Nine Inch Nails - The Slip

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VÖ: 05.05.2008
Bandinfo: Nine Inch Nails
Genre: Industrial
Label: Eigenproduktion
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Und er hat es wieder gemacht. Knapp zwei Monate nach dem Release des Instrumentalalbums ”Ghost I – IV” hat Mister Trent Reznor wieder ein Gratisalbum unters Volk geworfen. Der neueste NINE INCH NAILS Output hört auf den Titel „The Slip“. Schlägt man das mal kurz im Wörterbuch nach, findet man gleich als erstes das Versehen. Ob dieses Album aber wirklich ein Versehen ist, darf stark bezweifelt werden.

Back to the Roots?
Das eröffnende Intro „999.999“ führt uns mit feinen Synthie-Sounds zum ersten richtigen Track „1.000.000“, der sich als astreiner, klassischer NIN-Rocksong präsentiert. Harte, elektronische Beats treffen auf eine schön kratzend verzerrte Gitarre und man darf Herrn Reznor wieder beim Singen bewundern. Insgesamt ergibt das eine Mischung aus den eher poppigen Tracks von ”With Teeth” und den heftigen Industrialsongs von ”Year Zero”. Auch der nächste Track zeigt sich in ähnlichem Bild, allerdings fast noch eine spur heftiger und verdrehter. Somit erinnert „Letting You“ schon fast an die guten alten „Broken“-Zeiten. Die nächsten beiden Songs, „Discipline“ und „Echoplex“ konnte man schon im Vorfeld downloaden. Die zwei sind die vielleicht zugänglichsten Songs von „The Slip“, ziemlich melodieverliebt und tanzbar und beim ersten Durchgang möglicherweise etwas gewöhnlich. Aber speziell „Echoplex“ offenbart erst nach mehrmaligem Hören seine Größe! Auch „Head Down“ zeigt sich als klassischer NIN-Song: schräge, harte Strophe mit relativ aggressivem Gesang und wunderbarer Refrain.

Ambient is King!
Dann kommt ein kleiner Wechsel. „Lights In The Sky“ ist eine nur von Trents Stimme und Klavier getragene Ballade, die speziell beim leicht dissonanten Refrain an jüngere RADIOHEAD-Arbeiten erinnert. Für mich ein großer Track, der in der Tradition von Songs wie „Hurt“, „The Great Below“ oder „Home“ steht. Mit direktem Übergang geht’s weiter zum längsten Song der Platte. Das über 7 Minuten lange Instrumental „Corona Radiata“ hätte auch perfekt auf „Ghost I – IV“ gepasst. Drone-Beats und Ambient-Sounds bestimmen die ersten 4 Minuten, bevor sich der Song zum Ende hin noch mal steigert. Auch „The Four Of Us Are Dying“ kommt ganz ohne das Organ von Trent aus, zeigt sich allerdings von der etwas lauteren und verschrobeneren Seite. Das Anfangsmotiv wird immer weiter aufgetürmt, bevor es nach 3 Minuten verschwindet, nur um zu Ende nochmals mit mehr Energie wiederzukommen. Den Abschluss bildet „Demon Seed“, das ebenfalls von seinem Aufbau lebt. Wie alle Tracks mit Gesang startet es mit einem künstlichen Drumbeat, um immer mehr Schichten von Klängen zuzulegen. Trents Stimme ist dabei zu Beginn noch verhalten und nur leise zu vernehmen, kommt aber auch mit Dauer des Songs immer deutlicher zur Geltung. Auch hier bricht die Dynamik bei 3 Minuten beinahe komplett ab. Ein Mix aus verschiedenen Sounds, über- und nebeneinander gelegt, führt zum finalen Ausbruch, bevor der Song und somit das Album ganz abrupt enden.

In „Discipline“ singt Trent „I need your discipline, I need your help“. Angesichts dieser Veröffentlichungswut und Kreativphase, die er derzeit durchzumachen scheint, glaube ich allerdings kaum, dass er wirklich Hilfe braucht. Das Album sollte am besten als das angesehen werden, was es ist: ein Bonus, ein Zuckerl für Fans. Mit großartigen Songs, die vielleicht insgesamt nicht ganz das einlösen, was man von einem regulären NIN-Album erwarten würde (immerhin sind von 44 Minuten knapp 14 instrumental gehalten), kann es im Vergleich natürlich nicht vollends überzeugen, aber das macht ja eigentlich nichts. NIN sind zurück, auch wenn sie nie weg waren. Zumindest Trents Stimme kann hier ein Comeback feiern. Holen kann man sich „The Slip“ hier.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: chris (07.05.2008)

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