GRENZENLOS - AntiXtrem

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VÖ: 26.05.2023
Bandinfo: GRENZENLOS
Genre: Deutschrock
Label: RebelHeart Records
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Lineup  |  Trackliste

GRENZENLOS, die Deutschrocker aus dem Allgäu, werden zehn – d.h. die Band, nicht ihre Mitglieder. Grund genug, ihr aktuelles und sechstes Album "AntiXtrem" etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dem Verfasser offen gestanden noch nicht zu 100% in den Fokus gerückt, blieb das Quartett zumindest mit seiner Vorgängerscheibe "Mittendrin statt außen dabei" in den grauen Zellen hängen. Was haben uns die Südländer zu ihrem ersten runden Jubiläum zu sagen?

"AntiXtrem"…ein Albumtitel, der mehr Statement als Titel ist. Der Titel dürfte als lautstarke Absage an die üblichen sozialen Kassenschlager aller extremer Couleur zu verstehen sein – ein Eindruck, der auch unmissverständlich und gewissermaßen "granatenstark" auf dem Frontcover illustriert wird. Und nicht nur das – auch eingerostete, bis heute hartnäckig festgefahrene Klischees wie der innerdeutsche Ost-West-Konflikt werden im Song "Geteilt, vereint" thematisiert. Teils bis heute in den Köpfen schwelende Feindseligkeiten werden hier mit einem freundschaftlichen Unity-Chorus gekontert (dem Ossi ehrenhalber mit Ambitionen für den hochbegehrten Titel "Held der Redaktion" geht dabei das Herz auf – wogegen dem ein oder anderen Rückwärtsgewandten mit Rang und Namen in der Presselandschaft womöglich die Milch sauer wird). An und für sich ein sehr geiler Track, der aber im Refrain ein klein wenig zu engagiert im Pathos-Kübel fischt.

Wie gesagt, ein klein wenig…und wenn man es genau nimmt, war's das dann auch schon mit dem Quotengemecker, denn im Gesamtbild ist Album Nummer sechs ein sehr patentes Eisen geworden – viele gelungene Hooklines, die teils in gnadenlose Ohrwürmer ausarten (Anspieltipps: "Contenance" und "Deutschrock stirbt nie"), gegenwartsnahe wie treffsichere Texte sowie eine regional geprägte Note in Form von Fronter Martins charakteristischem Akzent und den Akkordeon-Farbtupfern in "Allgäuer Jungs". Wobei…wenn ich so darüber nachdenke…ist das eigentlich noch Deutschrock oder schon zeitgenössische Volksmusik im Diehard-Modus?! Egal…wenn ich irgendwann mal in der Hölle antrabe und feststelle, dass der selige Lemmy doch nur Kneipenwirt und Peter Steiner stattdessen der Chef ist, dann werde ich halt der stadtbekannte Trunkenbold, der Tag um Tag in des Urvaters Spelunke abhängt und über dort gezockte Konzerte berichtet…womöglich sogar über GRENZENLOS.

Sei es, wie es ist – am Ende bleibt es wie im Album-Rausschmeißer gesungen: "Deutschrock stirbt nie". Und Deutschrock bleibt Deutschrock, auch wenn er aus dem Allgäu kommt. Hierbei erweisen sich GRENZENLOS als pfiffig in der Wortwahl und vergleichsweise entspannt im Ton (man müsste heutzutage eh viel entspannter sein…"Contenance" Leute, "Contenance"…bevor uns irgendwann doch der "totale Amoklauf" droht...). Damit erspielen sie sich eine kleine Nische zwischen den Extrem-Polen ihrer Zunft – ultra-assi-prolligem auf-die-Fresse-Deutschrock à la KRAWALLBRÜDER auf der einen und wonneproppigem muss-man-liebhaben-Deutschrock nach ERNSTFALLscher Rezeptur auf der anderen Seite. Und in diesem relativ unalltäglichen Segment machen die Burschen einen schlanken Fuß – läuft gut rein! Und apropos reinlaufen: die Einladung zum kollektiven Suff mit Pressevertretern nehme ich als solcher natürlich gerne an...stellt schon mal das Bier kalt, Leute!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (19.05.2023)

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