MINOTAUR - God May Show You Mercy... We Will Not

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VÖ: 06.03.2009
Bandinfo: MINOTAUR
Genre: Thrash Metal
Label: I Hate Records
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Lineup  |  Trackliste

Teuflisch-totalitärer Teutonen Thrash erwartet den geneigten Hörer beim Comeback-Album der Underground Combo MINOTAUR aus dem ENDSTILLE-Eckchen Schleswig-Holstein. Bereits 1983 formierten sich drei aggressionsgeladene Kids, um den gerade aufkeimenden Thrash-Metal der ganz alten Schule mit jugendlichem Leichtsinn zu verstärken. Nach einigen Demos wurde fünf Jahre darauf die kultisch verehrte und bei Ebay schwer gesuchte Debütperle „Power Of Darkness“ eingeholzt, mit der MINOTAUR, wie viele Andere in diesen Tagen, zu rumpelthrashigen Undergroundheroen mutierten. Ein paar EP’s und eine 3-Way-Split später, waren die 90er Jahre voll im Gange und der Thrash verschwand ebenso unbemerkt und rasant in der Versenkung wie MINOTAUR selbst…

…bis man plötzlich, von der Öffentlichkeit fast gänzlich unbemerkt, von den Toten wiederauferstand und über 20 Jahre später den unerwarteten, aber schmackhaften Nachfolger „God May Show You Mercy… We Will Not“ in die Retro-Menge warf. Das Debüt haben wohl nur die wenigsten Leser gehört bzw. zu Hause stehen, man gelangt aber sehr schnell zur Überzeugung, dass auch der silberfärbige Neuling mit dem selben Spirit und der selben Attitüde wie in den 80er Jahren aufgenommen wurde. Wer Hochglanzproduktionen oder studiotechnische Meisterleistungen liebt, wird MINOTAUR und ihren Sound hassen wie die Pest. Hier regieren die alten Tage, minimalistisch, kompromiss- und schnörkellos dröhnen die Songs aus den Boxen und machen keine Gefangenen. Mit Sänger/Gitarrist Andi Richwien und Drummer Jörg Bock sind auch noch zwei Drittel des 80er Jahre Kommandos an Bord, Basser Alfred Diehl komplettiert das puristische Bandgefüge.

MINOTAUR machen kein Hehl daraus, dass man in den elf Kompositionen den großen einheimischen Helden (speziell KREATOR) huldigt, man vom Songwriting und der Spieltechnik her gesehen aber an Underground-Brüder wie TORMENT, NECRONOMICON oder ASSASSIN erinnert. Die hoch gehaltene Geschwindigkeit und die vollends im keifenden Bereich angelegten Vocals lassen auch die großen - und viel zu früh verblichenen - HYPNOSIA wieder aus den Gedächtnisecken hervorkriechen. Abwechslungsreichtum ist auf „God May Show…“ allerdings überhaupt nicht erkennbar. Das Album so puristisch und alt wie möglich zu halten ist dem Trio ganz gut gelungen, herausragende Momente (die ALLE großen Thrash-Alben der 80er boten) bleiben aber versteckt und mögen auch nach mehrmaligem Hörkonsum nicht auffallen. So wird der anfänglich gute Geschmack dieses Vorzeigestücks „Fuck You, New Age“ mit Fortdauer etwas herber und bitterer, kann sich aber nach kurzen Hängern wieder aufraffen. Man lässt gegen Ende auch etwas Geschwindigkeit heraus, um den vorherrschenden Killerriffs mehr Platz zu bieten.

Anspieltipps sind ob der Ähnlichkeit des Songmaterials nicht so leicht herauszufiltern, mit „Cannonballfire“, „It’s War“ und dem ruhig beginnenden „Tales Of Terror“ steigert man sich interessanterweise gegen Ende hin zu Höchstleistungen. Das eigenwillige Coverartwork der NIFELHEIM-Zwillingshälfte Tyrant, sowie das langweilig und ideenlos heruntergewürgte W.A.S.P. Cover „Animal“ sind die größten Schwachpunkte einer ansonsten astreinen Old-School Langrille, die aber nur Jeansjacken-samt-Aufnäher-Träger und Thrash-Lunatics begeistern wird. Sämtliche Modernisten werden mit MINOTAUR’s Comeback soviel anfangen können, wie Julius Meinl V. mit täglichen Negativschlagzeilen…



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (03.05.2009)

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