NAZXUL - Iconoclast

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VÖ: 27.07.2009
Bandinfo: NAZXUL
Genre: Symphonic Black Metal
Label: Eisenwald
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Lineup  |  Trackliste

Mit den deutschen Brachialhelden HEAVEN SHALL BURN hat das neue Teil der Truppe aus dem Land der Beuteltiere und Kuschelbären, „Iconoclast“, ganz und gar nichts gemein. Vielmehr ist es die sehnsüchtig erwartete, zweite Full-Length Scheibe der australischen Epic Black Metaler NAZXUL, die im mittlerweile sechzehnten Jahr ihrer Karriere stehen und nicht nur sämtliche Musiker der dortigen Black Metal Szene alà PESTILENTIAL SHADOWS, AUSTERE oder ZAEBROS versammelt haben, sondern auch zu den Begründern des Schwarzmetalls im fünften Kontinent zählen. Die mittlerweise heiß gesuchte Debütrille „Totem“ aus dem Jahre 1995 rief den berechtigten Ruf nach kultischer Verehrung auf, außer einer EP und einer knappen Handvoll Splits hat man von den Aussies bis dato aber wenig bis nichts vernommen.

Eine Sechs-Mann Besetzung zu einem zeitaufwändigen und exklusiven Projekt zu versammeln, ist bei den unzählbaren Nebenbeschäftigungen der diversen Protagonisten auch kaum umsetzbar. Mit der deutschen Eisenwald Tonschmiede im Rücken und dem wiedergefundenen Interesse an NAZXUL, hat die bange Warterei aber ihr herbeigesehntes Ende. Genug Material haben die Australier problemlos in petto – die 14 Songs wurden innerhalb der letzten zehn Jahre kreiert und stellen damit keinesfalls absolute Neuwertigkeit dar. In den Credits wird, berechtigterweise, auch der im November letzten Jahres bei einem Motorradunfall verstorbene Greg Morelli aufgeführt, der sein wichtiges Scherflein zu diesem bombastischen Gesamtwerk beigefügt hat. Die Kompositionsvielfalt des Sextetts ist beeindruckend und lehrreich. NAZXUL treiben mit dem atmosphärischen Opener „Apoptosis“ die Spannung in schwindelige Höhen, um mit dem rasend schnellen „Dragon Dispitous“ gleich mal voll auf die Zwölf zu dreschen. Die epischen Kompositionen der Ausnahmekönner werden fortwährend mit beruhigenden Samples unterlegt, die dem exaltierten Hörer die nötige Zeit einer Verschnaufpause gewähren.

Symphonischer Black Metal ist in den letzten Jahren ja geradezu in Vergessenheit geraten. Im Gegensatz zu den Kommerzschergen DIMMU BORGIR, verstehen es NAZXUL Keyboards ohne überlaufenden Bombast einzusetzen, auch der in Norwegen oft kränkelnd rüberkommende Klargesang wird hier dankenswerter Weise ausgespart. Mastermind Mitchell Keepin und Konsorten entführen in ein Abenteuer voll majestätisch und erhaben intonierter Mythen der okkulten Seite. Treibende Blastbeats dominieren den Hauptteil der opulent geratenen Spielzeit, verweben sich aber stets geschickt mit ehrwürdigen Bombastteilen, die dem Black Metal affinen Zuhörer in einen reißenden Fluss der sphärischen Melancholie reißt. Hier stimmt (fast) alles überein: rigorose Fellgerbung, sägende Gitarrenriffs, perfekt eingestreute Keyboardeinsätze, variable Vokalspuren und diese unfassbare, fast schon beispiellos schöne Melodieführung des Gesamten. Ein Song wie „Oath (Fides Ressurectio)“ könnte ohne Gesangseinsatz problemlos als Soundtrack für epische Schlachtenfilme durchgehen. NAZXUL werden umso stärker, je länger ihre prächtigen Zusammensetzungen andauern.

„Was lange währt, wird ewig gut“. Dieser klassische und meist auch ordnungsgemäße Spruch trifft bei NAZXUL in allen Facetten zu. Wem AUSTERE zu viel Ruhe ausstrahlt und PESTILENTIAL SHADOWS zu stark im Melodic-Bereich unterwegs ist, wird mit diesem kultverdächtigen Album NAZXUL’s seine Erfüllung finden. Die All-Star Combo verzaubert sämtliche Stärken der dort ansässigen Szene zu einem modernen Referenzwerk der symphonischen Schwarzmetallkunst. Möglicherweise DAS bisherige Dunkelmetall-Highlight in dieser zur Neige gehenden Saison. Der fehlende halbe Punkt resultiert nur daraus, dass drei Songs dermaßen souverän am Gipfel stehen, dass selbst der überdurchschnittliche Rest nicht an sie herankommt. Skandinavien kann sich mit Nägel und Klauen festhalten – wenn Australien so weitermacht und global mehr Presse bekommt, gibt’s die längst fällige Gefährdung für das ermüdende Nordland. Uneingeschränkte Anspieltipps: „Iconoclast“, „Oath (Fides Ressurectio)“ und „Stain Of Harrow“. CD einlegen und sich in eine andere Welt entführen lassen…



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (25.09.2009)

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