Jorn - Dio

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VÖ: 02.07.2010
Bandinfo: JORN
Genre: Heavy Rock
Label: Frontiers Records
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Lineup  |  Trackliste

Hm, da ist der gute Ronnie James noch keine Woche unter der Erde nach seiner verfrühten und tragischen Niederlage im Kampf gegen den Krebs, und schon stand ein Tribute-Album mit dem einfachen Titel "Dio" von Sangesmeister JORN LANDE mitsamt eigens geschriebenem RJD-Tribute-Lied "Song for Ronnie James" in den Startlöchern; und nicht nur mir kam das etwas merkwürdig vor.

Tatsächlich soll der Song bzw. das gesamte Album aber bereits im vergangenen Jahr entstanden sein, sogar noch bevor bei Ronnie James Dio überhaupt die Krebs-Diagnose gestellt worden war, und war überhaupt als Verneigung vor einem der größten Sänger der Metal-Geschichte konzipiert; und es gibt derzeit wohl auch keinen anderen Rocksänger auf diesem Planeten, der solch eine Ehrerweisung besser und stilgerechter vollziehen kann, als der norwegische Vokal-Gott JORN LANDE. Und so finden sich neben dem bereits erwähnten Tribut-Song an Ronnie James Dio selbst natürlich eine stattliche Anzahl an mal mehr, mal weniger bekannten Tracks des DIO- und RAINBOW-Backkatalogs auf dem Album; und wie diese ausgefallen sind, das soll im Folgenden näher beleuchtet werden.

Nach der ungewöhnlich langen Einstiegsnummer - die jetzt abgesehen von vielen Song-Zitaten von Dio selbst, wenn man ehrlich ist, nicht besonders großartig ausgefallen ist und eigentlich nur durch das zeitnahe Ableben des Großmeisters jetzt eine gewisse tragische und bedeutsame Note erhält - geht es dann auch schon mit "Invisible" los. Und natürlich ist die Produktion wie bei sämtlichen JORN-Scheiben der norwegischen Kraftröhre auf den Leib geschneidert, dementsprechend rockt der Track auch mal gleich amtlich drauf los; und auch sonst gibt's wenig an den auf dem Album enthaltenen Songs auszusetzen. Interessant ist vielleicht, dass einige absolute Dio-Klassiker wie "Rainbow in the Dark", "Holy Diver", "The Last In Line", "Neon Nights" oder natürlich "Heaven and Hell" nicht auf der Scheibe vertreten sind, und man stattdessen auch mal ein paar weniger klingende Namen verarbeitet hat. Das mag vielleicht befremdlich wirken, aber möglicherweise hat man ja für einige der Songs keine Lizenz bekommen, andererseits wollte man vielleicht wirklich gerade ein paar der weniger populären Nummern zelebrieren.

Jedenfalls sind aber Songs wie "Shame On The Night", "Don't Talk To Strangers", "Kill The King" oder "Lord Of The Last Day" auch in den JORN-Versionen amtliche Kracher geworden, und auch weniger oft gehörte Stücke wie "Night People", "Sacred Heart" oder "Push" machen eine gute Figur, und stellen für Fans und Verehrer des Werks des verschiedenen Metal-Gottes sicher eine interessante Investition dar.

Ob man allerdings den - offenbar schon länger geplanten - Veröffentlichungs-Termin (angepeilt ist hier der 2. Juli für Europa) angesichts des Ablebens von Ronnie James Dio wirklich unbedingt einhalten, und so unvermeidlich die Diskussion anregen musste, ob das nun ein bereits länger geplantes Tribute-Album war oder doch eher ein Schnellschuss, um auf geschmacklose Art und Weise ein paar schnelle Euro zu machen, das ist sicherlich fragwürdig. Allerdings produziert man so ein Album auch nicht mal "schnell" innerhalb einer Woche, also denke ich schon, dass das von längerer Hand her geplant war, diesen Tribute - unabhängig von der Krankheit von RJD - zu veröffentlichen. Allerdings bleibt der Veröffentlichungstermin aber dennoch sicher diskussionswürdig.

Insbesondere würde ich es eigentlich mehr als angebracht finden, angesichts der jüngsten Entwicklungen jetzt auch zumindest einen Teil der Einnahmen aus diesem Album einem wohltätigen Zweck - wie nicht zuletzt der Ronnie-James-Dio "Stand Up And Shout" Krebsstiftung - zukommen zu lassen. Davon habe ich allerdings bislang noch nichts mitbekommen, und insofern hinterlässt das Machwerk dann doch einen etwas bitteren Nachgeschmack. Falls sich die Plattenfirma bzw. Produzenten des Albums aber dennoch dazu entschließen, einen Teil der Einnahmen zu spenden, so würde ich (und wohl auch viele andere) dies sehr begrüßen.

Unterm Strich bleibt, wenn man die paar zweifelhaften Entscheidungen rund um den Release außer acht lässt, sicherlich eine schöne Verneigung vor einem der Wegbereiter des Heavy- und Powermetal, einer der größten Stimmen des Genres aller Zeiten, und einem der größten und wichtigsten Künstler, die diese unsere Szene je vorgebracht und nun leider viel zu früh verloren hat. Hier kann wohl jeder, der etwas für die Musik von Ronnie James Dio übrig hat, getrost einmal reinhören; denn dass ein JORN LANDE immer erstklassige Arbeit abliefert, das ist klar. Ob man aber natürlich die DIO-Klassiker überhaupt von einem anderen Sänger (wenn auch einem sehr guten) interpretiert hören möchte, das ist ohnehin eine Grundsatzfrage, die wohl jeder für sich selbst beantworten muss.



Ohne Bewertung
Autor: Dragonslayer (23.06.2010)

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