Winterfylleth - The Mercian Sphere

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VÖ: 19.07.2010
Bandinfo: WINTERFYLLETH
Genre: Black Metal
Label: Candlelight Records
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Lineup  |  Trackliste

Es soll ja auch in einem Genre wie im Black Metal, das hauptsächlich im Underground verwurzelt ist, durchaus Bands geben, die fast schon gehypt werden. Mit einer solchen hat man es im Falle von WINTERFYLLETH zu tun. Diese junge Kapelle hat es geschafft sich seit ihrer Gründung im Jahre 2007 eine ansehnliche Fangemeinde zu erspielen und sozusagen als Galleonsfigur der neuen britischen Black Metal Welle, zu welcher sich auch Bands wie WODENSTHRONE, FEN oder ALTAR OF PLAGUES zählen, zu gelten. Gleich das erste Demo 'Rising of the Winter Full Moon' und das kurz darauf folgende Debut 'Ghost of Heritage' wurden weltweit mit Höchstnoten versehen und veranlassten das renommierte Label Candlelight Records dazu, ihre Landsmänner gleich einmal unter Vertrag zu nehmen. Nun versuchen die Jungs mit ihrem zweiten Streich 'The Mercian Sphere' der Ausnahmestellung und dem Hype, den ihre Musik in der heutigen Black Metal Szene verursacht, auch auf größerer Bühne gerecht zu werden.

Ideologisch sowie textlich haben sich WINTERFYLLETH, zu Altenglisch Wintervollmond, dem 'English Heritage Black Metal' verschrieben, bei welchem angelsächsische Kultur, Stolz auf das Vaterland und Heidentum im Vordergrund stehen. Dass hier die Schwelle zu rechtem Gedankengut nicht gerade weit entfernt ist, versteht sich von selbst, ist man solchem aber im Falle WINTERFYLLETH nicht ausgeliefert. Viel mehr liefern die vier Barden wunderschöne, naturmystische, sagenumrankte, anspruchsvolle Texte, welche schlichtweg von einer gesunden Heimatverbundenheit zeugen.

Die beiden ersten Tracks, welche die konzeptuelle Trilogie 'The Wayfarer' einleiten, zeigen auf beeindruckende Weise den Grund für den Sonderstatus der Briten auf. Hier wird wirklich alles geboten, was modernen und atmosphärischen Black Metal ausmacht, vermischt mit einer Prise Sludge, die wohl dem Engagement dreier Bandmitglieder bei den apokalyptischen Sludgedoomstern von ATAVIST geschuldet ist. Jene fügt sich jedoch perfekt in den Gesamtsound ein, welcher auch technisch um einiges gewaltiger aus den Boxen dröhnt als noch beim Debut.

Auf das sehr harte und äußerst nach vornpreschende 'Fields of Reckoning' folgt in Form von 'Children of the Stones' die erste instrumentale Verschnaufpause auf 'The Mercian Sphere'. Von wunderschönen Akustikgitarren- und Geigenmelodien begleitet, erschaffen WINTERFYLLETH hier ein melancholisches Klang- und Landschaftsbild, in welches man sich ohne weiteres hineindenken kann.
Das ebenfalls großartige 'The Ruin' ist nur die Überleitung zu den zwei 10-Minütern 'The Honour Of Good Men On The Path To Eternal Glory' und 'Wayfarer Pt III', welche mit ihrer schon fast erdrückend dichten Atmosphäre punkten könnten und denen es trotzdem nicht an Härte mangelt. Vor allem die epischen, leidenden Gitarrenriffs passen hier wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Auch das kurze, aber umso intensivere Akustikintermezzo 'When the Woods Were Young' ist mehr als nur erwähnenswert, unterstreicht es doch die Fähigleit der Truppe, Atmosphäre auch jenseits von E-Gitarren und Black Metal Screams zu erzeugen.
Der letzte Song 'Defending the Realm' jedoch stellt eine Wiederaufnahme eines Debutstücks dar, welcher als Endsong durchaus seine Qualitäten hat und durch das verbesserte Soundgewand noch mächtiger wirkt.

Bei 'The Mercian Sphere' kann man insgesamt betrachtet wahrhaft von einem Meisterwerk sprechen. Somit muss man den Engländern von WINTERFYLLETH momentan auch die Krone im Genre des Black Metal aufsetzen, denn ein derart intensives und gleichsam leichtfüßiges Album hat schon seit langem keine Band mehr veröffentlicht. So sieht man, dass sich bei dieser Bande wirklich alle Vorschusslorbeeren und Hypes ausgezahlt haben und die Jungs sich dadurch nicht verunsichern haben lassen.
'The Mercian Sphere' sollte absolut jeder Metaller, der einen einigermaßen guten Musikgeschmack sein Eigen nennt, besitzen. Kein normaler Mensch wird diesen Kauf auch nur ansatzweise bereuen!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Johannes Deml (20.07.2010)

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