Ivanhoe - Lifeline

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VÖ: 26.09.2008
Bandinfo: IVANHOE
Genre: Progressive Power Metal
Label: Silverwolf Productions
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Lineup  |  Trackliste

Irgendwo zwischen Dream Theater, Queensryche und Metallica soll der geneigte Fan das Schaffen der deutschen Prog-Instituttion IVANHOE einordnen können; und bereits nach den ersten paar Takten ihres neuen Silberlings "Lifeline" muss man dem Promotext durchaus eine gewisse Wahrheitsnähe attestieren. Interessanterweise beginnt die Historie der Band schon in den späten Achtzigern, und auf den ersten drei Alben der Band stand auch noch niemand geringerer als der heutige BRAINSTORM- und SYMPHORCE-Shouter Andy B. Franck bei den Recken aus Deutschland hinter dem Mikro. Nach dessen Ausstieg gelang den Herren erst anno 2005 mit Neo-Sänger und Musicaldarsteller Mischa Mang das Comeback mit dem Album "Walk In Mindfields", und auch im Jahre 2008 schickt man mit "Lifeline" nun ein weiteres Album ins Rennen.

Und wie schon erwähnt - Fans der oben genannten Bands werden hier nicht enttäuscht. Schöne Gitarrenmelodien wechseln sich mit rhythmisch interessanten Prog-Passagen ab, Sänger Mischa passt durchaus ganz gut ins Gesamtgefüge (wenngleich auch für mich persönlich er einer der wenigen Kritikpunkte an dem Album ist, dazu aber gleich), und auch die Produktion ist für ein Prog Metal Album deutlich druckvoller ausgefallen, als man das sonst aus dem Genre kennt.

Bei den Songstrukturen lassen sich IVANHOE freilich auch nicht lumpen - hier bewegt man sich meist abseits ausgetretener Pfade, und so stellt sich "Lifeline" als interessantes Album dar, das sich kaum beim ersten Durchlauf wird im Ohr festsetzen können, welches dafür einen umso höheren Wiederholungs-Faktor hat und auch beim fünften oder zehnten Durchgang noch nicht langweilig ist, da man immer wieder neue Details entdecken kann.

Und so wäre IVANHOE hier auch der ganz große Wurf gelungen, wenn, ja wenn es nicht doch ein paar kleine Kritikpunkte gäbe. So einerseits der für mich immer wichtige "Ohrwurm-Faktor". Denn wenn auch die Melodien auf "Lifeline" durchaus gefällig sind, und IVANHOE mit Sicherheit mit weit weniger Dissonanzen arbeiten als andere Prog-Metal-Truppen, so sind doch die absolut zwingenden Hooks (die man bei aller Progressivität dennoch haben sollte) eher rar gesät. Dies aber ist nur das kleinere von zwei Übeln - das andere ist IVANHOE Segen und Fluch zugleich, und zwar in der Form von Fronter Mischa Mang.

Während es nämlich unbestreitbar ist, dass der Herr ein sehr talentierter Sänger ist, übertreibt er es meines Erachtens einfach über weite Strecken auf diesem Album. Gerade bei ruhigeren Passagen, bei denen er sich stilistisch auch mal im Fahrwasser von Daniel Gildenlöw (PAIN OF SALVATION) bewegt, blitzt immer wieder ein sehr charismatisches, gefühlvolles Organ durch - dass sich dann leider bei den restlichen achtzig Prozent der Gesangspassagen künstlich dramatisiertem und nach kurzer Zeit unglaublich anstrengendem Geschrei hingibt. Und das trifft leider überhaupt nicht meinen Geschmack. Es ist natürlich gut, einen Sänger in seinen Reihen zu haben, der auch ordentlich Druck und Power in seiner Stimme hat. Aber darunter verstehe ich jedenfalls nicht, einfach nur andauerend regelrecht ins Mikro zu brüllen, um so (vermeintlich) einen höheren Grad an Emotionalität und Ausdruck zu erreichen. Dieser Schuss geht nämlich für mich gewaltig nach hinten los, denn so kann man kaum die durchaus guten Songs konsumieren, wenn man dauernd von dem kreischenden Organ des Fronters abgelenkt wird, das sich so überhaupt nicht an klar definierte Gesangslines halten will und scheinbar dauernd "experimentieren" muss. Das ist leider überhaupt nicht mein Bier, und das kostet heute auch IVANHOE eine absolute Höchstwertung.

Denn das Songmaterial auf "Lifeline" ist wie erwähnt aller erste Güteklasse, und auch die Produktion ist astrein geworden - nur Sänger Mischa sollte man mal ein bisschen ins Gewissen reden, ob manchmal nicht weniger mehr ist. Dass er singen kann, das hört man. Nur sollte er es auch öfter tun. Denn dann steht IVANHOE der Weg (zurück?) an die Spitze der deutschen (und auch internationalen) Prog/Power-Metal Szene weit offen. Mit "Lifeline" ist sicher ein weiterer wichtiger Schritt getan, und wenn die Herren so weitermachen, würde es mich nicht wundern, bald wieder von ihnen zu hören. Freunde von Bands wie PAGANS MIND, QUEENSRYCHE, PAIN OF SALVATION oder natürlich DREAM THEATER sollten also allemal hier reinhören.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Dragonslayer (20.09.2008)

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