THE LAST FELONY - TOO MANY HUMANS

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VÖ: 26.07.2010
Bandinfo: THE LAST FELONY
Genre: Death Metal
Label: Lifeforce Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die Death Metal Szene in Montreal ist mittlerweile bereits das Pendant zur alten Übersee-Schwester Göteborg. Während die schwedischen Vertreter Anfang/Mitte der 90er Jahre eine Melo-Death Band nach der anderen vom Fließband warfen, zieht die französischsprachige Stadt aus Nordamerika im neuen Jahrtausend gleich. Ob jetzt altgediente Recken wie GORGUTS oder KATAKLYSM, oder Jungspunde wie BENEATH THE MASSACRE, ION DISSONANCE oder die leider schon verblichenen DESPISED ICON und IN DYING DAYS – bei den Ahornblättern werden die unterschiedlichsten Arten von Todmetall fabriziert. Zu den radikaleren Vertretern zählen die gerade mal fünf Jahre alten THE LAST FELONY, die mit dem Zweitling „Too Many Humans“ einen Vertrag bei Lifeforce ergattern konnten.

Und eines gleich mal vorweg: Konkurrenz fördert den Geist! Während der metalübersättigte Durchschnittsmitteleuropäer bei angekündigten Großtaten aus den USA ins Gähnen verfällt, oder bei propagierten Meisterwerken aus Skandinavien gar der Narkolepsie nahe ist, kann er THE LAST FELONYs Silberling gefahrlos erwerben. Das Intro zum Opener „We Are Future Housing Developements For Maggots” wird angenehm kurz gehalten, dann regiert der Dreschflegel. Das Quintett vermag durch den Einsatz von zwei Gitarren immer wieder melodische Zwischenpassagen einzubauen. Eine Schlachtplatte vom Feinsten ist der darauffolgende Titeltrack. THE LAST FELONY vergehen sich nur selten in unnötiges Blast-Geknüpple und schmücken den technischen Highspeed-Korpus mit treibendem, Brutal Death-ähnlichen Zusatzmaterial. Zwischen den Stühlen fühlen sich die Kanadier auch sehr wohl, was dem Hörvergnügen durch die abwechslungsreichen Soundkonstrukte sehr zuträglich ist. Der „Soundtrack zum Niedergang unserer Welt“, wie das Promoblatt vollmundig verkündet, ist das gute Stück natürlich nicht. Trotzdem wissen die Jungs um ihre instrumentalen Fähigkeiten und haben keine Scheu, ihre Asse auszuspielen. Besonders stark ist der epische Fünfminüter „Quandary“, der sich mal berstend schnell, dann wieder frickelig dissonant durch die Gehörgänge krault. Liebe Leute – hier werden eure Muskeln zucken! Die zweite Albumhälfte steht der ersten um nichts nach. Nach dem schwächeren „Most Unclean“ überraschen THE LAST FELONY auf „Overrated Existence“ mit deutlich ausschlagender Old-School Affinität. Nur am Ende verspielen die Burschen noch etwas von ihren Vorschusslorbeeren. „Televisionary“ wirkt – trotz anständigem Bangpart– zu schablonenhaft und das abschließende „Water Cooler Suicide“ versucht tatsächlich die angekündigten Black Metal Elemente zu integrieren, was sich im Endeffekt als suboptimale Lösung herausstellt.

Trotz alldem setzen sich THE LAST FELONY angenehm vom Gros der Szene ab und schaffen es tatsächlich, so etwas wie eine Spur Eigenständigkeit in ihren Sound zu werfen, was nach über 30 Jahren Metalgeschichte fast schon ein Ding der Unmöglichkeit ist. Chris Donaldson (CRYPTOPSY) hat das Teil nicht nur verdammt stark produziert, auch das Coverartwork gehört zu den lichteren Momenten dieses Jahres. Hervorragendes Stück Death Metal, das man auch ohne Rechenschieber genießen kann. Abzüge gibt’s für die (wenigen) Filler und die fast schon pervers kurze Spielzeit – nächstes Mal könnten die Mates aber wirklich für die Genreüberraschung des Jahres sorgen!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (22.07.2010)

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