AUSTERE - Only The Wind Remembers

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VÖ: 16.11.2009
Bandinfo: AUSTERE
Genre: Black Metal
Label: Eisenwald
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Lineup  |  Trackliste

Ewig schade darum. Die australischen Ultra-Depressivler AUSTERE haben die Band im Mai dieses Jahres zu Grabe getragen. Ohne Angabe von Gründen. Nachdem die beiden Köpfe der verblichenen Zwei-Mann-Maschinerie bei geschätzten 7.379 anderen Projekten beteiligt sind, wird man zumindest mit weiteren Produktionen der desolaten Wirrköpfe rechnen können. Das – unerwartete – Abschiedsalbum wurde bereits hier rezensiert, die deutsche Eisenwald Tonschmiede hat für die Die Hard-Klientel die vorangegangene EP „Only The Wind Remembers“ noch einmal mit verändertem Cover und im schmucken Digisleeve publiziert.

Ursprünglich wurden die beiden ausufernden Songs auf eine Split mit den britischen Düsterheimern LYRINX gepackt. Die verwandelte Einzel-EP wurde einst auf 500 rare Exemplare limitiert. Geboten wird - wenig überraschend - abgrundtiefe, fast schon suizidfordernde Schwarzmetallkunst der ganz morbiden Sorte. „Towards The Great Unknown“ führt den unbelasteten Hörer mit sanften, atmosphärischen Klängen in die kranke Welt der Einsiedler. Wer nach einer guten Minute die ersten Schreie vernimmt weiß schnell, dass Black Metal – entgegen des derzeitigen Hochglanzproduktionen-Trends – auch mal wirklich roh, wild, entwurzelt, einfach voller Seele war. Unmenschliches Gekreische tönt aus den Boxen, wenn sich die beiden Sänger als Gejagte unbekannter Verfolger präsentieren. Angstschweiß, gekrauselte Haare, Unbehagen – alles ist erlaubt, wenn man die selbstzerstörerische, krankhaft abstruse Form des Gesangs durch den Körper gleiten lässt. Die Instrumente unterstützen die vokale Abartigkeit mit stoischer Ruhe. Hier wird nicht gehastet. Atmosphäre steht über Druck, Nachdenklichkeit über Stupidität. Das fast viertelstündige „Only The Wind Remembers“ schlägt in eine ähnliche Kerbe. Noch mehr Mystik, noch mehr Abgründigkeit und eine gewollt monotone Slow-Tempo Schleife werden von AUSTERE geboten. Im Mittelteil lädt ein Akustikintermezzo zum beruhigenden Verweilen ein, bis die letzten fünf Minuten noch das letzte bisschen Leben aus den verwesenden Torsos der Interpreten saugt.

Unbedingte Empfehlung: wer den Sommer und die dazugehörigen, fröhlichen Menschen hasst wie die Pest, wird sich nach Genuss dieser EP in seiner neugewonnenen, bestätigten Misanthropie suhlen. AUSTERE paarten Melancholie und Düsternis wie kaum eine andere Band. Und wer nach „Only The Wind Remembers“ noch behauptet, dass die alten BURZUM-Scheiben die ultimativen Abgründe zeitigen, hat Black Metal ganz und gar nicht verstanden. Und im Gegensatz zur eingangs erwähnten Full-Length, verzichtet man hier auch auf unnötige Ausstaffierungen. Wirklich ganz großes Akustikkino. R.I.P. AUSTERE!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (11.07.2010)

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