CRASH TEST DUMMIES - Oooh La-La!

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VÖ: 28.05.2010
Bandinfo: CRASH TEST DUMMIES
Genre: Alternative Rock
Label: Edel Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits  |  Trivia

Die kanadischen CRASH TEST DUMMIES sind vor allem durch zwei markante Punkte bekannt geworden: zum Einen schrieb man mit der Singleauskoppelung „Mmm Mmm Mmm Mmm“ vom zweiten Album „God Shuffled His Feet“ einen Kultsong der Alternative-Bewegung, den noch heute jedes Kind mitsummen kann. Zum Zweiten war man auch am Soundtrack für die Jim Carrey-Erfolgskomödie „Dumm und Dümmer“ beteiligt und stellte mit dem XTC-Cover „The Ballad Of Peter Pumpkinhead“ einen weiteren unsterblichen Beitrag in der Musikhistorie. Nach den Geniestreichen Mitte der Neunziger Jahre war aber Schicht im Schacht. „Oooh La-La!“ ist mittlerweile das achte Studioalbum und gleichzeitig der sechste Versuch, an alte Glanzleistungen anzuknüpfen.

Am grundsätzlichen Rezept der Winnipeg-Mannschaft hat sich natürlich nichts geändert. Sanfte, sehr folkig angehauchte Rocksongs mit leichtem Alternative-Einschlag prägen den Sound des Multiprojektes. Bariton-Stimme und Bandchef Brad Roberts versammelt neben seiner angestammten Gesangspartnerin Ellen Reid nicht weniger als acht weitere Musiker, die mit Orgeln, Banjos, Violinen oder Cellos bewaffnet, für akustische Diversität sorgen. Stress hat Roberts dabei nicht. Wie gewohnt sind die CRASH TEST DUMMIES im gemütlichen, keinesfalls überhasteten Bereich daheim und lassen sich für ihre Songs meist viel Zeit. Die Einflüsse der Kanadier reichen von Swing-unterstützter Baratmosphäre („Now You See Her“) über 40er-Jahre Lounge Feeling („Not Today Baby“) bis hin zu JOHNNY CASH beeinflusstem Adult-Country („The In-Between Place“). Über all dem thront Mastermind Brad Roberts mit seiner unvergleichlichen Stimme, die so manch schwachen Moment auf „Oooh La-La!“ zu retten vermag. Neben viel Durchschnitt haben die CRASH TEST DUMMIES aber auch einige Topsongs im Gepäck. Vorangestellt sei das schleichend durchdringende „Heart Of Stone“ genannt, das eine behutsam vorgetragene Mischung aus BOB DYLAN und LEONARD COHEN ist und dabei auch noch die goldene Stimme von Ellen Reid erfasst. Das – bereits vor drei Jahren geschriebene – „You Said You’d Meet Me“ ist ein ungewohntes Stück der Fröhlichkeit, verbreitet intellektuelle Sommeratmosphäre, ohne plakativ oder nervend zu wirken. Nicht zu vergessen, das abschließende – völlig von Reid intonierte – „Put A Face“, dessen Eindringlichkeit fast an GOLDFRAPP erinnert.

Die CRASH TEST DUMMIES schaffen es auch nach sechsjähriger Albumpause nicht, die erfolgreichen Geister von damals zu beschwören. „Oooh La-La!“ ist, trotz unsäglich dämlicher Betitelung, aber das beste Werk seit über zehn Jahren und zeigt nicht nur Stimmwunder Brad Roberts in Hochform, sondern stellt auch bisher ungekannte Facetten der Band in den Vordergrund. Leider befinden sich noch immer zu viele Filler auf dem Album, dennoch können sich die Ahornblätter wieder der Konkurrenz stellen. ACHTUNG: Das gute Teil ist natürlich nur bedingt stormbringer-tauglich. Wer auch mal pausieren möchte, sollte sich dieses herbstlich anmutende Folk-Werk zu Gemüte führen – schwelgen in Erinnerungen inbegriffen!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (16.06.2010)

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