Tiles - Fly Paper

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VÖ: 25.01.2008
Bandinfo: Tiles
Genre: Progressive Rock
Label: Inside Out Music
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Lineup  |  Trackliste

Die Detroiter Prog Rocker TILES kann man getrost als Kultband bezeichnen. Vor allem schon deshalb, weil der Begriff "Kult" impliziert, daß es sich um einen Act handelt, der trotz einer gewissen Qualität niemals den Bekanntheitsstatus erreichen wird, er ihm gerechterweise zugestanden hätte. Die Band um Hauptsongschreiber und Gitarrist Chris Herin hatte in den Neunzigern eine halbe Handvoll ausgezeichneter Platten, die in Europa mehr oder weniger unbemerkt blieben. Mit ihrem sechsten Album "Fly Paper" versuchen sie einmal mehr den Anschluß an diese Zeit zu finden.

Der Papierflieger landet mit "Hide In My Shadow", einer für TILES typischen, leicht schwermütigen, vertrackten Nummer, die im Refrain vor allem dank der starken Vocals von Paul Rarick aufblüht - und den Hörer auf die nächsten 50 Minuten einstimmt. Denn genau in dieser Tonart geht es weiter. Variationen finden statt, man muss sie allerdings etwas genauer suchen, als auf den früheren Alben. Daß einem RUSH an jeder Ecke freundlich entgegenwinken ist nicht neu und hat nicht nur mit dem Statement von Herin zu tun, der die Musik der TILES mit einer Mischung aus RUSH (jawohl!), JETHRO TULL (nunja...), QUEENSRYCHE (kaum...) und IRON MAIDEN (definitiv nein) beschreibt. Die Einflüsse, die sich in der Musik von TILES manifestieren sind jedenfalls manigfaltig und reichen von progressiven Hardrock Haudegen bishin zum Alternative Rock, wie beispielsweise partiell bei "Crowded Emptiness" (übrigens eine ganz große Nummer!), welches wieder mit Hugh Syme an den Keyboards eingespielt wurde. Ja genau, der Hugh Syme, der sonst eigentlich Covers für IRON MAIDEN, MEGADETH, DREAM THEATER und Co. zeichnet! Weitere Gaststars finden sich in Alex Lifeson von RUSH, Alannah Myles und dem Gitarristen Kim Mitchell, der bereits bei "Window Dressing" mitgewirkt hatte.

Was sich mit "Window Dressing" vor drei Jahren bereits abzeichnete, findet auf "Fly Paper" seine Fortsetzung: vier Ausnahmemusiker spielen im Paralleluniversum eines Nischengenres, pfeiffen auf Eingägigkeit und Trends ebenso wie auf große Abwechslung, und werden es daher auch diesmal sehr schwer haben, ihr Publikum in Europa zu finden. Leider. Mir fehlen neben den kurzen Akustikgitarren-Intermezzos der alten Platten diesmal vor allem die energischeren Rocker. Wo die TILES früher auch mal richtig draufgehauen haben, machen sie heute einen auf erwachsen. Auf Konserve ist "Fly Paper" eher schwer verdaulich, aber den jazzigen Jam am Ende von "Hide & Seek" würde ich gerne mal live erleben.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: adl (17.01.2008)

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