Pearl Jam - Backspacer

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VÖ: 18.09.2009
Bandinfo: PEARL JAM
Genre: Alternative Rock
Label: Universal Music Austria
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

PEARL JAM sind also zurück. Knapp drei Jahre nach dem letzten, selbstbetitelten Output, der ja nicht wirklich grandios von Fans und Kritikern aufgenommen wurde, scheint auf ihrem mittlerweile neuntem Album „Backspacer“ wieder alles gut zu sein. Im Vorfeld wurde ja diskutiert, dass die quasi letzten Überlebenden der Grunge-Zeit wieder zu alter Stärke und somit auch alter Härte zurückgefunden hätten. Nun, ganz so einfach ist es wieder einmal nicht.

„Backspacer“ versucht zumindest mit den ersten Songs, dieses Versprechen einzulösen. Der Opener „Gonna See My Friend“ und das nachfolgende „Got Some“ sind kurze, knackige Rocksongs mit viel Gespür für Melodie und einem leichtem Punkcharakter. Die Produktion ist – wie man es bei Brendan O’Brian kaum anders erwartet hätte – trocken und druckvoll, eben angemessen für ein klassisches Rockalbum. Auch das vorab schon bekannte „The Fixer“ versprüht diesen Vibe und zeigt dabei aber schon ein kleines Defizit auf, dass sich im Laufe des Albums immer wieder bemerkbar machen sollte. Das ist zwar Rock, aber von der braven Sorte. Natürlich kann man von PEARL JAM jetzt nicht erwarten, extrem düster und hart zu klingen, vor allem nicht nach Alben wie „Riot Act“. Aber irgendwie fehlt teilweise der Biss.

Für PEARL JAM und vor allem Eddie Vedder typisch dürfen ja auch ruhigere, balladeske Töne nicht fehlen, zu finden etwa in dem Liebeslied „Just Breathe“ und dem elegischen, aber auch leicht kitschigem „Speed Of Sound“. Insgesamt dominiert „Backspacer“ eine differenzierte Instrumentierung, keiner der Songs ist überladen und auch die eingestreuten Soli klingen transparent und fügen sich ins Gesamtbild ein. Aber auch dadurch bestätigt sich das Gefühl eines zwar perfekt in Szene gesetzten, aber letztlich vielleicht zu inkonsequenten Rockalbums. „Unthought Known“ ist quasi eine Reminiszenz an „Wishlist“ vom „Yield“-Album, während „Amongst The Waves“ auch auf „Binaural“ seinen Platz gefunden hätte. Somit zeigt sich bei aller neu gefundenen Spielfreude – und die kann man ihnen wirklich nicht absprechen – ein stark rückwärts gerichtetes Denken, das einerseits den Charme aber auch die Nachteile von „Backspacer“ ausmacht. Am Ende schließlich kann man nochmals einen Eddie Vedder, wie man ihn vom „Into The Wild“-Soundtrack kennt, erleben, der bei „The End“ eine extrem starke aber auch zerbrechliche Gesangsleistung abliefert. Durch die gezupfte Gitarre und die dominanten Streicher erinnert der Song dabei sehr an NICK DRAKE.

Fassen wir zusammen: PEARL JAM haben ein neues Album gemacht, das in knapp 36 Minuten ins Ziel läuft, teilweise sogar sprintet, dabei schön anzuhören ist, letztlich aber seine Zeit braucht, bis es sich entfaltet. Ob das nun ein reines Rockalbum mit Popeinschlägen oder aber ein rockiges Popalbum ist, muss wohl jeder für sich definieren. Der Weisheit letzter Schluss ist „Backspacer“ zwar nicht, ein solides, starkes PEARL JAM Album dafür allemal!

P.S.: Wem elf Songs in etwas mehr als einer halben Stunde zu wenig sind, der sollte deswegen nicht vom Kauf der Platte zurückschrecken. Wer die CD in seinen Computer einlegt, kann aus insgesamt elf Live-Konzerten der letzten Jahre zwei komplette Gigs auswählen und herunterladen, womit man im Schnitt auf etwa 50 zusätzliche Songs kommt. Ist doch auch was, oder?



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: chris (24.09.2009)

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