SCAR SYMMETRY - The Singularity Phase II - Xenotaph

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VÖ: 09.06.2023
Bandinfo: SCAR SYMMETRY
Genre: Melodic Death Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Wie war das? Ein Konzept, das auf eine Trilogie ausgelegt war und im Bestfall jährlich mit einem Album auftrumpfen sollte? Ob ein Jahr oder ganze neun, was macht das schon! SCAR SYMMETRY sind seit "The Singularity Phase I - Neohuman" ein kleines bisschen durch die Releasehölle gegangen, denn seit 2014 erblickte bis zum heutigen Zeitpunkt KEIN Song das Licht der Welt, der die Trilogie vorangetrieben hätte. Mastermind Per Nilsson unterstützte zwischendurch MESHUGGAH beim Touring, dann herrschte gewissermaßen eine Müdigkeit, was SCAR SYMMETRY betrifft und DANN mussten erst Details mit dem Label besprochen werden, das in der Zwischenzeit quasi komplett umbesetzt wurde, was das Personal anbelangt. Neun Jahre später, am 09.06.2023 würde es dann endlich soweit sein! "The Singularity Phase II - Xenotaph" erblickt das Licht der Welt! Zwischenzeitlich habe ich nicht mehr an einen Release geglaubt, doch nun dürfen wir endlich den Nachfolger zu "Phase I" besprechen. 

Thematisch schließt das Konzept natürlich auch genau dort an und integriert im wuchtigen Opener "Chrononautilus" sogar ein stückweit die Melodie aus dem Rausschmeißer des ersten Parts der Trilogie. Grundsätzlich wird hier sowieso sofort dick aufgefahren mit einem Kickstart samt Roberts "widerlichen" Growls. In die Strophe mischen sich oldschoolige Sweden Death Metal Riffs gepaart mit technischen und elektronischen Spielereien, die durch den melodischen Gesang von Lars immer wieder aufgeweicht werden. Ein Start nach Maß, der sofort wachrüttelt und nicht vermuten lässt, man hätte es hier mit einer Wartezeit von neun Jahren zutun gehabt. "Scorched Squadrant" ist als erste Single erwartungsgemäß ein zugänglicher Track geworden, der ein paar fetzige Tempowechsel anstrebt und uns einen catchigen Chorus präsentiert. Einzig und allein die Cleans von Lars wirken mir insgesamt etwas zu leise abgemischt, wobei sich dieses Detail mit zunehmenden Hördurchgängen etwas in Luft auflöst. Star des Songs ist mit Sicherheit der rohe Mittelpart, wo Lars sich ordentlich austoben darf, aber auch das virtuose Solo versüßt einem dieses Intermezzo, bevor die dritte Hook nochmal etwas anzieht. Richtig spannend und fast schon progressiv kommt "Altergeist" daher, das im wahrsten Wortsinn einen "spooky" Sound anstrebt und dabei stets undurchsichtig bleibt. Wilde Parts geben sich hier die Klinke in die Hand und das Tempo bleibt fast durchgehend sehr hoch, was insgesamt einen hohen Aufmerksamkeitsgrad erfordert, um alles erfassen zu können. Eine Hook sucht man mehr oder minder vergebens, aber das Leadriff mit der spooky Melodie ist quasi Aufhänger des Songs und bietet ein Ohrwurmpotenzial der anderen Sorte. 

"Reichsfall" bietet wiederum die perfekte Symbiose zwischen Härte und Melodie, streut immer wieder wunderschöne melodische Gitarrenparts ein und serviert den vielleicht ohrwurmtauglichsten Refrain der Platte. Vor allem die letzte Hook ist spannend und präsentiert nochmal ein neues Gewand, das mich tatsächlich an die Progger von THRESHOLD erinnert. "Digiphrenia Dawn" hat fetzige "Pitch Black Progress" Vibes mit seiner düsteren Atmosphäre und lässt einen wütenden Robert samt Tiefsee Growls auf uns los. Trotzdem gelingt auch hier der Spagat hin zu mehr Melodie, wobei ich insgesamt schon eher einen aggressiveren Ton vernehme in der Gesamtheit des Songs. Das spiegelt sich auch in der Hook wieder, die feurige Doppel-Vocals mit Growls und Cleans serviert. Mein persönliches Highlight ist allerdings das verspielte "Gridworm", das sich im wahrsten Wortsinn wie ein Wurm in die Gehörgänge schleicht. Hier regiert erneut eher die harte Herangehensweise und der unscheinbare Refrain wird euch spätestens nach fünf Durchläufen auffressen, versprochen! Der spielerisch gestaltete Mittelteil erinnert mich an meine Lieblingsplatte "Holographic Universe" und bringt eine Mischung aus spannenden Vocals und elektronisch angehauchten Parts ein, ehe dann der wohl ERSTE AOR touch die Schweden erreicht hat. Richtig gelesen! Hört genau hin und ihr werdet wissen, was ich meine...

"The Singularity Phase II - Xenotaph" trotzt am Ende der langen Wartezeit von neun Jahren und serviert fast eine Stunde astreinen Melodic Death Metal, der Teil I der Trilogie für mich in den Schatten stellt. Obgleich meine Wenigkeit "Phase I" seinerzeit die volle Punktzahl spendiert hat, wird dies hier nicht zutreffen, was vor allem am unterwältigenden Rausschmeißer und Titeltrack liegt, der eine gewisse Epicness liegen lässt. Dennoch ist das Material nochmal eine Ecke vielfältiger und der leichte Prog Touch steht den Jungs sehr gut zu Gesicht. Bleibt zu hoffen, dass der finale Teil der Trilogie keine weiteren neun Jahre auf sich warten lässt...



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Sonata (12.06.2023)

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