Blind Guardian - At The Edge Of Time

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VÖ: 30.07.2010
Bandinfo: BLIND GUARDIAN
Genre: Power Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

BLIND GUARDIAN are back! Der Vierjahresrhythmus scheint sich bei der Krefelder Metal-Institution schön langsam einzubürgern. Zwischen „Nightfall In Middle-Earth“, „A Night At The Opera“ und dem Vorgänger „A Twist In The Myth“ liegen nämlich vier Jahre Entstehungszeit dazwischen und auch für den neuen Silberling mit dem klingenden Namen „At The Edge Of Time“ haben sich Hansi Kürsch und Kollegen genügend Zeit gelassen. Und auch dieses Mal stellt sich vorab die Frage, was einen mit einem neuen BLIND GUARDIAN-Album wohl erwarten möge? Schneller, treibender Speed Metal à la Anfangstage? Harter und dennoch immer melodischer Heavy Metal der Marke „Imaginations From The Other Side“? Oder durchstrukturiertes, episch überbordendes Symphonic-Material der neueren Zeit („A Night At The Opera“)? Eine sehr spannende Frage und auch wenn sich „A Twist In The Myth“ ein wenig vom vorherrschenden Bombast entfernt hat, scheinen Kürsch und Co. ihre stilistische Linie dennoch gefunden zu haben. Oder?

Gleich vorweg gesagt: „At The Edge Of Time“ kann in keine der obigen Beschreibungen gesteckt werden. Wenn aber eine definitive Entscheidung getroffen werden müsste, könnte man das Ganze wohl als „Back To The ‚Imaginations From The Other Side’-Roots“ bezeichnen! Das gut einstündige Album besinnt sich nämlich wieder einmal ‚alter’ Stärken und vermischt harte, melodische Mitsingstampfer („A Voice In The Dark“) mit treibenden Uptempo-Nummern („Ride Into Obsession“) und genialen, von Folk angehauchten, fast balladesk zu nennenden Titeln („Curse My Name“). Von überlangen Instrumentalpassagen und überfrachtenden Choralhintergründen halten die Jungs dieses Mal mehr Abstand, was natürlich nicht heißen soll, dass „At The Edge Of Time“ gänzlich ohne auskommt, das sicher nicht. Trotz allem steht Hansis Stimme auf der neuen Scheibe mehr im Vordergrund, was dem gesamten Album sehr gut tut. Auch in punkto Songwriting gibt es absolut nichts auszusetzen. Wie gesagt: BLIND GUARDIAN konzentrieren sich wieder mehr auf schnelle, melodische und gleichzeitig härtere Songs, die aber nach ein-, zweimaligem Hören sich sofort im Ohr festsetzen. War „A Twist In The Myth“ für mich noch teilweise enttäuschend, da einige Songs auch nach etlichen Durchgängen überhaupt nicht zünden konnten, ist „At The Edge Of Time“ eine rundum gelungene Rückkehr zu BLIND GUARDIAN-Trademarks, die – zumindest für mich – am besten funktionieren und aus einer Stunde eine zauberhafte, musikalische Erfahrung macht.

Auch nach mehreren Durchläufen hat sich mir kein einziger Ausfall erschlossen. Ganz im Gegenteil, manche Songs brauchen einfach seine Zeit, um ihre ganze Bandbreite zu entfalten („Tanelorn“, „Wheel Of Time“). Einzig „Control The Divine“ hält nicht zur Gänze den qualitativen Spannungsbogen, weiß aber mitunter auch zu gefallen. Wem „Nightfall in Middle-Earth“ also zu konzepthaft, „A Night At The Opera“ zu choral ermüdend und „A Twist In The Myth“ zu uninspiriert und unausgegoren war, der erlebt mit „At The Edge Of Time“ ein „Imaginations From The Other Side“-Revival. Die neue Platte reicht zwar nicht an die gebotene Härte der 1995er Glanztat heran, kann aber in punkto Aufbau, Songwriting und Struktur am ehesten mit derselben verglichen werden. Abschließend gesagt ist „At The Edge Of Time“ ein fast perfektes Album geworden, das mit der stilistischen Vielfalt und seiner melodischen Eingängigkeit mehr als überzeugen kann. Der ganz große Überraschungstrack fehlt mir aber trotzdem, etwas komplett Neues, noch nie Dagewesenes hätte der Platte den letzten genialen Schliff gegeben…

Im Endeffekt ist das aber auch schon egal, denn mit „At The Edge Of Time“ gelingt BLIND GUARDIAN anno 2010 ein Comeback in der Art und Weise, wie zumindest ich mir das erhofft und vorgestellt habe. Ein klasse Album für BLIND GUARDIAN-Fans jeglicher musikalischer Periode. Da kann man nur gratulieren und die Platte immer wieder selbst auflegen!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: mat (19.07.2010)

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