Master - The Human Machine

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VÖ: 26.04.2010
Bandinfo: Master
Genre: Death Metal
Label: Pulverised Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Speckmann Paule ist ein umtriebiger Wicht. Der Wahl-Tscheche aus Chicago ist/war neben seiner Hauptinstitution MASTER nicht nur in zig Nebenprojekten involviert (KRABATHOR, ABOMINATION, MARTYR etc.), sondern auch Tour-Manager und gern gesehener Merchandiser auf verschiedensten Veranstaltungen. Nach seiner Europa-Auswanderung Anfang des Jahrtausends hat er auch die Aktivität seines kultigen Hauptprojektes gesteigert, was sich diesen Frühling mit der Veröffentlichung des zehnten Albums zu Buche schlägt. Nach einigen Jahren bei Twilight hat der Weißbärtige mittlerweile bei Pulverised Records unterschrieben und legt mit „The Human Machine“ einen weiteren Brocken deftigen Old-School-Death-Metal vor, der sich im Zuge des überladenden Deathcore-Hypes als wahre Genugtuung für das Kutten-ummantelte Gemüt erweist.

Das Gute an MASTER - man weiß genau, was man bekommt. Die drückende Todeswalze mit treibenden Gitarrensalven, Großmeister Pauls höchstpersönlich getätigtem pulsierenden Bassspiel und seine unverkennbare Sprechstimme, deren Intensität auch im Angesicht des baldigen Fünfzigers nicht abnimmt. Bei Nackenwirbel-brechenden Wühlern wie „Suppress Free Thinking“, „Faceless Victims Expelled“ oder „The Human Machine“ verwundert es nicht, dass sich Allzeitgrößen wie DISMEMBER, CARCASS oder PESTILENCE auf die Vorbildwirkung MASTERs berufen. Wer sich selbst bei „ A Replica Of Invention“ nicht zum Bangen verleiten lässt, gehört dringend in die präpubertäre Vorschule des Todesbleis gesteckt. Man riecht, fühlt, spürt das modrige Todgebräu der alten Tage und fühlt sich in gewisser Weise abhängig davon.

Das Schlechte an MASTER – wie gewohnt, schleichen sich nach zwei bis drei Durchläufen die ersten Gähner ein. Trotz unvergleichlicher Authentizität und konstant demütiger Verbeugung vor den alten Tagen, hat das tschechische Dreigespann noch kein Album mit vollständiger Spannung füllen können. Neben den zuvor erwähnten Gassenhauern, stehlen sich leider wieder unzählige Schlaftabletten auf das Album, die den Gesamteindruck stark verwässern. „It’s What Your Country Can Do For You“ kann eigentlich schon als Up-Tempo Track angesehen werden, zieht sich mit über sechs Minuten Spielzeit aber unnötig in die Länge. „Worship The Sun“ langweilt mit simpel schrubbenden Gitarren, die irgendwo zwischen BOLT THROWER und BENEDICTION mit wehenden Fahnen untergehen. Das abschließende „Impale To Kill“ wäre ohne den guten Paule eine miefige 1:1 SIX FEET UNDER Kopie.

Der gutmütige Urvater des Death Metal hat mit „The Human Machine“ grundsolide und durchaus ansprechende Altschulkost produziert, scheitert aber wieder an der durchgehenden Qualitätshaltung. Gegenüber Aussetzern wie „Faith Is In Season“ oder dem schalen „Let’s Start A War“ behält die neue Langrille zwar spielerisch die Überhand, an Klassiker wie „Master“ oder dem kecken „The Spirit Of The West“ reicht das neue 10-Gänge-Menü aber nicht heran. Daher sei der MASTER-fernen Klientel Vorsicht geboten – die Puristen und Modernitätsverweigerer werden sich das gute Teil ohnehin mit Speichel benetzten Mundwinkeln unter den Nagel reißen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (16.04.2010)

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