Crystallion - Hundred Days

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VÖ: 23.10.2009
Bandinfo: Crystallion
Genre: Power Metal
Label: Dockyard1 Records
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Lineup  |  Trackliste

Zu dieser Veröffentlichung haben wir 2 Meinungen:

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Die bayerischen Power Metaller von Crystallion sind zurück! Veröffentlichten sie 2008 noch das Überraschungs-Album 'Hattin', folgt nur ein Jahr später das genauso mächtige 'Hundred Days'. Auf 'Hattin' wurde noch über Kreuzritter gesungen, auf 'Hundred Days' bleibt es zwar weiterhin geschichtlich, aber diesmal wendet man sich Ereignissen zu, die nicht ganz so weit zurückliegen. Vielleicht hat es ja schon der ein oder andere am Titel erkannt, dieses Mal geht es um Napoleon Bonaparte, und um genau zu sein, um seine letzten Hundert Herrschaftstage von seiner Rückkehr aus dem Exil auf Elba bis zu seiner endgültigen Niederlage in der Schlacht von Waterloo. Geschichte spielerisch beibringen, das könnte fast ein Slogan für irgendwelche Lernhilfen sein, aber gleichzeitig passt das sehr gut auf Crystallion mit ihren eingängigen Songs mit Hintergrund.
Schon auf 'Hattin' bewiesen sie, wie gut sie so etwas können, doch wie geht es mit Napoleon, der ja nicht ganz so kriegerisch war wie die Templer? Sehr gut, das kann ich versprechen. Für die Interessierten gebe ich aber erst einmal die Zusammenfassung der Geschehnisse des Albums wieder.

Napoleon war am 01.03.1815 mit 900 Grenadieren in Frankreich gelandet und zog mit ihnen zur französischen Hauptstadt, Paris. Ihm schlossen sich große Teile der Bevölkerung und des Militärs an, so dass es Napoleon am 20.03.1815 gelang, ohne Blutvergießen in Paris einzuziehen, das von Ludwig XVIII. verlassen worden war. Napoleons Ziele konzentrierten sich auf die inneren Verhältnisse Frankreichs: Die Reorganisation der Armee, die Aussöhnung des innerlich zerstrittenen Landes und eine neue Verfassung. Das restliche Europa stand ihm feindlich gegenüber und versuchte ihn militärisch zu bezwingen. Napoleon unterlag den alliierten Truppen bei Waterloo und konnte in der Folge seine Macht in Frankreich nicht erhalten. Am 22. Juni 1815 dankte er ab und wurde nach St. Helena verbannt.
Soweit zur Geschichte. Wahrscheinlich werden viele sagen, 'Napoleon, pah, das ist langweilig'. Das habe ich vor einem Jahr auch gedacht. Inzwischen jedoch nicht mehr, denn hört man Crystallions Vertonung der Geschichte, wird alles sehr interessant. Und auch Napoleon gibt durchaus Stoff für kämpferische Historie her, da macht euch mal keine Sorgen.

Das Album beginnt mit Meeresrauschen und Brandung...dann ein geflüstertes ''The Shore is near, Sire.'' Das Ganze stellt die Landung Napoleons in Frankreich dar. Orchestrale Musik setzt nach einem kurzen Monolog Napoleons ein. Insgesamt erinnert das Intro leicht an das 'Hattin'-Intro, was aber nicht weiter schlimm ist.
Der Opener trägt den Titel 'The Sleeping Giant'. Ein Gitarrenriff, welches sich mit den Drums abwechselt, leitet den Song ein. Während der Strophe ist die Gitarre dann nicht zu hören, allerdings wieder in der Bridge, welche für sich schon sehr gut ist, dann aber im auf Anhieb eingängigen, großartigen Refrain endet. Dieser ist so eingängig, dass man ihn ewig im Kopf behalten würde, würden nicht mehr noch mehr ebenso eingängige Songs folgen. Im Mittelteil herrscht ein Keyboard vor, welches sich eher nach Klavier anhört, was mich ein wenig befremdet, da es ungewohnt ist, aber nach mehrmaligem Hören passt sich auch das perfekt in den Song ein.
'A Cry in the Night' konnte bereits einige Wochen vor dem Release auf YouTube gehört werden, was aber im Sinne der Band war, da sie ihn selber reingestellt hat. Aber auch schon in YouTube - Qualität konnte man hören, dass einen dort ein Killer erwartet.
Der Song ist ein typischer Power Metaller, der mit seinen Gitarren-Leads stark an alte Helloween und Gamma Ray erinnert und mit durchgedrückter Doublebass durch Frankreich donnert. Auch hier ist der Refrain eingängiger als ein Pudding und lässt einen nicht mehr so schnell los. Das Stück würde ich als einen perfekten Power Metal-Song bezeichnen....
Wäre da nicht 'Sole Survivors in Ligny'. Ein unbeschreiblicher Refrain. Ich kann garantieren, das Lied hat den besten Refrain, den ihr je gehört habt. Wieder erinnern die Keyboards eher an ein Klavier, wie man es von Meat Loaf kennt, was aber sehr gut zum Song passt. Und hatte ich schon den Refrain erwähnt...? Das Ganze wird am Ende noch verbessert durch einen noch höher singenden Thomas, was an das Ende vom 'Hattin'-Song 'Onward' erinnert.
Ruhig und mit cleanen Gitarren beginnt 'Nations Falling'. Dann bricht die Gitarre mit einem schnellen Riff durch.
Schon die Strophe ist durch Gang-Shouts (Fight! Now!) sehr simpel und schnell ins Ohr gehend, was der Chorus jedoch noch übertrifft. Thomas singt sehr abwechslungsreich und die übereinandergelegten Gesangsspuren hören sich genial an.
Mit einem Keyboard-Klavier beginnt 'Hougoumont' und eine groovige Gitarre ist zu hören. Und wieder folgt auf die Strophe ein Refrain, der einfach nur zum Niederknien ist. Wieder haben Crystallion es geschafft, dass ich Songs ewig nicht mehr aus den Ohren bekomme...nicht mal mit Ohrenstäbchen, die kleben da ziemlich fest drin. Ein grandioses Solo setzt diesem Stück noch die Krone auf, der Refrain wird mit einer gedrosselten Doublebass verstärkt. Einer der besten Songs!
Man sollte sich bei 'Under Heavy Fire' nicht verstecken, denn der Song ist ebenso toll wie die Vorgänger. Eine Keyboard-Melodie leitet ihn ein, in der Strophe gibt es wieder eine langsamere Doublebass, die den Kopf zum Bangen bringt. Auch der Chorus ist klasse, dieser Song ist wieder ein typisches Power Metal-Stück.
'We Stand Aligned' beginnt mit einem sehr schnellen und sehr guten Riff und Keyboard. Der Song ist ein schneller Power-Kracher, welcher im Mittelteil eine kurze, ruhige Phase hat, die aber auch schnell wieder von harten Riffs und Drums abgelöst wird. Hier fällt wieder das Keyboard auf, das sich schon stärker als auf 'Hattin' in den Vordergrund drängt und eher Melodien spielt als Atmosphäre zu schaffen, was eine angenehme Änderung ist, auch wenn Crystallion aufpassen sollten, es nicht zu übertreiben.

Ausgesprochen Orchestral und episch wird das schnelle 'Hundred Days' eingeleitet. In der Strophe ist die Gitarre sehr leise, hier legt das Keyboard Teppiche aus anstatt Melodien zu klimpern und der Schlagzeuger Martin spielt eher groovig, ebenso wie Gitarrist Patrick.
Lange dauert es, bis man zum Refrain kommt, was sich aber lohnt und Spannung aufbaut. Wieder ist dieser sehr eingängig und Thomas beweist seine großartige Stimme. Verbessert wird der Song durch mehrere Gesangsspuren, wie Crystallion sie gerne einsetzen, die besonders im Chorus verkommen.
'The Bravest of the Brave' beginnt mit einem Keyboard-Klavier...welches auch bleibt, denn der Song ist eine Ballade. Wie schon in Teilen des 'Hattin'-Epos 'Preach with an Iron Tongue' beweist Thomas mit ruhigem Gesang, welch ein überragender Sänger er ist, der sich vor keinem Sänger in der Metal-Szene zu verstecken braucht.
Nach der ersten Strophe setzt das Schlagzeug ein, man kann auch den Bass gut heraushören.
Es folgt ein epischer, ergreifender, bewegender, melodischer und einfach nur toller Refrain. Diese Ballade kann alle, ja, alle Balladen anderer Power oder Melodic Metal-Bands in die Tasche stecken. Langsame Gitarrenriffs unterstreichen die Epik des Songs, ein kurzes Solo geht in den wiederum gesteigerten Refrain über. Wieder werden mehrere Gesangsspuren übereinander gelegt, was sich genial anhört.
Dann....Ein letzter Gitarrenakkord...und Ende.
Ganze 53 Minuten sind vergangen, in denen Dinge passiert sind, die die ganze Geschichte veränderten.
Und diese Dinge haben Crystallion perfekt vertont.
So wie Napolen vorhatte, Frankreich zu neuem Ruhm zu führen, haben Crystallion es mit einer Leichtigkeit geschafft, viele große Power Metal-Alben in die Tasche zu stecken. Man kann nicht glauben, dass Crystallion für so ein Meisterwerk nur ein Jahr brauchten.
Ebenso wie für 'Hattin' spreche ich hier meine Kaufempfehlung für jeden Power oder Heavy oder Melodic Metal-Fan aus, diese Band verdient es!
Nie zuvor (außer auf 'Hattin') habe ich solche intelligente, mitreißende, bewegende und eingängige Songs gehört.
Crystallion haben es wieder geschafft.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Steelbound (08.01.2010)

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