfolgenden Releases hoch. Insofern schmerzt es ein wenig, mit dem unterschwellig ernüchternden Postulat einzuleiten, dass der staubige Vierer mich zu nicht ganz so ungehemmten Lobesreden verleiten will wie seinerzeit der photonenabsorbierende Pilgersmann. Das soll nun nicht bedeuten, dass "Dust" nicht gut geraten ist, dass auf keinen Fall. In Bezug auf das (zugegebenermaßen subjektiv evaluierte) auditive Adhäsionsvermögen behält jedoch der Vorgänger – nicht zuletzt wegen kompositorischer Glanzleistungen wie "The Reverence" – die Nase vorn.
Was "Dust" aber weiterhin gut kann, ist den Hörer mit hochtourigem Geblaste und dem erdrückenden Gewicht der Bedeutungslosigkeit vom hohen Ross der eigenen Relevanz herunterzureißen und in den schonungslosen Boden der zeitlich limitierten Tatsachen einzumassieren. Stilistisch wird der Pfad des Pilgers dabei nur marginal verlassen, d.h. der Lichtschalter bleibt weiterhin fest in OFF-Stellung arretiert. Songs wie "Dying In The Mud", "The Golden Calf" oder "The Wrong God" bieten hierbei gutklassigen Fanservice in überwiegend hoher Schlagzahl und THRON-typischer Melodieführung. Vereinzelte Heavy-Metal-Schlagseiten wie in "The Wrong God" führen den eingeschlagenen Weg konsequent fort, doch die für mich erwähnenswertesten Kompositionen sind und bleiben die melancholischen Bollwerke, die sich in puncto Stimmung meinem bisherigen THRON-Favoriten "The Reverence" annähern. So bewegt sich die Stimmigkeit in "The Eve", "Into Oblivion" und dem Rausschmeißer "Martyr" irgendwo knapp unterhalb des absoluten Nullpunkts, so dass einem beim Hören förmlich Eiszapfen am Bart anhaften…gewachsen aus den eigenen Tränen der Schwermut…an einem Sommertag mit vierzig Grad im Schatten – so, das habt ihr nun davon, ihr unwürdigen Grinsekasper da draußen [Disclaimer: ausgesprochene Beleidigungen dienen ausschließlich der allgemeinen Belustigung und sollen niemanden persönlich ansprechen, ganz gleich, ob er / sie / es GLORYHAMMER-Fan oder Schlimmeres ist]!
Um mein Fazit also noch einmal zu resümieren: THRON beweisen auf "Dust" einmal mehr Klasse, Eigenständigkeit und Wirkung, haben aber für meinen Eindruck nicht mehr so viele Überraschungen und emotionale Überflieger an Bord wie auf "Pilgrim". Das ändert natürlich nichts daran, dass es nach wie vor ein gutes Album ist und seine Urheber eine Truppe geworden sind, an der man als BM-Fan nicht mehr seriös vorbei kommt. In diesem Sinne bleibe ich dieses Mal jedoch "leider" wieder bei soliden vier Punkten – aber wie in der Einleitung schon angerissen, sind auch diese Zeilen relativ und interessieren in spätestens zweihundert Jahren (weltlich gesprochen also quasi übermorgen) niemanden mehr.