Neverland - Ophidia

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VÖ: 26.03.2010
Bandinfo: Neverland
Genre: Progressive Power Metal
Label: AFM Records
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Lineup  |  Trackliste

Gar nicht allzu lange ist es her, dass die türkisch-griechische Co-Produktion NEVERLAND, bestehend aus den türkischen Progressive-Metallern von DREAMTONE und Sängerin Iris Mavraki, ihr Debütalbum "Reversing Time" veröffentlichte, dass mich damals auf unterschiedliche Weise überraschte: Zum Einen positiv, da mit Ober-Blindwächter HANSI KÜRSCH und TOM ENGLUND höchst prominente Gastkünstler vertreten waren; zum Anderen (leider) negativ, da ich die Songs zum Großteil als chaotisch arrangiert und hoffnungslos überfrachtet empfand, und wirkliche Highlights ausblieben.

Umso gespannter war ich nun natürlich auf den Nachfolger, der jetzt in Form von "Ophidia" vorliegt, und von dem ich mir nun ein Bild machen kann. Und diesmal kann doch Entwarnung gegeben werden: Denn NEVERLAND präsentieren sich auf ihrem neuen Scheibchen deutlich gereift und in sich stimmiger. Vorbei sind die Zeiten der scheinbar ziel- und planlosen Arrangements, die mir oftmals nur darauf ausgerichtet schienen, möglichst viele Instrumente möglichst viele Noten in möglichst kurzer Zeit spielen zu lassen; stattdessen legt man bei "Ophidia" viel mehr Augenmerk auf schlüssiges Songwriting, eingängige Harmonien, und hat auch viel deutlicher zentrale Gerüste in den Songs herausgearbeitet, und um diese herum dann erst mit weitaus mehr Feingefühl als noch auf "Reversing Time" die Arrangements gepackt.

Das hat natürlich gleich mehrere Folgen: Zunächst ist "Ophidia" auf langen Strecken deutlich mehr "Metal" als es noch der Vorgänger war, andererseits sind die (zwar immer noch) progressiven Stücke auch für Gelegenheitshörer leichter zugänglich, ohne aber deswegen musikalisch an Wert einzubüßen. Denn neben schönen melodischen Progressiv-Krachern wie "Silence The Wolves", das mit seinen Leadgitarren-Sounds und Harmonien deutlich an VANISHING POINT erinnert, finden sich auch ruhige, folkloristisch angehauchte Stücke wie das gefühlvolle "Will Of God", das Freunden von BLIND GUARDIAN und RHAPSODY mit Sicherheit gefallen sollte; und so lädt "Ophidia" definitiv zum mehrmaligen Hören ein!

Und auch diesmal hat man sich wieder prominente Unterstützung gesichert, und zwar in Form von niemand geringerem als dem Mountain King himself; und so veredelt JON OLIVA mit seinem markanten Organ den (ebenfalls mit Folk-Elementen aufgepeppten) Track "Invisible War" und macht ihn so zu einem Highlight des Albums. Doch auch ANGRA-Frontman EDU FALASCHI gibt sich auf "Ophidia" die Ehre, ebenso wie URBAN BREED (Pyramaze), und verpassen ihren Songs jeweils einen eigenen Touch.

Alles in allem kann also gesagt werden, dass NEVERLAND mit "Ophidia" meines Erachtens mehr als nur einen Schritt in die richtige Richtung getan haben; und so ist ihr Zweitling ein rundum gelungenes, leicht progressives Metal-Album geworden, das mit den Schwächen des Debüts ordentlich aufgeräumt hat. Wer natürlich gerade das spezifisch Chaotische an "Reversing Time" so charmant fand, der sollte bei "Ophidia" erstmal reinhören. Die Produktion passt im Großen und Ganzen auch, wenngleich mir aber die männlichen Leadvocals meistens ein wenig zu sehr in den Hintergrund gemischt erscheinen und nicht genug Durchsetzungskraft besitzen. Aber letztlich mindert das den Hörgenuss nur unmerklich, und so kann ich für "Ophidia" guten Gewissens ein paar Sterne mehr auspacken als noch für "Reversing Time". Vom "perfekten Album" ist man aber sicher mit dem Zweitling bei NEVERLAND doch noch etwas entfernt; hier gibt's sicher noch Raum nach oben. Nichtsdestoweniger ist "Ophidia" ein schönes Album geworden, in das man definitiv mal reinhören sollte!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Dragonslayer (15.03.2010)

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