Jeff Loomis - Zero Order Phase

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VÖ: 22.08.2008
Bandinfo: Jeff Loomis
Genre: Instrumental / Shred / Fusion
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Jeff Loomis, seineszeichens Gitarrero bei den Metalgods von Nevermore, wuchtet also einige Monde nach dem fürstlichen Album von Sänger Warrel Dane auch ein Soloalbum auf den überfüllten Markt . Rein instrumental gehalten, dafür aber mit einigen namhaften Gästen unterstrichen – und dazu im allerbesten wie hochmodernen Sound. Allein beim Coverartwork musste ich irgendwie an die letzte Schandtat von DarkTranquillity denken – da muss wohl Niklas Sundin seine Finger irgendwie im Spiel gehabt haben…

Doch der Reihe nach: „Zero Order Phase“ – ein Sologewichse von knapp 55 Minuten oder doch mehr ? Schwierig zu sagen. Immerhin ist das virtuose Gitarrenspiel hier nicht in herkömmlichen Songstrukturen gefangen, doch genauso wie man Nevermore schätzt wird so mancher Fan hier wohl Probleme haben bzw. hier seinen Mann stehen können.
Und los: Leichtfüssige Griffbrettakrobatik und melancholische Schwebeparts bestimmen das sehr geil betitelte „Shouting Fire at a Funeral“. Nahezu doomig, proggig und der Hauptband alles andere als unähnlich erlaubt sich hier Loomis instrumentale Ausritte auf natürlich schwindelerregendem Niveau. Auch die beiden nachfolgenden Stücke sind von der Ausrichtung ähnlich strukturiert, verknüpfen beinahe thrashige Powerchords mit gefühlvollen (Halb)akustikteilen zu einem homogenen Ganzen, welches aber wohl nicht nur mir etwas ZU steril klingt. Irgendwie wartet man doch drauf dass sich im Verlauf der Spielzeit eine Stimme erhebt und dem ganzen eine andersgelagerte Dynamik unterjubelt … Aber ? Die Kompositionen wachsen. Nicht alles was unterwegs eingepackt wird ist Gold, aber immer noch mehr als gehobene Mittelklasse. Und durchaus hörenswert, was bei einem Saitenakrobaten vom Schlage Loomis ja von vornherein klar war.

Für Instrumentalpuristen ist das sicher eine lohnenswerte Angelegenheit, zumal auch die Songs nicht immer nach Schema F konstruiert wirken und einige sehr gelungene Minuten in die egozentrische Solowelt eingeschleust werden.
Beispiel „Jato Unit“ – das Duell mit Ron Jarzombek (Watchtower) endet für meine Begriffe unentschieden, trotzdem artet das Ganze nicht zu einem Hirnfick mit Endlosgedudel aus, sondern harmoniert entschlossen miteinander und nicht gegeneinander. Ruhige, bombastische Töne bringen mich bei „Azure Haze“ dazu, zum Kopfhörer zu greifen und abzuschalten … Dafür steht bei der Progabfahrt „Cashmere Shiv“ der Bass mehr als nur einmal dominant im Vordergrund und erinnert mitunter leicht an Steve DiGiorgio von den Frickelkünstlern Sadus, wirkt aber etwas zu zerfasert um jetzt 100% zu glänzen.
Absolutes Hightlight ist mMn das Klangspektakel „Race against Disaster“ - wild, treibend und atmosphärisch vibrierend durchläuft hier Chefkoch Jeff mitsamt dem Corpse-Klampfer Pat O´Brian sämtliche Stadien der Vorhölle , da fallen die restlichen – durchaus gelungenen wie facettereichen Eruptionen - etwas ab. Und trotzdem macht es Spass hier bis zum Ende durchzuhalten, auch wenn das beim Erstkontakt noch durchaus schwerfiel.

Klar sind Instrumentalalben mit Jazzanleihen (die desöfteren unter der Oberfläche brodeln) heutzutage nicht mehr usus, trotzdem denke ich die Intention von Loomis dahinter zu erkennen: „Mach was dir vorschwebt, wen es dann dem Endverbraucher gefällt: Gut. Wenn nicht: auch Gut“. Kommerziell ist das Ganze eh schwer verwertbar, daher werden Gedanken dieser Art wohl kaum eine Rolle beim Ausarbeiten gespielt haben.
Und: Schliesslich wird die „Zero Order Phase“ wohl auch kaum livetechnische Nachwehen haben, starten doch schon in Bälde die Arbeiten zum neuen NEVERMORE-Machwerk … Und darauf kann man sich wohl jetzt schon freuen; dafür gibt’s zur Überbrückung eben Warrel Dane oder Jeff Loomis Solo auf Silberplaste.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: PMH (22.08.2008)

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