Marionette - Spite

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VÖ: 28.04.2008
Bandinfo: Marionette
Genre: Metalcore
Label: Listenable Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits  |  Trivia

MARIONETTE aus Schweden gehen für eine Metal-Band einen relativ gefährlichen Weg. Sie kombinieren Elemente der ursprünglich aus Japan kommenden Visual-Kei-Szene mit Metal und Hardcore. Das Ganze sieht auf den ersten Blick wie eine x-beliebige Emo-Band aus, die ausnahmsweise den bösen Blick probiert. Zu Gute halten muss man den 6 Jungs allerdings, dass sie nicht nur auf Promo Fotos „böse“ ausschauen können, sondern auch noch so klingen.

Denn mit ihrem Album „Spite“ haben sie wirklich einen Hass-Batzen in die Welt geschoben. Hier vermischen sich die unterschiedlichsten Metalspielarten zu einem homogenen Ganzen. Schon der Opener „Parasite“ verdeutlicht, dass hier keine Gefangenen gemacht werden. Da knallt es nur so aus den Boxen, dass es eine wahre Freude ist. Zu Beginn könnte man meine, hier wird „nur“ Metalcore mit ein paar Keyboardsounds gemischt, aber das wäre zu kurz gefasst. Der epische Refrain mit leichtem Gothic-Feeling gibt dem Song schon bald eine neue Facette. Und in dieser Spielart geht es dann auch weiter. Midtempo-Passagen werden zwar speziell bei den Refrains gerne gespielt, allerdings ist hier alles so zugepflastert mit Synthie-Klängen, Solo-Gitarren und Blast-Beats, dass man das gar nicht so bewusst mitbekommt. Ansonsten wird hier eher die schnelle Gangart bevorzugt. Garniert wird das Ganze mit dem schönen Gekeife des Fronters Axel, der auch für das Artwork der Platte zuständig ist. Hin und wieder werden etwas langsamere Passagen eingebaut (etwa die Bridge bei „Legion“), nur um dann mit umso mehr Power durchzustarten. Song Nummer 3, „Release“, erinnert gar kurz an eine leichtere Version von BEHEMOTH. Leider hängt die Platte in der Mitte mit den drei kurzen Songs „Closed Doors“, „Burn Me“ und „In Spite“ etwas durch, aber der Schluss kann mit Brechern wie „To Make Men“, „This Pain That We Refuse“ und dem vielleicht besten Song der Platte, „Black Hand“, wieder vollends überzeugen.

Das einzige Problem bei MARIONETTE könnte sein, dass man sich an den Sound und die Songstrukturen erst gewöhnen muss. Teils sehr verschachtelt und komplex kommen da die Arrangements daher und wollen erst mal dechiffriert werden. Das kann schon den einen oder anderen Hördurchgang benötigen. Auch die Produktion, die die Songs zwar perfekt in Szene setzt, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Zwar hat die Band Hardcore-Anleihen, aber nicht genug, um quasi auf Albumlänge diesen Gitarrensound zu rechtfertigen. Allerdings ist auch das eine Gewöhnungssache. Wahrlich ein Genuss ist die Stimme von Axel, der zwar meistens klassisch schreit, aber hin und wieder tief in die Death-Growls hineinrutscht oder auch (aber nur ganz selten) mit cleanen Vocals überzeugen kann.

Für ein Debüt (nach zwei Demos) ist diese Platte mehr als ordentlich geglückt und auch wenn man auf dem ersten Blick nicht glauben kann, dass hier 6 junge „Emos“ eine Mischung aus Metalcore/Death/Black/Gothic/Hardcore und japanischen Einflüssen fabrizieren, so sollte man MARIONETTE doch eine Chance geben. Wenn beim nächsten Album die komplexen Songstrukturen noch etwas besser geordnet werden, kann man sich bestimmt Großes erhoffen.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: chris (05.06.2008)

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