Ira - Visions of a Landscape

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VÖ: 23.10.2009
Bandinfo: Ira
Genre: Rock
Label: Golden Antenna
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Eigentlich ist diese Platte schon Geschichte. Für die Band. Eingespielt 2007 und 2008, gibt es das Zweitwerk der stilistisch entarteten IRA erst dieser Tage in den Läden zum antesten. Aber trotzdem – nachdem die Entstehung beinahe Jahre dauerte, legen die Konstanzer im aktuellen Jahr nach dem nun endlich erfolgten Release noch einen drauf: Supportgigs für Oceansize (sehr passend, würde ich meinen) im November … zwar nur bei den Deutschlanddates, aber immerhin !

Visions of a Landscape”: Lets just call it Rock. Not Post-Rock. So weit, so ungenau … während man in diversen (Info)Blättern Vergleiche zu Black Sabbath (??) oder Mogwai (!!) zitiert, bemüht sich das Five-Piece durchaus um originelle, wenngleich natürlich ausufernde Songstrukturen die sich dem Hörer mal zerbrechlich, mal episch und mal sphärisch-treibend erschliessen. Ihr „Wall of Sound“ ist eigentlich keine Wand, sondern ein gelungenes, vocalgestütztes Anstrampeln gegen langwierige Instrumentalexkurse die sich mehr oder weniger erfolgreich durch meist zehnminütige Soundlandschaften kämpfen. Anklagende Gesänge und gedämpfte , schwelgerische Gitarrenthemen beherrschen das getragen durchlaufende „Empire in the Bag“, wo minutenlang die Ruhe vor dem Sturm exerziert wird ohne jemals den Ausbruch zu erblicken - flirrende Licks, ein leichter Geschwindigkeitsanstieg und der passioniert-harmonische Cleangesang von Frontmann Tobias runden ein vielfältiges Stück, ab das geradezu prädestiniert für den Einstieg in die IRAische Welt scheint … und mit den sich wiederholenden Zeilen „This is not the End of the People, this is not the End of the World“ sich geradewegs ins Langzeitgedächtnis fräst.

Akustisch gestützt und mit jeder Menge Flair besticht der bombastisch wie introvertiert zu Werke gehende Titelsong; hier wird einem die enorm breitwandige Produktion von Tobias Levin erst so richtig bewusst – nicht nur die elegisch aufgebauten Gitarrentürme bedienen das Kino im Kopf erstklassig, auch die diversen Schichten der alles andere als nach Schema F aufgebauten Songs werden dynamisch wertvoll aus den Boxen transportiert. Auch wenn nach der Ebbe meist die Flut kommt: im Falle IRA ist das stetige Zurückziehen der Hintermannschaft ebenso spannend wie gelegentliche, meist auf wenige Augenblicke beschränkte Ausbrüche. Hier setzen die leisen Töne die dicksten Ausrufezeichen, selbst die nebelummantelten Melancholieteilchen wirken hier wie herabfallende Felsbrocken - und daneben bilden die tranceartigen Vocals fragile Zusatzstoffe für einen Trip der sich durch die Down-to-Earth- Haltung der gesammelten Mannschaft ebenso auszeichnet wie durch die stetig wandelnde Struktur des eigentlichen Songs.
Vielfach muten die Lyrics, der Sound und das ganze Ambiente hoffnungslos resignierend an, doch trotz all diesem vorgegaukelten Schwermut besitzen die Stücke eine Gabe die sich in manchen Abschnitten positiv aufs Gemüt auswirken - ein leichter Hoffnungsschimmer umrahmt selbst die allerschwärzesten Gedanken, sei es durch ein plötzliches Auftauchen einiger farbenfroher Textzeilen oder durch ein Aufhellen des Gitarrenthemas: „ A Drop of Irony“ darf hier stellvertretend herhalten.

Nachdem anfangs etwas unspektakulär reinlaufende Stücke wie das etwas kürzer tretende „Everybody is in the Mood for Dying“ & der etwas überraschungsarme Langstreckenabschnitt „Lamb“ erst nach einigen Umläufen ihr wahres Gesicht zeigen (und dabei dem biederen Durchschnitt die lange Nase zeigen) liegen alle Hoffnungen beim finalen „Encore“: intensiv, ambientschwanger und noch einen Zacken melodiöser präsentieren die deutschen Hopefuls einen Abgang der sich auf dem Gaumen festsetzt wie guter Wein - inmitten der stets präsenten Elegie fördern die unterschwellig aufkeimenden Melodien kleine, regenbogenfarbene Hoffnungsdosen zu Tage und lassen die Stunde wuchtig wie bestimmt ausklingen.
DIese Band sollte man - trotz kleinerer Unstimmigkeiten - definitiv im Auge behalten !



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: PMH (27.10.2009)

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