Diagonal - Diagonal

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VÖ: 20.10.2008
Bandinfo: Diagonal
Genre: Psychedelic Rock
Label: Rise Above Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Diagonal sind alles andere als „very British“. Die Geschichten ihrer früherer Liveauftritte sind (Infozettel)legendär, die Musik ist dabei alles andere als easy-listening Material , das Aussehen und Auftreten eher 30 Jahre in der Vergangenheit angesiedelt - ein grosses „fuck off“ an all die Plattheiten der musikalischen Neuzeit würde wohl zu Ihnen passen; Gentleman-like lässt man aber solche Entgleisungen nur tonal, nicht verbal ab…

Fünf überlange Stücke, geschaffen von einem Septett welches gleich an mehreren musikalischen Fronten beheimatet ist – das ist die Essenz vom gleichnamigen Debüt „Diagonal“: Kopfhörer auf, Scheuklappen weg und ab geht die Fahrt…
Die Detailverliebtheit zur Linken, der exzessive Progrock der 70er zu Rechten - schon steht man mit beiden Beinen (oder Ohren) im „Semi Permeable Men-Brain“. Eine ausufernde Instrumentalstrecke mit Bläsereinsätzen, Saxophon, Hammondorgel, sporadisch wie warm-wohligem Gesang verbindet harmonische wie disharmonische Progabfahrten, der Sound tönt facettenreich und - gekonnt wie gewollt – nach einer Zeit die musikalisch alles andere als banal oder armselig war. Ihr wisst schon… Die 70er Jahre sind im Sound von DIAGONAL allgegenwärtig: da treffen psychedelische Keyboardabfahrten ala early DeepPurple auf jazzgeschwängerte Eskapaden, Hippie-Power auf The Doors, Warhorse auf Progrock der Marke Rush; Tribalcollagen auf Soundexperimente der schönsten Art - und schon sind weit über 10 Minuten vorbei ! Und das ohne eine Sekunde Langeweile…

Klarinette, Saxofon, Minimoogs, Mellotrons sowie spacige Gitarrenbilder bilden die Antithese zum digitalisierten Soundbild der Jetztzeit (hier klingt alles echt & analog ummantelt) und schaffen dabei bei „Child of the Thunder God“ ein gelungenes Wiedersehen mit den Altmeistern von Genesis - der verzerrter, trippige Gesang nebst einen perlend-trockenen Drumteppich bilden dabei gekonnte Kontrastpunke. Schwermütiger als auch ruhiger, fast in sich gekehrt fällt die „Todeswache“ aus - eine Collage aus warm fliessenden Akustikteilen, Jamfetzen und jeder Menge Melancholie – zum Schluss leicht aufbrausend verabreicht.
Schwerer verdaulich klebt das auf einen spartanischen Bassthema dahinschwebende , instrumentalisierte „Cannon Misfire“ auf den Rändern der Geschichte: hier sollte man sich gedanklich ein paar bewusstseinsverändernde Medikamente einwerfen um nicht hinterherzuhinken.
Beim Grande Finale braucht man diese jedoch nicht: hier ist der Song der Trip – erhebend, vibrierend, melodiös und dennoch alles andere als fröhlich geht nach einer guten Dreiviertelstunde die Tür in Richtung Nostalgie zu… und die grellen Lichter der Realität wieder an.

Isoliert von der heutigen Soundlandschaft bilden DIAGONAL eine willkommene Abwechslung zur allgemeinen Hektik, Soundpolituren sowie Belanglosigkeit auf allen Ebenen. Die zu spät Geborenen bestraft das Leben ohnehin genug - statt Aspirin greift man eben jetzt zu „Diagonal“. Auch im Wissen das hier schon gut 30 Jahre alte Zutaten mannigfaltig enthalten sind…



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: PMH (15.10.2008)

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