Fluoryne - Dämmerung

FLUORYNE, ein Projekt des GEIST-Tastenklopfers Falk, eröffnen „Dämmerung“ mit einem gesprochenen Literaturzitat, untermalt von bedrohlichem Dröhnen. Trotz des gleich darauf losballernden, und extrem gelungenen, Black Metal Gebolzes zeigt diese Eröffnung die leicht verkopfte Marschrichtung der restlichen Scheibe auf. Wenn später im Stück greinender Klargesang das Gekreische ersetzt und da plötzlich ein Elektropop-Drumbreak zu hören ist wird klar, dass eher ein Schrank als eine Schublade geeignet ist, um FLUORYNE einzuordnen.

Nur fünf Songs bietet „Dämmerung“. Bei derart dichter Struktur wäre alles Weitere vielleicht auch Zumutung gewesen. Die Ideen sprudeln, aber die Band versteigt sich letztlich in avantgardistischen Untiefen. Meisterhaft wird mit düsteren Keyboardklängen und verzerrtem Sprechgesang Spannung aufgebaut, nur um dann den entscheidenden Moment zu lange gehalten zu werden. Die erwartete, ja, ersehnte Klimax versandet oft einfach. Während „Fern“ noch mit einem kurzen, aber befriedigenden Donnerschlag am Ende ein Einnicken des Hörers verhindern kann gelingt das bei „De Profundis“, dem längsten Lied der Scheibe, einfach nicht. Das trabende Riff zu Beginn muss sich schnell einer profillosen Trip-Einlage geschlagen geben, und das zu einem Zeitpunkt an dem man sich nach dem unstet dahineiernden „Unwetter“ endlich, endlich mal einen brüllenden Ausbruch von Emotion erwartet. Gedenk der großen FARSOT, die stilistisch und strukturell an FLUORYNE noch am nächsten dran sind, wünscht man sich ab und zu, die Jungs würden einfach mal jede Zurückhaltung und Disziplin fahren lassen.

Bei aller Kritik sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass FLUORYNE nur einen Ruck von der Genialität entfernt sind. Würden sie nur nicht so leichtfertig mit der gewonnen Spannung umgehen! Geduldigere Naturen mit Sinn fürs Experimentelle werden mit „Dämmerung“ aber schon jetzt große Freude haben.