WhiteBuzz - Book of Whyte

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VÖ: 20.11.2009
Bandinfo: WhiteBuzz
Genre: Psychedelic Rock
Label: MeteorCity
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Schon wieder Neues von Sunn O))) ? Nein, die erste Minute führt einem auf eine falsche Fährte – das deutsche Trio WhiteBuzz ist auf ihrem Debut bei weitem nicht so „unverdaulich“ oder droneverliebt wie das amerikanische Kuttenflaggschiff ; doch die feine Klinge der Unterhaltungsmusik führen beide Acts in nur wenigen Takten ad absurdum.

Die klassische Dreierbesetzung macht auch vor der Musik nicht halt - wo andere Bands überladen, studiotechnisch gepimpt und individuell aufgesetzt daherkommen, setzen die Hannoveraner in ihren überlangen Stücken auf die Sprengkraft minimalistischer Riffs, die ausgewalzt sowie teils enorm verzerrt erst bei voller Lautstärke ihre tödliche Wirkung entfalten. Viel Hall, viel Downtempo, viel Rauschen – und mittendrin zwei Ohren, die sich tatsächlich auf das Sein anstatt den Schein konzentrieren dürfen. Ein Geschenk in der heutigen Zeit …
Doch nicht nur Doom alleine macht glücklich, auch die wenig sparsam integrierten Psychedelic-Lowdrone-Abschnitte weisen mit ihrem akustisch versetzten Dynamikbruch und unterschwelligem Cleangesang ihren Weg Richtung Pink Floyd, Kyuss und - OM. Ja, OM. Diese sakralen Soundmassive kommen ja nicht von ungefähr, aber hier ist es weniger ein seichtes Abkupfern denn eine grobe Orientierungshilfe.
Hypnotisch und monolithisch - gleichzeitig mit einem warmen wie (für eine Eigenproduktion) sensationellen Soundgerüst ausgestattet - treibt das einleitende „Pentaprisma“ mit wenigen Breaks und Takten gen Sonnenuntergang , dabei locken monströs verzerrte Basslines ebenso wie das schleppende Tempo & die gegen Ende hin in den Raum geworfenen Wabersounds aus der Konserve. Mit Herztönen und Windgeräuschen ausgefadet, kippt der Wahnsinn erst nach der ambientlastigen Einführung via „The Return of Phoenix“ aus den breit in den Sand aufgestellten Stiefeln: hier windet sich minutenlang eine akzentuiert aus den Boxen rauschende Dronelava gekrümmt im Takt, selbst der meditativ-beschwörerische Gesang vermag die aufkommenden Unwetterwolken nicht zu vertreiben … Cathedral goes Noisedoom ? Der kaputt-brachiale Mittelteil tilgt einem diese (Wahn)Vorstellung sowieso schnellstens aus dem Gedächtnis...
So verwegen die dunkel schillernden Minimalepen auch aufgebaut sein mögen, so schnell kommt einem die Langeweile nicht ins Haus: obwohl alle Stücke jenseits der 10 Minuten parken, wird hier durch geschicktes Feintuning und vernebelten Experimentalparts die Aufmerksamkeitsspanne stets am Leben erhalten – und manchesmal auch mithilfe von schmerzhaften Gitarrengefiepe an der Grenze zum Jenseits gewandelt. Doch das erledigt erst der unbetitelte , fast schon im Singleformat aufkreuzende Bonustrack . Hier darf sogar die Quäkente Dave Mustaine kurz ans Mikro ran … glaubt man zumindest beim Erstkontakt ;)

Weitaus sanftmütiger und beinahe harmonisch nimmt Song Numero Drei gemächlich Fahrt auf, der schwebende Gesang inmitten dem instrumental luftigen Unterbau stimmt hier beruhigend wie nachdenklich. Ein reduziertes „sich-fallen-lassen“, nachts um halb3. Eine ganze Viertelstunde lang. Doch diese Ruhe währt nicht allzulange - danach schlurft noch die „Antipocalypse“ in die Arena und will entsprechend gewürdigt werden. Machen wir. Gerne sogar ! Selten zuvor haben Minimalismus und Aussagekraft besser harmoniert als auf diesem entwaffnend ehrlichem (Beinahe) Ende .
Ein Ende unter einem Werk, welches – zugegeben – doch so einige (spielzeitbedingte) Längen in sich birgt. Die Geschichte mit dem Rad und dem „ Neuerfinden“ schieben wir aber auch lieber mal beiseite … ist ja auch unpassend bei einem Neueinsteiger.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: PMH (16.11.2009)

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