Serenity - Fallen Sanctuary

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VÖ: 29.08.2008
Bandinfo: SERENITY
Genre: Power Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste

Endlich ist es soweit! Mit 29. August dieses Jahres erschien der heißerwartete Nachfolger zum saustarken Debut "Words Untold & Dreams Unlived" unseres heimischen Prog/Powermetal-Exports Nummer Eins, SERENITY. Und - das kann schon vorab gesagt werden - mit "Fallen Sanctuary" geben sich SERENITY keine Blöße, nehmen keine Gefangenenen, sondern gehen, wenn das möglich ist, sogar nocht facettenreicher zu Werke als bei ihrem Erstling, und können auf ganzer Linie überzeugen. Aber alles dere Reihe nach.

Zunächst fällt einmal auf, dass SERENITY auf dem Artwork einen etwas anderen Stil als auf dem Debut verpasst bekommen haben - weg sind die zarten Schnörkelleien, dafür gibt es ein etwas auffälligeres Bandlogo in Gold. Auch das Coverartwork und das Design des CD-Aufdruckes selbst wurden ein bisschen in Richtung KAMELOT hingetrimmt, und das ist sicher kein Zufall - waren doch SERENITY bereits mit den amerikanisch-norwegischen Prog/Power-Kollegen auf Tour, and es wird auch eine ähnliche Klientel angesprochen. Aber genug von optischen Eindrücken - man lasse die Musik für sich sprechen!

Und die hat es in sich. Gleich beim fantastischen Opener "All Lights Reversed", wohl einer der stärksten Nummern, die Serenity je geschrieben haben, geht man in die Vollen: Opulente Orchestration, massive Chöre, umfangreiche Arrangements und ein göttlicher Refrain machen diesen Track alleine schon fast zu einem Kaufgrund für das Album. Aber - glücklicherweise - geben sich SERENITY damit keineswegs zufrieden.

Mit "Rust of Coming Ages" hat man dann einen etwas härteren Song am Start, der auch mal durch gegrowlte Vocals aufgepeppt wird; und hier erinnern SERENITY auch vom Songwriting her einmal mehr an KAMELOT, aber auch Soundelemente wie man sie von AYREON kennt, blitzen hier immer wieder durch.

Bei "Coldness Kills" lässt man dann wieder das Orchester auf die Meute los, beginnt der Track doch mit einem sehr schönen Streicher-Intro, um dann in eine leicht von NIGHTWISH inspirierte Nummer überzugehen, bei der auch mal Akustik-Gitarren zum Einsatz kommen; und ab hier merkt man deutlich eine Weiterentwicklung im Sound von SERENITY - man präsentiert sich vielseitiger, lässt viele Elemente verschiedenster Stilrichtungen und auch anderer Bands einfließen, und bleibt trotzdem immer noch SERENITY - Hut ab davor, eine solche Gratwanderung ist schwer und wird nur von den wenigsten Bands gemeistert; SERENITY gelingt sie jedoch souverän und bestätigt damit nur ihren Status als sehr kreative Band mit einem sehr guten Gespür für eine Art des Songwriting, die eingängige und emotionale Melodien mit interessanten und anspruchsvollen Instrumentalparts kombiniert. Und der Rest des Albums soll diesen Eindruck nur bestätigen.

Denn mit "To Stone She Turned" haben SERENITY dann wieder eine Up-Tempo-Nummer am Start, die auf Grund der - für die Verhältnisse der Band - vergleichbar geradlinigen Songstruktur auch durchaus gut als Single geeignet scheint, und mit einem drückenden Doublebass-Chorus aufwarten kann.

Die folgende Ballade "Fairytales" ist eigentlich auch der einizige Song auf "Fallen Sanctuary", der meinen Geschmack nicht hundertprozentig trifft. Zwar ist es gut, auch mal eine richtige Ballade am Start zu haben; leider ist der Track aber vom songwriterischen Faktor her doch relativ auf das Wesentliche beschränkt - Pianopassagen, versetzt mit dezenten Streichern, später dann auch ein paar Gitarren; und während der Song arrangement-technisch (u.a. mit weiblichen Guest-Vocals) durchaus ein paar Gustostückerln bieten kann, ist es vor allem der Text, der mich bei dieser Nummer nicht restlos überzeugen kann. Ich weiß nicht, warum - manche Passagen scheinen mir ein bisschen "aus dem Ärmel geschüttelt", was so gar nicht zu dem sonst von SERENITY eigentlich immer an den Tag gelegten Perfektionismus bis ins kleinste Detail passen mag. Freilich ist auch "Fairytales" kein schlechter Song - für mich aber jener, der nicht ganz das extrem hohe Level des restlichen Materials halten kann. Dennoch fügt sich auch "Fairytales" sehr gut ins Gesamtkonzept des Albums, und stellt eine gute Überleitung zu "The Heartblood Symphony" dar, einem sehr düsteren, atmosphärischen Track der wiederum phasenweise an KAMELOT erinnert, ohne jemals aber wirklich deren Stil zu kopieren - ein weitere Attest für die Qualität des SERENITYschen Songwritings.

Es folgt dann die erste Single, "Velatum", zu der ja bekanntlich auch ein - wie ich sagen muss, sehr gut gelungenes! - Video erschienen ist. Beginnend mit akustischen Gitarren und sparsamer Instrumentalisation, könnte dieser Track auch sehr gut die Handschrift eines Arjen Anthony Lucassen tragen; und auch das kann als absolutes Kompliment verstanden werden! Dennoch ist "Velatum" bestimmt eine interessante Wahl für eine Single; es bleibt zu hoffen, dass SERENITY damit aber jedenfalls genug Airplay in Radio und Fernsehen bekommen, um ihren Bekanntheitsgrad auch außerhalb Österreichs um ein Vielfaches zu steigern!

"Derelict" beginnt dann wieder mit einem ruhigen Piano-Intro, um dann in einen bombastischen Kracher mit starkem Riffing überzugehen, der mit vielen Elementen "modernerer" Stilrichtungen des Metal arbeitet, und im Refrain mit einem Chor-Sologesang-Duell aufwarten kann. Und so stellt auch dieser Track mit Sicherheit eine der "progressiveren" Nummern auf "Fallen Sanctuary" dar.

Mit "Sheltered (By The Obscure) begibt man sich dann zu Beginn in klassischere Powermetal-Gefilde - ein schönes, mittelalterlich-folkloristisches Thema mit Streichern und Flöten leitet diesen Song ein, der sich dann zu einem atmosphärisch sehr dichten Erlebnis entwickelt, das auch auf einer Über-Scheibe wie Kamelots "Black Halo" einen absolut angemessenen Platz gefunden hätte. Umso besser für SERENITY allerdings, dass dieser Song ihrer Feder zuzuschreiben ist!

Den offiziellen Abschlusstrack stellt dann "Oceans of Ruby" dar, der nun wiederum an ANGEL DUST erinnert, und durch erneuten Einsatz von Growls und des aggressiveren Riffings im Verse zu einer der härteren Nummern wird - ehe dann im Mittelteil wieder das Piano die Führung übernimmt und ein sehr gefühlvolles Solo begleitet. Und in der Limited Edition, die im schönen Digipack erhältlich ist, gibts dann noch als Draufgabe die Nummer "Journeys End", eine schöne, ruhige, Akustiknummer, die das Album auf einem schönen Akkord ausklingen lässt.

Fazit: Mit "Fallen Sanctuary" bestätigen SERENITY jedenfalls ihren Status als Österreichs melodische Metal-Band Nummer 1 - eine wiederum saustarke, druckvolle Produktion, schön eingängige, melodische Songs und starke Individualperformances aller Musiker machen das Album zu einem rundum gelungenen Hörgenuss. Ein bisschen zurückgeschraubt haben SERENITY allerdings den "Prog"-Anteil in ihren Songs, was teilweise natürlich gut ist und der Eingängigkeit der Nummern zuträglich; andererseits waren es ja gerade auch immer die etwas vertrackteren Passagen, die SERENITY noch den nötigen Touch an Eigenständigkeit gegeben haben. Bei aller Rafinesse im Songwriting, und den vielen versteckten Details, die man erst beim mehrmaligen Durchhören entdeckt, wirkt "Fallen Sanctuary" fast ein bisschen zu brav, was die Experimentierfreudigkeit angeht. Das tut der Qualität des Albums zwar keinerlei Abbruch - es handelt sich hier bestimmt um eines der besten Releases im melodischen Metal Bereich dieses Jahres - allerdings könnten SERENITY auf dem (hoffentlich bald erscheinenden) Nachfolger gerne wieder ein wenig mehr Gas gaben. Mir persönlich gefällt die von mancher Seite kritisierte Steigerung des Bombast-Faktors allerdings sehr wohl, und verleiht Songs wie "All Lights Reversed" noch mehr Wucht.

Alles in allem liefern SERENITY hier wieder ein sehr starkes Album ab, das, so glaube ich doch, die Erwartungshaltung erfüllen kann, und für das man wohl jedem Fan von genannten Bands wie KAMELOT, AYREON oder auch ANGEL DUST eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen kann! Für die Zukunft bleibt SERENITY nur zu wünschen, dass sie den so erfolgreich eingeschlagenen Weg weiter gehen können, sich auch musikalisch immer weiter entwickeln und viele Touren und Shows mit namhaften Genrekollegen absoliveren dürfen - denn dann steht ihnen eine mehr als rosige Zukunft in der Oberliga des melodischen Metals unzweifelhaft bevor!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Dragonslayer (12.09.2008)

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