The Ocean - Precambrian

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VÖ: 09.11.2007
Bandinfo: The Ocean
Genre: Dark Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Trivia

Absolute Sprachlosigkeit überkam mich während ich THE OCEAN’s neues Werk "Precambrian" das erste Mal lauschte.

Nach nicht ganz 90 Minuten ist dieser zu Ton gewordene Weltuntergang zu Ende, doch in Worte fassen kann ich gerade Gehörtes noch immer nicht! Ich glaube zwar zu raffen, dass von der Story her, hier jetzt eher das Gegenteil denn ein Weltuntergang besungen wird, aber auch nur irgendwie in Schleiern, ja schon fast in einem Trance artigen Zustand… Fast ein Dahindämmern mit Musikuntermalung…blieb mir im Gedächtnis…

Nach dem fünften oder sechsten Durchgang sind meine Gedankengänge ob dieser tonal-apokalyptischen Zelebrierung noch immer wirr, zerfahren, aufbrausend, durchtrieben, ja auch verzweifelt. Diverse Zwänge zerfressen mich, am Eigenen Ich zweifelnd, mit fast schon zittriger Hand, wird "Precambrian" einer an die Substanz gehenden Dauerrotation unterzogen.

Dabei ist es weniger die als Mini EP durchgehende “Hadean / Archean” CD, welche in „nur“ fünf Tracks die eher rabiate, brachiale, auch weniger nachdenkliche und lang nicht so kunstvolle Seite dieser Ausnahmecombo zeigt. Die verkehrte Welt, in der sich THE OCEAN mit ihrem neuen Mammutepos bewegen, lässt sich auch gut mit der Sturm vor der Ruhe umschreiben, wurde doch “Hadean / Archean” als CD1 abgefasst - drischt und beutelt uns mal ordentlich durch, nur um sich den Hörer für das “Proterozoic” Werk zurechtzulegen, ihn darauf mit inhumanen Mitteln vorzubereiten.

Und das befördert einen dann Direttissima in die Untiefen einer nicht für möglich gehaltenen Klangwelt, ein Sammelsurium an Gefühlen, aber auch Gefühlausbrüchen, geschichtlich, wie auch musikalisch befördern uns THE OCEAN wahrhaftig Millionen von Jahre zurück, treten unser Innerstes mit Füßen, ja trampeln geradezu darauf herum, lassen uns keine Minute, ach was sag ich, keine Sekunde Zeit um das Gehörte zu verarbeiten, geschweige denn zu erfassen, dirigieren quasi den Hörer von einer Untiefe in die andere, fungieren als Direktor eines riesigen Puppentheaters nur um uns nach einer Stunde erschöpft, verdutzt und nahezu fassungslos, ob dieses Klangkosmos der hier von den Berlinern erschaffen wurde, einfach alleine zu lassen. Das einzig profane Mittel ist der neuerliche Griff zur Playtaste, und dieser wird in Trance, fast von Geisterhand vollzogen, nur um neuerlich in den Genuss dieses symphonischen Urknalls zu kommen.

Über all die weiteren Nebengeräusche des Doppeldeckers, wie textliche Story ("Precambrian" – zu Deutsch das Präkambrium - behandelt das erste Kapitel der Evolution), der Fakt, dass manch ein Song gar mit 84 Spuren aufgenommen wurde, dass Gastmusiker vom Kaliber eines Scofield (CAVE IN, ZOZOBA, OLD MAN GLOOM), Nate Newton (CONVERGE, DOOMRIDERS), Dwid Hellion (INTEGRITY), Tomas Hallbom (BREACH), Eric Kalsbeek (TEXTURES) sowie Musiker des Berliner Philharmonie Orchesters mitgewirkt haben, oder das fantastische Artwork von Martin Kvamme, kann man an anderen Stellen sowieso in ellenlangen Abhandlungen nachlesen...

... darum heißt es hier und jetzt: "Precambrian" ist ein Album, welches einem nicht mehr loslässt, welches es beinahe unmöglich macht, auch nur einen einzigen Song zu überspringen, eine kompakte, aber zu gleich auch höchst depressive Einheit, ein Stück Kulturgut, das in seiner Gesamtheit endlich wieder einmal lange Winternächte mit gezücktem Booklet, einer beeindruckenden Konzeptstory und atemberaubender Musik zu Tage fördert, einfach ein KUNSTWERK sondergleichen und – wenn jetzt heuer nicht noch was Sensationelles passieren sollte – DAS ALBUM DES JAHRES!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Reini (23.11.2007)

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