Forever Slave - Tales For Bad Girls

Spanien und Gothic Metal, das paßt ungefähr so gut zusammen wie Finnland und Schirmchendrinks. Die berühmte Ausnahme dieser Regel konnten FOREVER SLAVE vor drei Jahren mit "Alice´s Inferno" bestätigen. Eigenständigkeit war zwar bereits damals ein Fremdwort für Lady Angellyca & Co, dennoch war das Debütalbum erstaunlich frisch und einigermassen spannend. Zwei Punkte, die man vom Nachfolger "Tales For Bad Girls" nicht unbedingt behaupten kann.

Erstmal vollzogen FOREVER SLAVE eine leichte Kurskorrektur, weg von Beauty and the Beast hin zu EVANESCENCE. Die Gitarren tiefer gestimmt und weitgehend in den Hintergrund gemischt, die fiesen Grunts gegen Modern-Shouts und teilweise harmonischen Gesang getauscht, die auflockernden Gitarrenleads vom vorigen Album auf ein Mindestmaß reduziert. Die Geschichten drehen sich nicht mehr um elternmordende Drogenjunkies, sondern um breitenwirksame (AIDS, Mißbrauch) und pseudoverruchte (gleichgeschlechtliche Liebe, Cybersex) Themen. Klingt irgendwie nach Kommerzialisierung? Jepp, und zwar auf ganzer Linie.

Schlecht? Nein, schlecht ist "Tales For Bad Girls" beileibe nicht geworden. Die Songs perln poppig anschmiegsam ins Ohr, vermutlich hat man auch schon das eine oder andere Video in petto. Im direkten Genrevergleich mit anderen modern-metallischen Gothic-Elfchen liegen FOREVER SLAVE durchaus im vorderen Drittel. Im Vergleich zum Debütalbum, das nicht nur Hoffnung sondern auch Lust auf mehr machte, präsentieren sich die Spanier aber diesmal erschreckend gesichtslos. "Tales for Bad Girls" - ein Album für Bad Girl-Wannabies.