KVIST - For Kunsten Maa Vi Evig Vike (Re-Release)

Artikel-Bild
VÖ: 12.10.2009
Bandinfo: KVIST
Genre: Symphonic Black Metal
Label: Peaceville Records
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die Re-Release Welle von Peaceville Records nimmt kein Ende. Solange man sich um großartige Alben von Kalibern a la OPHTHALAMIA oder TAAKE kümmert, kann einem das aber nur gut und recht sein. Der neueste Auswurf betrifft die vielleicht unterbewertetste Melodic Black Metal Combo aus dem unerschöpflichen Reservoir der norwegischen Fjorde: KVIST. 1993 wurde der Vierer aus Honefoss gegründet, um den schauderhaft kalten Schwarzmetall aus dem hohen Norden mit bislang kaum gehörten symphonischen Teilen aufzulockern, ohne auch nur einen Deut der rasenden Brutalität aus dem Gesamtkontext zu nehmen. Die Gebrüder Hagen, Tom (ba, voc) und Hallvard (git, key), sowie Drummer Endre Bjotveit standen von Anfang an im Schatten des allmächtigen Norske-Gitarristen Trondr Nefas, der als Ur- und Stammmitglied der Satansknechte URGEHAL auch als einziger seine Karriere fördern konnte.

KVIST haben nach einer billigst produzierten Demo die Schlüssel zu den Endless Sound Studios (TURBONEGRO) in Oslo erhalten und in diesen heiligen Hallen das kultumschleierte Referenzwerk „For Kunsten Maa Vi Evig Vike“ eingebolzt, das relativ rasch für Knistern im Underground sorgte und sich – nicht zuletzt durch den gleich folgenden Split der Band – zu einem Vorzeigestück der norwegischen Schwarzwurzelgeschichte steigerte. Doch was macht KVIST mit nur einem Album und knapp dreijähriger Bandgeschichte so besonders? Art- und landesverwandte Spießgesellen wie DIMMU BORGIR, EMPEROR oder SATYRICON haben im Jahre 1996 schon längst ihre ersten Duftmarken hinterlassen, bis auf EMPEROR’s „In The Nightside Eclipse“ kam zu dieser Zeit aber keine Band auch nur annähernd an die melodische Innovation und Kreativität KVIST’s heran. Die großen Zeiten der mittlerweile hallenfüllenden und mit Auszeichnungen behafteten Mainstream-Blackies sollten erst mit dem Untergang KVIST’s beginnen. Ob dazu direkte Parallelen zu ziehen sind, kann mal wohl nur aus den berühmten X-Akten erfahren.

„Ars Manifestia“ startet die nur sechs Songs lange Tour in die Untiefen der skandinavischen (Ver)Tonkunst. Die Geschwindigkeit bleibt hauptsächlich im Up-Tempo Bereich angesiedelt, pulsierend schnelles Drumming und rotzige Gitarrenläufe werden mit Hagen’s bitter-harschen Vocals und der genretypischen Panda-Bemalung zu einem unwiderstehlichen Gesamtwerk kombiniert. „Forbannet Vaere Jorden Jeg Gar Pa“ setzt sich songtechnisch knapp dahinter im Windschatten fest und bietet in der Mitte einen Drum/Gitarren Instrumental-Twinpart der Marke „eiskalte Gänsehautförderung“ auf. Keyboards werden goldrichtig, aber stets dezent eingesetzt, was dem Sound von KVIST seine unverwechselbare Note verleiht. Die Nordmänner bleiben den größten Teil des Albums im rasanten Bereich, geben dem Hörer aber immer Zeit um durchzuschnaufen und die – nicht immer ganze einfachen – Songstrukturen zu verarbeiten. Nefas‘ Gitarrenarbeit ist, mit dem durchgehend hochklassigen Drumming, der größte Pluspunkt auf Konserve – die beiden harmonieren hörbar qualitätsfördernd und fordern sich auch gegenseitig zu Höchstleistungen. Egal ob „Stupet“, „Svartedal“ oder Vettenetter“ – KVIST schienen auf diesem akustischen Lehrbuch des Black Metals mit der Konkurrenz spielen zu können.

Hat man diese 38 Minuten Reise erst mal heil hinter sich gebracht, wird man mit 100%iger Sicherheit den Drang zu dauerhafter Beschallung verspüren. Nur die allerwenigsten haben bis dato die geniale Melange aus exquisiter Melodieführung und derber Raserei in solcher einer Norm hinbekommen. Bis auf Gitarrist Nefas ist der Rest der Truppe nach der Publizierung dieses Albums für immer in die Versenkung verschwunden. Ob gerade die Veröffentlichung dieses Einen, dieses einzigen Albums für den Kultstatus gesorgt hat, kann nur teilweise mit „Ja“ beantwortet werden. KVIST hätten auch weitermachen und Durchschnitt produzieren können – „For Kunsten Maa I Evig Vike“ ist und bleibt eine Anleitung für alle Anhänger und Kopierer des thronenden Symphonic Black Metal. Die Kommerzerfolge der oben bereits genannten Landsmänner konnten KVIST natürlich nie erreichen, ein Fixplatz in den ewigen Schwarzwurzelannalen wird den vier Kriegern aber nie mehr zu nehmen sein…



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (13.10.2009)

ANZEIGE
ANZEIGE