Dark Fortress - Eidolon

Artikel-Bild
VÖ: 22.02.2008
Bandinfo: DARK FORTRESS
Genre: Black Metal
Label: Century Media Records
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Bereits zum fünften Mal beehrt uns die Landshuter Schwarzheimerfraktion Dark Fortress mit einem neuen Longplayer; darüber hinaus gibt’s eine interessante lyrische Komponente UND einen neuen Mann am Mikro! Na, wenn das mal nichts ist ...

Eine Kurzbeschreibung der Inhaltsangabe gefällig? Bittesehr:
In neun Tracks beschreibt das Werk die Einführung, Entmenschlichung und überirdische Wiedergeburt einer Seele durch Spiegelmagie und Astralprojektion. „Eidolon“ (gr. für "astrales Doppel", auch "Spiegel") beschreibt ein magisches Spiegelritual. Die Oberfläche des Spiegels wird - ähnlich archaischer Orakeltechniken - im Trancezustand als Tor in feinstoffliche Dimensionen benutzt. Eine Person wird in einen Trance-Zustand versetzt und betritt durch die Oberfläche eines Spiegels eine neue Dimension. Je drei Songs formen eines der drei Kapitel des Albums…
Die ersten drei Songs beschreiben die anfängliche Anrufung von Wesenheiten aus diesen Dimensionen, aus drei verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.
Der 2. Teil ist die eigentliche Initiation, in der die astralreisende Seele entmenschlicht und von allen irdischen Verstrickungen losgerissen wird.
Teil 3 ist schließlich die Wiedergeburt "auf der anderen Seite des Spiegels".

Wie das ganze nun musikalisch klingt? Begleiten sie uns doch mal zum „Silver Gate“… ein sphärischer Auftakt begleitet den Song in eine treibende, rauhe und kalte Welt, dessen Spannung kontinuierlich aufgebaut wird und dann nahezu explodiert. Die rasenden Sechssaiter und Meister Seraph an den Drums passen sich hervorragend am neuen Vokalartisten Morean an, welcher über eine enorm facettenreiche Stimme verfügt. Egal, ob nun genreübliche Kreischlaute oder manische , nahezu surreale Laute seinen Stimmbändern entfliehen – hier hat man definitiv die richtige Wahl getroffen !

Ohne den passenden Song im Rücken wäre aber alle Liebesmüh vergeblich; schliesslich hat man mit „Séance“ und „Stab Wounds“ zwei Highlights im Backprogramm die man anno 2008 natürlich qualitativ erreichen oder sogar toppen möchte !
In meinen Augen kein Problem, schliesslich rüttelt schon der nächste Track „Cohorr“ heftigst an der schwarzmetallischen Oberliga. Ein schweisstreibender Auftakt und nahezu eingängige Abschädelparts greifen schlüssig in alptraumhafte, nervenzerfetzende Sequenzen wo sich Fronter Morean etwas an Attila Csihar´s Gesang anlehnt.
„Baphomet“ trumpft anschliessend nicht nur mit dem Gastgesang von Tom Gabriel Fischer (Celtic Frost) aus, sondern präsentiert auch eine neue Facette im DF-Sound: tribalartige Klänge unterstützen den zeitweise recht oldschool-lastigen Midtempobrecher in gelungener Art und Weise. Im zweiten Teil wird’s dann doch eine Prise experimenteller - Quasi Darkthrone meets Celtic Frost meets DF 2008. „Come with Me“? Aber gerne doch…

Den zweiten Teil der Reise eröffnet das blastlastige „The Unflesh“, welches sich nur ungern in niedere Temporegionen verirrt. Auch der orientalisch anmutende Gitarrenpart kehrt immer wieder die unheilvolle Aura nach aussen, dazwischen wird wiederum höllisches Sperrfeuer eingestreut und lässt so die Gitarrensaiten im Gleichschritt glühen. Ein (zuerst) unaufdringlich wirkendes Stück Musik, welches seine Pracht erst nach und nach offenbart…
„Analepsy“ wirkt im Aufbau dagegegn etwas komplexer, tiefgründiger. Der etwas verminderte Härtegrad und das Verharren im monolithischen Downtempo drücken den Song – nicht nur durch den weitflächigen Keyboardeinsatz – etwas in die Kategorie „HorrorMetal“. Alles andere als leichtverdaulicher Stoff…
Den liefert das kurz gehaltene „Edge of Night“ schon eher : ebenfalls im eher gemächtlichen Tempo treibt die klassische Instrumentierung sowohl Oldschool-Freaks wie auch technisch in der Jetztzeit lebende Dunkelwesen zusammen. Erreicht aber nicht ganz die Klasse der restlichen Kompositionen und bildet den Abschluss des zweiten Kapites.

„No longer Human“ ist dann wieder ein Hammersong wie er im Lehrbuch steht - ein völlig entfesselnd aufspielendes Ensemble sorgt für Gänsehaut ohne Ende; nicht nur das gesteigerte Tempo (welches DF immer wieder sehr gut zu Gesicht steht!) und das Organ von Morean lassen hier die Nackenwirbel vibrieren – auch die gespenstische Ausstrahlung des Stückes und die oberflächlich simple Gestaltung nehmen sofort gefangen.
„Catacrusis“ bedient sich zunächst thrashiger Züge, wandelt diese aber nach und nach in ein fremdartiges Antlitz um wo sich Stimmen aus einer anderen Welt zu Worte melden. Beschwörend, behäbig und ohne ein klitzekleines Anzeichen von Licht oder Hoffnung im Raum schwebt man dem Ende entgegen welches auf den schönen Titel „Antiversum“ hört.
Dieses wiederum bildet den perfekten Abschluss der Trilogie bzw. des Albums: fremdartige Gitarrenklänge und ein statisches, nahezu monoton-treibendes Gerüst flankieren den Siebenminüter, dazwischen schieben sich so manche – auf den ersten Blick – unpassende Gitarrenlicks , welche wohl aber nur den Text verdeutlichen wollen. Wird für manchen von Euch auch ein Fall für die Repeattaste, nur nicht aufgeben!

Keine Frage, Dark Fortress schaffen auch auf „Eidolon“ den Spagat zwischen Kunst und Kommerz, zwischen purer Aggression und spieltechnischer Raffinesse. Und in Punkto Finsterness und Credibility haben sie ihre Namensvetter Dimmu Borgir eh schon seit einigen Jahren überflügelt…Neben der neuen Behexen der zweite Pflichtkauf dieses noch jungen Jahres im Blackmetalbereich!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: PMH (11.02.2008)

WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE