Diphtheria - To Wait For Fire

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VÖ: 00.00.2008
Bandinfo: Diphtheria
Genre: Heavy Metal
Label: Pitch Black Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits  |  Trivia

Metal aus Zypern bekommt per se einen exotischen Touch zugewiesen, da eben kaum ein Metalhead eine Band aus Zypern kennt. DIPHTHERIA wird ebenfalls kaum jemand kennen: Obwohl die Herren seit 1993 aktiv sind, liegt nun die allererste ‚full length’-Veröffentlichung vor.
Der traditionelle Metal scheint ja momentan zu einem problematischen Bereich der miesen Klischees und eunuchoiden Sänger zu verkommen. Aus diesem Grund, und der Tatsache, dass griechisch sprachige Bands zwar im extremen Metal oft brillieren, aber in den traditionellen Spielarten einigermaßen untergehen, wurde nur wenig Hoffnung in DIPHTHERIA gesetzt.

Doch man muss ihnen zugestehen, mit “To Wait for Fire“ ein äußerst interessantes Werk veröffentlicht zu haben, das keineswegs mit Klischees um sich wirft oder in die übelsten Kitscheimer greift. DIPHTHERIA gehen dabei äußert vielseitig und abwechslungsreich vor: Dies betrifft sowohl die Ausrichtung des Songmaterials als auch die Qualität der Songs!
Dabei orientieren sich die Musiker um Sänger Nicholas Leptos und Gitarrist/Labelchef Phivos Papadopoulos hauptsächlich an amerikanischen und britischen Strömungen des Metal. Der teutonische Stil bleibt demnach großteils außen vor.
So beginnt z.B. “Ending Ceremony“ mit erdigen Riffs und einem sehr präganten Bass. Wie auf den meisten Tracks wird das Tempo variiert: In diesem Fall dient der Mittelteil als atmosphärischer Ausgleich zum sehr direkten Rest des Songs.
Richtig interessant wird’s dann bei den darauf folgenden Tracks “I Believe“ und “Behind the Mirror’s Eye“, die jeweils mit tollen Refrains ausgestattet wurden. Um die Chose nicht zu klebrig werden zu lassen werden z.B. bei zweiterem Track geschickt Gitarrensoli eingestreut.
Ob man nun epische Tracks mit viel Atmosphäre (“As Darkness Casts it Veil“), flotte Rocker (“Living to Die“) oder gar rein akustische Songs (“God Wanted (Apply here)“) genießen möchte: DIPHTHERIA haben für jede Laune das richtige musikalische Mittel dabei!

Obwohl der gute Eindruck eindeutig überwiegt, ist keineswegs alles Gold was glänzt:
Die Produktion ist wenig druckvoll, vor allem was den Gitarrensound und den Drumsound anbelangt. Da wäre einiges an Verbesserungspotenzial vorhanden.
Leider befinden sich auch manche Durchschnittssongs auf dem Album: Z.B. “Sleeping with the worms“ ist einfach zu unspektakulär und “Save Me“ wird allenfalls durch den hellenisch-folkigen Akustikteil und das darauf folgende Gitarrensolo gerettet.
Zudem wurden auf dem eigentlich guten “Living to Die“ plötzlich weibliche Vocals verwendet, die einfach nur katastrophal sind und für Heulbojenalarm sorgen!

Doch dies täuscht nicht über die insgesamt sehr gute Bandleistung hinweg. Sänger Nicholas wird zwar kein zweiter Bruce Dickinson (dafür wirkt seine Stimme teilweise zu dünn und flach), doch hat er ein vielseitiges Organ mit dem er durchaus zu gefallen weiß. Vor allem bei dem starken “Start Again“ weiß der Sänger vollends zu überzeugen mit einer Bandbreite an dargebotenen Emotionen.

Insgesamt ist “To Wait for Fire“ ein überraschend starkes Album einer außerhalb Zypern’s gänzlich unbekannten Band geworden. Freunde des traditionellen Heavy Metal der ganz, ganz alten Schule sollten ein Ohr riskieren. Mit etwas gutem Willen und einem zugedrückten Auge bezüglich der wenig druckvollen Produktion verdienen sich DIPHTHERIA knappe vier Punkte!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: El Greco (28.07.2008)

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