Arctic Plateau - On A Sad Sunny Day

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VÖ: 12.06.2009
Bandinfo: Arctic Plateau
Genre: Post-Rock
Label: Prophecy Productions
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Klassischer Stoff aus dem Süden? Urlaubsgrüße aus Postrockhausen oder einfach ein weiteres Soloprojekt mit Hang zum Größenwahn? Gianluca Divirgilio, welcher Arctic Plateau als Band (nahezu) alleine stemmt, macht aus seinen musikalischen Einflüssen keine Mördergrube – Postrock, Shoegaze, Ambient und etwas Alternative vermengen sich auf dem melancholisch betitelten Debüt zu einem zartschmelzenden Ganzen. Nicht auf einem innovativen oder gar einzigartigen Level, aber die ersten Fußspuren im Sand der Musikgeschichte sind getan… so wie es das Retro-Cover schon mal wunderbar in Szene setzt ;)

„I am so Inspired by the Sadness that I feel I have found the Joy“ sind die ersten und bestimmenden Worte auf dieser Reise durch die Gefühls / Gedankenwelten des Protagonisten . Obgleich beim Opener (oder überlangen Intro ?) auch harsche Vocalausbrüche auf der Tagesordnung stehen sind die hier gesetzten Zeichen bereits unverkennbar – verträumt, luftig und alles andere als eintönig berauschen die wehmütigen Klänge den Hörer und nehmen einem beim Titeltrack so richtig gefangen: die schwelgerische Atmosphäre steigert sich nach kurzer Anlaufzeit zu einem wahren Feuerball an Emotionen, welcher ergreifend und harmonisch zugleich den nächsten einsamen Hafen ansteuert. Wo Breitwandsounds in Pure Moll entstehen , sind die Landsmänner von Klimt 1918, Anathema oder Sigur Rós als ungefähre Anhaltspunkte nicht weit …

Die akustische Traumreise endet aber bei weitem nicht schon beim sehr gelungenen Titelstück – rein instrumentale Stücke mit enormen Halleffekten auf den Gitarren („Lepanto“ / „In Epica Memories ) oder episch fokussierte Beinahe-Progrocker wie das PT-like „Amethyst To #F“ mit seinen verwegenen Bassläufen finden ebenso Eingang in den bereits gefundenen Sound.
Dabei bedient sich Divirgilio nicht nur bei den Instrumenten am flirrenden Sound; auch seine Stimme ist oft nicht mehr als ein Flüstern, ein Rauschen im Wind welcher nur selten aufbrausend wirkt. Beide Seiten der Medaille zeigen am Besten „Coldream“ bzw. das darauffolgende Doppelpack - während das erstgenannte Baby sich minutenlang balladesk und leichtverdaulich im abendlichen Sandstrand windet nimmt „Eight Years Old“ mehr Risiko – im militärischen Rhythmus und mit strangen Beats versehen offeriert dieser Kurztrack eine perfekte Steilvorlage für das (wiederum) instrumentale „Aurora in Rome“, welches – oh Wunder – dem Titel alle Ehre macht. Und sich nahezu perfekt im Abspann eines Independent-Liebesstreifens ohne HappyEnd eignen würde …

Zwei Fragen bleiben zum Schluss offen: warum werden solche Herbstplatten schon am Beginn des Sommers veröffentlicht - und warum zum Geier werden unzählige Produkte schon seit Jahren mit minutenlangem Leerlauf und etwas Regengeprassel am Ende spielzeittechnisch aufgebläht ? Ansonsten besteht aber 100%ige Reinhörpflicht für verträumte Zeitgenossen denen die Raffinesse von Slowdive oder oben genannten Acts mehr als nur für einen Moment anspricht …



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: PMH (15.06.2009)

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