LORDI - Screem Writers Guild

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VÖ: 31.03.2023
Bandinfo: LORDI
Genre: Hard Rock
Label: Atomic Fire Records
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Lineup  |  Trackliste

Anfang 2020 referierten wir noch über das zehnte Studioalbum der finnischen Monsterrocker LORDI – drei Jahre später dürfen wir mit „Screem Writers Guild“ schon das 18. aus demselben Hause ankündigen. Falls ihr euch nun denkt, dass der Rezensent sich angesichts dieser senilen Zahlendiskrepanz in den Ruhestand verdrücken sollte, dem sei ein kurzer Exkurs ins Jahr 2021 angediehen, als LORDI das auf „Killection“ geborene Konzept auf die Spitze trieben und als Aprilscherz vier Alben ankündigten, letztendlich aber im November sieben (!) Alben unter dem Zusammenschluss „Lordiversity“ auf den Markt warfen. Jeweils in unterschiedlichen Stilrichtungen von Hardrock und AOR über Disco bis hin zu Thrash und Industrial wurden physisch geballt 78 Neue Songs über den Hörer ergossen, digital gab es die Alben im zweiwöchigen Rhythmus, verteilt über drei Monate bis ins Jahr 2022 hinüber. Neben einigen interessanten Experimenten und starken Songs, konnte man den größten Teil des Materials aber durchaus als entbehrlich bezeichnen – und jeder, der nicht gerade ein die-hard Fan der Finnen war, verlor ohnehin die Übersicht über die Schwemme der Albenveröffentlichungen.

Auch ein kleines Schreiberlein, ehemals glühender Verehrer der Finnen, klinkte sich ob der „Masse statt Klasse“- Übertreibung aus und ließ diese(n) Output(s) auch reviewtechnisch vorbeiziehen. Dass die Finnen in der Folge auch von ihrem langjährigen Label AFM abkehrten („Screem Writers Guild“ erscheint nun bei Atomic Fire) war keine allzu große Überraschung und auch dass ihnen kurz danach das einzige neben Bandchef Mr. Lordi noch verbliebene Originalmitglied verlustig ging (Gitarrist Amen verließ die Band und wurde durch Kone ersetzt), könnte man als gewisses Zeichen verstehen. Doch nun genug der Basics über die klaffende Lücke zwischen „Killection“ und dem kommenden „Screem Writers Guild“ – nun beschäftigen wir uns mit dem eigentlichen Anstoß dieser ausufernden Einleitung: dem 18. Studioalbum von LORDI.

Natürlich darf man sich, typisch für die Finnen, auf reichlich Wortspiele und Querverweise freuen – so ist der Albumtitel eine Anlehnung an die „Screen Writers Guild“, eine Vereinigung von Drehbuchautor/innen Hollywoods der 1920er bis 1950er Jahre und macht damit auch gleich den Themenkreis klar: Es dreht sich alles um die Thematik „Filme“, was sich auch in den einmal mehr detailverliebt runderneuerten Kostümen der Monster widerspiegelt. Dass das Album dann durch das zähe Intro von „Dead Again Jane“, welches sich als eigentlich sehr knackiger Song mit ordentlichem Ohrwurmpotenzial vorstellt, nur schwer in die Gänge kommt, ist etwas schade. Denn eigentlich hat das Album mit flotten Songs wie „Inhumanoid“, kantigen Titeln mit Ohrwurmrefrains wie „Lucyfer Prime Evil“ oder auch durchaus klebrigen, aber das Filmfeeling sehr gut treffenden Hymnen wie „Thing In The Cage“ einige wirklich starke Stückchen am Start.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten – die vielen überlangen Intros, die das Movie-Feeling erzeugen sollten, zerreißen den Fluss des Albums leider immer wieder und auch bei den Lyrics ist man zwischen wunderbar unterhaltenden Wortspielereien und dem ein oder anderen Kalauer mit Fremdschäm-Potenzial hin und her gerissen. Was seit gefühlten Äonen nicht funktioniert, sind LORDI und Balladen. Das rettet die Monster nicht davor, gleich eineinhalb davon auf das Album zu packen – wobei der lupenreine Schmachtfetzen „The Bride“ mit markantem OZZY-Touch noch eines der kleineren Übel in der LORDI-Diskografie darstellt.

Unterm Strich ist „Screem Writers Guild“ ein durchschnittlich gutes LORDI-Album geworden, mit einigen starken Titeln, die live zweifellos für viel Spaß sorgen werden, aber auch mit einigen Längen, wo man deutlich knackiger und pointierter hätte agieren können. Dass das Obermonster mit seiner charmant-schnoddrigen Stimme nicht immer jeden Ton trifft, braucht man nach 18 Alben nicht mehr bekritteln, aber eine Entschlackung der Titelliste und kürzere Intros bei einigen Songs hätten wahrscheinlich nicht geschadet. Ansonsten kann man sowohl als langjähriger Stammhörer, als auch aus LORDI-Neukunde ganz zufrieden mit dem neuen Silberling sein. Recht viel besser wird’s wohl nicht mehr.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (25.03.2023)

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