Royal Jester - Night is Young

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VÖ: 12.04.2010
Bandinfo: Royal Jester
Genre: Melodic Power Metal
Label: Scarlet Records
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Lineup  |  Trackliste

Nach dem Einlegen der Scheibe ''Night is Young'' springt dem Hörer sofort ein melodisches Shredding-Riff ins Gesicht während Sänger Mattias einen typischen Power Metal-Scream hinlegt. Und genau das zelebrieren die schwedischen Metal-Newcomer ROYAL JESTER auf ihrem Debüt-Album: Typischen Melodic Power Metal, wie man ihn schon geschätze 4000 Mal gehört hat. Von der Qualität her stimmt alles, besonders wenn man beachtet, dass sich die Band erst im Jahre 2008 gegründet hat.

Besonders der Bandname weist natürlich auf die musikalische Spielart der Band hin, vordergründig Edguy haben den Begriff 'Jester' für sich gepachtet. So klingen ROYAL JESTER teils nach Edguy, teils nach Gamma Ray und teils nach Helloween. Aber irgendwie mischen, sich manchmal irgendwelche modernen Anleihen in die Songs, die mich eher an Pop-Musik als an Power Metal erinnern.

Als ich den ersten Song ''Wings of Tomorrow'' hörte fühlte ich mich an Bands wie Stratovarius erinnert...bis Sänger Mattias anfing zu singen. Man hört dem Mann deutlich seine Jugend an, und wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass der Bart auf den Promo-Fotos nur angeklebt ist. Also, bis zu einem gewissen Grade ist das ja sympatisch (Kissin' Dynamite z.B.), aber bei ROYAL JESTER ist das manchmal etwas nervig...das könnte auch daran liegen, dass man sich dadurch noch eher an beliebige Pop-Kerle erinnert als es schon die teils zu ''Cheesigen'' Song-Strukturen tun. Aber es ist so, dass ''Wings of Tomorrow'' einer der stärkeren Songs des Albums ist, da das Anfangs-Riff wirklich sehr fesselnd ist und der Refrain schnell ins Ohr geht. An der Stelle kann der geneigte Power Metal-Fan noch hoffen.

Diese Hoffnungen könnten aber schon mit ''If You Were Mine'' vernichtet werden. Schon der Titel klingt nach MTV. Die Strophe aber versetzt mich sofort in das heutige Musik-Fernsehn und drängt sich mir mit schmalzigem Gesang und Chören auf. Auch der Refrain macht es nicht viel besser, auch wenn er Recht eingängig ist. Vom Text her ist das ganze Recht Power-Kompatibel, aber diese Musik...Tut mir Leid, aber das ist eher Melodic Pop-Metal als Power Metal. Der Titeltrack kommt in sehr schnellem Tempo daher und trumpft lieber mit Riffs als Leads auf, was ihm sehr zu Vorteil kommt. Hier verzichtet die Band auf moderne Anleihen und macht etwas, was sie sehr gut kann und was sie mit diesem Song beweist: Melodischen Power Metal spielen. Ganz ohne das Wörtchen ''Modern'' – warum nicht immer so? Innovation mögen viele sagen, schön und gut, aber wenn die so ausfällt wie bei ''If you were Mine'', dann sage ich lieber 'Nein, danke'. Und im Power Metal kann man gerne auf Innovation verzichten. Es gibt eine große Fan-Basis, die sich so ziemlich alles anhört, was im Sektor rauskommt und da schreit man auch nicht nach Innovation. Das hört man sowieso nur von den selbsternannten Metal-Journalisten-Päpsten. *Großes Musik-Magazin einsetzen* lässt grüßen.

Die Bandhymne ''Royal Jester'' geht den gleichen Weg wie ''Night is Young'' und besticht mit starken Vocal-Lines und melodischen Leads und Riffs. Sehr gut, wirklich! Auch der Text kommt toll rüber, man fühlt sich an Gamma Ray oder Helloween erinnert. Dennoch habe ich von Anfang an gedacht, dass mich die Band doch an irgendeine andere erinnert... und vorgestern hat sich diese Frage gelöst. Da sagte ein Freund doch glatt ''Wie REINXEED, nur 'ne Ecke schlechter!'' - Erleuchtung! Diese Band klingt exakt wie die Melodic Power Metal-Kollegen von Reinxeed. Nur 'ne Ecke schlechter. Stimmt genau. ''The New Order'' startet mit einem Riff, dass ich sicher auch so hinbekommen hätte, sowieso ist der Song recht langweilig und kann auch mit seinem Stakkato-Riffing nicht überzeugen. Der Refrain existiert annähernd nicht und die Band steht sich mit sperrigen Riffs selbst im Weg. Mit ''Enter the Mist'' folgt zum Glück einer der besseren Songs der Scheibe. Die Gitarren-Melodie ist sehr eingängig und Sänger Mattias tut sich einen Gefallen, indem er etwas tiefer singt und auch nicht die ganze Zeit nur in Dur singt. So entwickelt sich das Stück zu einem echten Highlight und braucht sich nicht vor Vorbildern wie Stratovarius zu verstecken.

Eine weitere mögliche Bandhymne ist ''Jester Madness'', der 'nur' 2:39 Minuten läuft. Es ist ein sehr melodisches Stück, welches mit seinem Refrain überzeugen kann, der sich auf Konzerten wunderbar mitsingen lassen sollte. Nun kommen wir zu den letzten vier Stücken. Ich habe mir das Album schon sehr oft durchgehört, aber diese Songs wissen einfach nicht zu begeistern, höchstens partiell. So finde ich in ''Born Again'' die atmosphärische Strophe klasse, wohingegen mich der Refrain in gleichem Stück etwas enttäuscht. ''The King has Fallen'' klingt ehrlich gesagt so wie ''Enter the Mist'', zumindest vom Gitarren-Lead her. Auch sonst betritt der Song eher den Mist als wirklich gut zu sein.

Mit ''Age of Terror'' versuchen sich ROYAL JESTER scheinbar an der frühen Phase von Stratovarius, was ihnen misslingt. Strophe unmelodisch, Refrain unmelodisch... irgendwie nicht so schön. So ist der Song ein Ausfall.Fast genau so wie ''Vile Smile''. Auch hier singt Mattias tiefer als sonst und die Band versucht anscheinend düster zu agieren. Auch dass funktioniert nicht so ganz, sodass der Song sehr uneingängig daherkommt. Auch die unterlegten Keyboards bringen nicht den gewünschten Effekt. Das war ein eher schlechtes Ende für ein Album, dass maximal Mittelmaß erreicht.
Insgesamt ist hier nur zu sagen, dass ROYAL JESTER unbedingt die modernen Elemente aus ihrer Musik schmeißen müssen und Sänger Mattias sich einen Bart wachsen lassen sollte, vielleicht klappt's dann auch mit dem Singen. So ist das eine durchschnittlichte Melodic Metal-Scheibe, die vielleicht mal ganz nett ist, aber die ich nicht freiwillig hören würde.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Steelbound (26.03.2010)

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