The Devil's Blood - The Time of No Time Evermore

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VÖ: 11.09.2009
Bandinfo: The Devil's Blood
Genre: Rock
Label: Van Records
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Lineup  |  Trackliste

Natürlich wurden THE DEVIL’S BLOOD in ihrer kurzen Karriere massivst Medien hypisiert! Auch bei uns und selbstverständlich völlig zu Recht! Das fing vor knapp 18 Monaten mit der „Graveyard Shuffle“ Single an und fand in der nach wie vor fantastischen „Come Reap“ EP ein paar Monate später seine Fortsetzung. THE DEVIL’S BLOOD trafen irgendwie den Nerv der Zeit, spielten gekonnt die mystische, die geheimnisvolle Karte aus, versteckten sich hinter Pseudonymen, ja machten sich rar, sowohl was Pressearbeit, als auch Live Auftritte anging; diese Band musste man erforschen, hinter die Kulissen blicken, einer der Reize in den Anfangstagen der Geschwister Lemouchi!

Jetzt schreiben wir Spätsommer 2009, THE DEVILS’ BLOOD spielen gerne live (wenn auch nach wie vor nicht zu oft!), Selim Lemouchi ist noch immer ein kauziger Kerl (am besten mal das VIDEO Interview mit Selim anchecken!!) und mit „The Time Of No Time Evermore” liegt jetzt die Bewährungsprobe in Form des Debüt Albums der HolländerInnen vor!

Und eines gleich vorweg: Wer jetzt ein „Come Reap“ Part II erwartet wird bitter enttäuscht werden. Wir haben es hier zwar nicht mit einer völligen Trendumkehr zu tun, aber die insgesamt elf vorliegenden Tracks klingen deutlich erwachsener, deutlich ausgereifter und über weite Strecken sogar deutlich eingängiger, als wir das bis dato von THE DEVIL’S BLOOD gewohnt waren! Was geblieben ist, ist das authentische, das – natürlich – zeitlose, das psychedelische und die oftmals obskuren, kaum zu deutenden okkulten Texte, die da so im Kopf von Selim Lemouchi entstanden sind!

Es klingt zwar jetzt profan, aber THE DEVIL’S BLOOD bringen uns über weite Strecken ein verloren geglaubtes Stück Frühsiebziger Jahre zurück, ohne dabei einen bewusst auf Retro zu machen, Zeitgrenzen verschwimmen, die Vergangenheit wird in die Zukunft transportiert und stattfinden tut dies alles in der Gegenwart; die (Album) Produktion der Neuzeit verschmilzt mit dem Psychedelic Rock Appeal von vor gut 35 bis 40 Jahren; Zeit bzw. Zeiträume werden vernachlässigbar, sind ein im Vakuum festgehaltener, scheinbar lieblos verwendeter Begriff, THE DEVIL’S BLOOD umspannen auf knapp sechzig Minuten vier Jahrzehnte an Rockhistorie ohne Anbiederung zu betreiben!

Dabei beginnt alles so vertraut, das Intro „The Time Of No Time” setzt nämlich genau da an, wo “Come Reap” mit “Voodoo Dust” geendet hatte, auch der fröhlich beschwingte Einstieg in „Evermore“, der glasklare Sound und die neuerlich unglaublich betörende Stimme von Farida Lemouchi lassen etwas heimelige Stimmung aufkommen, doch klingt das Album in sich um Lichtjahre erwachsener als in der Vergangenheit, lediglich die großen so richtig nachvollziehbaren Strukturen werden dann und wann ein wenig vermisst. Möglich, dass auch die Erwartungshaltung in dieses Album einfach von Beginn an viel zu groß war, THE DEVIL’S BLOOD verstolpern sich zwar nicht an den übergroßen Schuhen ihrer Vorgängerwerke, die Komplettmagie von „Come Reap“ bringt aber „The Time Of No Time Evermore” nicht rüber. Nahe, sehr nahe an der Perfektion ist das Ganze aber trotzdem, Selim hat seine Experimentierfreudigkeit ebenso wenig verloren wie er ein Händchen für das Ausgeklügelte hat, trotz herumwildern in der Vergangenheit umweht TDB dieses Mehr an Originalität, und sogar die beiden neu eingespielten und komplett überarbeiteten Demotracks („Christ Or Cocaine“ bzw. „The Anti-Kosmik Magick“) passen in das vielschichtige Gesamtkonzept der Scheibe.

THE DEVIL’S BLOOD befriedigen mit diesen elf Songs nahezu jeden. Diejenigen, die sich einfach von klassischem, leicht progressivem Rock berieseln lassen wollen ebenso, wie jene Klientel, die gerne auch mal tiefer bohren möchte, sich in die okkulte und – zugegeben – eigenwillige Denkweise eines Selim Lemouchi hineinversetzen möchte… Musikalisch wird „The Time Of No Time Evermore” zwar die Welt nicht retten (O-Ton: Mr. Wolfgang Kuhn himself!), aber es wird mit Sicherheit eines machen: Den Mainstream für THE DEVIL’S BLOOD öffnen, und zwar mit einer Unbarmherzigkeit und völlig gegen den Willen der Band und in diametralem Verständnis von Bandkopf Selim L.!

Noch einen dringenden Appell möchte ich hier loswerden: Liebe Leute, bitte checkt doch auch die teilweise wirklich wunderbaren Haupteinflüsse dieser Band an, diese Psychedelic Rockphase der späten 60er, der frühen 70er, da lässt sich herrlich stöbern in dieser Epoche und so manche Perle zu Tage fördern! Künstler wie ROKY ERICKSON, BLUE CHEER, BLACK WIDOW natürlich JEFFERSON AIRPLANE oder wie sie alle heißen mögen, ab auf den Einkaufszettel damit!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Reini (11.09.2009)

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