Astra - The Weirding

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VÖ: 26.06.2009
Bandinfo: Astra
Genre: Psychedelic Rock
Label: Rise Above Records
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Lineup  |  Trackliste

Während der Großteil der heutigen Musiklandschaft immer mehr und mehr aus einem sterilen Plastik-Einheitsbrei nascht, gehen die Newcomer Astra einen anderen, analogen Weg: mit Vollgas zurück in eine Zeit wo sich Acts wie King Crimson, Pink Floyd oder Led Zeppelin nicht nur in orgiastische Gitarrenmomenten und (Beinahe) Endlos-Songs, sondern auch im Duft so manch würziger Räucherstäbchen suhlten - die Siebziger.

Betrachtet man die ausladende Instrumentierung und die offensichtlichen Vorbilder der fünf jungen Kalifornier auf der einen, sowie die Spielfreude und die klar auferlegten Soundvorstellungen auf der anderen Seite so kann man eigentlich nur einen Schluss aus der Sache ziehen - Astra sind mit Herz und Seele im Retrofieber: Keine halbgaren Ego-Ausritte, keine überdrehte wie künstlich aufgeblähte Produktion, keine Skandälchen oder Dummie-Styling … lediglich Musik um der Musik willen wird auf „The Weirding“ exzessiv zelebriert. Schon im schimmernden Instrumental „The Rising oft he Black Sun“ werden die Weichen erfolgreich in Richtung Vergangenheit gestellt – psychedelisch und gleichzeitig voller Selbstbewusstsein hämmern Mellotron, Flöte und Moog durch Raum und Zeit, lassen aber der entrückten Stimmung noch etwas Platz um in die Gänge zu kommen .
Danach geht’s Schlag auf Schlag - der teilweise an den jungen Ozzy erinnernde , harmonisch-fragile Gesang perlt beim viertelstündigen Titeltrack genussvoll und angenehm unaufdringlich aus den Boxen, umspült die anfangs ruhige, flötenummantelte Nummer gleich einem Hauch von Sehnsucht. . Danach steigt zwar das Tempo leicht an, wird die Akustikklampfe mal kurz zur Seite gelegt – und trotzdem wirken die ausgewalzten Gitarrenmotive eher wie eine Reise durch die FlowerPower-Ära der wilden Sixties ; nur eine Prise deftiger und insgesamt sehr textarm gehalten.

Etwas verhaltener und noch tiefer im Sumpf der PsychedelicProg-Heroen verankert, brechen „Silent Sleep“ und „The River Under“ durch den morgendlichen Nebel. Klar, im Juli ein ungewohntes Bild – also - stellt euch folgendes Szenario vor: , ihr watet Ende September an einem grauen, regnerischen Sonntagmorgen durch ein Stück Herbstwald , dazu im I-Pod (welch Widerspruch in sich) zum Beispiel ein Gerät wie „Ouroboros“ , und ihr wisst das die Musik allein ein ausreichendes Rauschmittel sein kann ! Dazu braucht man keine bewusstseinserweiternden Substanzen oder gar Hochprozentiges aus Papas Schnapsbar ;) Ob die währenddessen aufgefahrenen, dazu zeitintensiven Keyboard- und Gitarrensoli nun den persönlichen Geschmack treffen oder einen leicht fahlen Geschmack auf dem Gaumen hinterlassen, ist wie immer eine schwer zu beantwortende Frage. Letztendlich machen sie ebenso den Reiz wie die Verschrobenheit einer Platte aus, welche zu 90 % als Überbleibsel einer goldenen (Rockdinosaurier)Ära durchgeht und dabei zu 110 % einem zukünftigen Chartserfolg aus dem Weg geht.

Auf dem ersten Blick wirkt „The Weirding“ wie eine knapp 80minütige Monsterjam , entspannend und gleichzeitig berauschend - aber der rote Faden welche die allesamt vielschichtigen Nummern zusammenhält wird nie gelockert oder gar durchtrennt. Alleshörer, welche unterkühlte Atmosphäre , Rasanz oder stringente Songwriting zu ihren kulinarischen Leckerbissen zählen dürfen Astra getrost ignorieren, all die wirklichen Musikliebhaber unter Euch, die Leidenschaft und Authentizität einer hochklassigen Spieltechnik oder irgendeinem Clowns- Image vorziehen dürften mit diesem Brocken einige Wochen beschäftigt sein. Nur das Rad der Musikgeschichte erfinden Astra natürlich auch nicht neu, soviel muss schon vor dem Erstkontakt klar sein …



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: PMH (14.07.2009)

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