Mono - Hymn to the Immortal Wind

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VÖ: 27.03.2009
Bandinfo: MONO
Genre: Post-Rock
Label: Conspiracy Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Sushi, Godzilla, Visual Key, gebrauchte Slips aus dem Automaten – Japan war schon immer anders und ein Garant für teilweise (abartig) schlechten Geschmack. Doch allein MONO obliegt die musikalische Ehre, diese Tatsachen umzustoßen und spätestens mit vorliegendem, fünften Album auch dem Otto Normalverbraucher auf eine außergewöhnliche Band aus dem Land des Lächelns aufmerksam zu machen.

Einmal mehr mit einem grandiosen, warmherzigen und authentischen Sound - von Mr. Albini und Mono gemeinsam in Szene gesetzt - ausgestattet, bewegen sich diese sieben erhabenen Klangwelten jenseits aller irdischen Bereiche, wo die gemeine Rock- und Metalszene seit Jahren dieselben öden Felder bestellt und dabei klinisch sauber als auch klinisch tot durch die Boxen rülpst.
Mono umgehen dieses triviale Umfeld geschickt und packen auf ihre ausufernden Songs gleich ein ganzes (32köpfiges) Orchester - mit dem Ergebnis dass hier eigentlich schon mehr Klassik denn Rock sich durch diese 67 Minuten wälzt . Völlig anders als früher operieren die Damen und Herren auf dem jetzigen Breitwandepos nicht unbedingt – aber man setzt durch die Verbindung von Klassik und wohligem Analogsound ein Zeichen: nicht immer muss instrumentaler Postrock wie Godspeed You! Black Emperor, Mogwai oder Explosions in the Sky tönen, um mal die Vergleiche der Vergangenheit beim Namen zu nennen - herkömmliche Strukturen werden aufgelöst, Vergleiche beiseite geschoben, die eigene (gute) Diskographie mit einem Streich in den Schatten gestellt…

Bombastische Soundmomente, die perfekt zwischen epischen Abgründen und warmherzig-melancholischen Tälern wandern, sind hier zu einem grossen Ganzen vereint: Schon der Auftakt „Ashes in the Snow“ steigert sich langsam, aber unerbittlich zu einem wahren Rausch der Sinne: nahezu perfekt verschmelzen hier perlende Akustikteile mit der tragischen Instrumentierung des Orchesters, schwirren flirrende Gitarren durch das Bild und zertrümmert das Ende kongenial alle Hoffnung und wohlige Wärme. Detailreich, packend und wie ein langer, ruhiger Fluss (mit einigen kleinen, unverzichtbaren Stromschnellen) wälzen sich die überwältigenden Töne durch den Kopf, lassen einen den hektischen Alltag vergessen und packen dich mit teils unfassbaren Arrangements. Hier knirscht der Boden noch hörbar unter deinen Füssen, hier ist alles echt und ohne doppelten Boden – da wurden nicht ausgebügelt, nichts verschleiert . Man spürt förmlich das Orchester im Nacken sitzen und wartet dennoch sehnsüchtig auf die nächste Umarmung: „Burial at Sea“ ist mit seinem Grundthema ziemlich nahe am Wasser gebaut und erschüttert selbst die härtesten Kerle – emotional, ergreifend, gewaltig und dennoch ohne Vergleichsmöglichkeiten knackt dieser zärtliche Ohrenschmeichler jegliches Herz.

Wenns sein muss, auch rein mit der „klassischen“ Brechstange - „Silent Flight, Sleeping Dawn“ umspült einem mit zurückhaltenden Streicher- bzw. Pianolauten, trotzdem bereitet es komplex wie pompös den Nährboden für die nachfolgenden (und vorangegangenen) Glanztaten. Auch wenn sich viele Stücke oftmals leise und von hinten anschleichen sind diese doch stets perfekt austariert und mit wenigen, dafür umso wirkungsvolleren Widerhaken besetzt die sich blindlings in die Seele fressen: die feingeistige Gitarrenarbeit Takaakira ’Taka’ Gotos ist neben der virtuosen Orchestrierung stets ein Schlüssel für diese magischen Momente, die bei „Pure as Snow …“ mal auch „nur“ nebenbei aus dem eisigen Hauch des Winterwindes bestehen dürfen...

Das Spiel mit der Dynamik beherrschen Mono nach zehn Jahren blindlings , wenngleich die ruhigen Momente hier oftmals überwiegen treiben doch hin und wieder etwas harschere Momente ins Bild: beispielsweise nehmen beim dicht instrumentieren „Everlasting Light“ die heftigen Gitarrenmomente im Schlussdrittel an und ab, bevor einem beim Grande Finale hören und sehen vergeht: SO etwas nennt man mit Pauken und Trompeten untergehen!
Wenn ich könnte, würde ich das Werk ja gerne in „Hymn to the Immortal … MONO“ umbenennen. Grandios!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: PMH (12.04.2009)

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