Lyriel - Paranoid Circus

Es geht bergauf im Hause LYRIEL – nicht nur, dass man mit „Paranoid Circus“ das mittlerweile dritte Album vorweisen kann, vorangegangen ist der Veröffentlichung außerdem ein Vertrag mit dem Londoner Femme Metal Label und der Re-Release der beiden vorangegangenen Scheiben als Doppelalbum. Als besonderes Schmankerl konnte man für „Paranoid Circus“ zudem Simon Jäger, seines Zeichens deutsche Stimme von Matt Damon, Heath Ledger und anderen, der die Platte in narrativen Passagen atmosphärisch einrahmt.

Eines vorweg: Überraschungen gibt es auf „Paranoid Circus“ keine. LYRIEL machen genau dort weiter, wo sie mit „Autumntales“ 2006 aufgehört haben. Daran gibt es aber insofern überhaupt nichts auszusetzen, als man die Zeit offenbar genutzt hat, um wiederum qualitativ hochwertiges, wenn auch von der Machart her bewährtes folkig-rockiges Material im Zuge von LETZTE INSTANZ, LEAVES’ EYES, MIDNATTSOL und Kollegen zu zimmern. Lobend erwähnt werden müssen auf jeden Fall die ausschweifenden Arrangements der Band, die dem Material eine Tiefe verleihen, die dem Genre zwar ausgezeichnet steht, aber viel zu selten wirklich erreicht wird. Abwechslung wird groß geschrieben, und so präsentiert sich „Paranoid Circus“ als buntes Variete verschiedenster Klein- und Großformen.

Schade ist allerdings, dass es LYRIEL auf vierzehn Tracks nicht gelingt, einen wirklichen Hit abzuliefern. Stattdessen herrscht ein zwar durchwegs hoher technisch-musikalischer Standard, so richtig mitreißen kann aber nichts. Auf das Durchdeklinieren von Gattungsstandards versteht sich die Band ausgezeichnet, aber so gut die Musik funktioniert, so sehr beschleicht einen beim Hören der Gedanke, dass „Paranoid Circus“ auf Tonkonserve nur ein fauler Kompromiss gegenüber einer ordentlichen Live-Darbietung der Band ist. Unter anderem deshalb, weilder Sound zwar in Ordnung geht, aber wirklich keine Bäume ausreißt, wie auch schon beim unmittelbaren Vorgänger zu wenig Gitarren bietet und sich um die Stimme von Sängerin Jessica fast schon über Gebühr verdichtet.

Das alles ändert aber nichts daran, dass LYRIEL die Saison für Folk-Metal im noch jungen Jahr 2010 schon mal mit einer für Fans des Genres äußerst empfehlensweretn Scheibe eröffnen. Den Kitsch-Faktor hat man natürlich um keinen Deut zurückgeschraubt, Interessierte sollten also in dieser Hinsicht einiges an Toleranz mitbringen – dann zahlt sich der Besuch des „Paranoid Circus“ aber auf jeden Fall aus.