Neverdream - Said

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VÖ: 28.05.2010
Bandinfo: Neverdream
Genre: Progressive Metal
Label: Twilight Zone Records
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Lineup  |  Trackliste

Kurz und prägnant "Said" nennt sich das neue Output der Italiener von NEVERDREAM, aber sonst ist auch schon gar nichts "kurz und prägnant" bei den Herren; denn; sämtlichen Klischees zum Trotz agieren die Mannen aus unserem Lieblingsurlaubsland keineswegs in kitschtriefenden Power-Metal-Gefilden, sondern umschiffen die stürmischen Seen, die Scylla und die Charybdis des progressiven Metals. Inhaltlich hat man es mit "Said", soviel sei vorweggenommen, mit einem Konzeptalbum zu tun, das sich schlicht und ergreifend das Thema "Afrika" zum Zentrum genommen hat.

Und so legen die Italiener dann auch gleich am Beginn des Openers "Kinshasa" mit heftigen Percussion-Gewittern los, und starten so in einen progressiven, verschachtelten Track, der vieles sein mag; nur nicht einfach zugänglich. Generell fällt mir bei diesem Song bereits auf, dass - selbst für Prog-geeichte Zeitgenossen - NEVERDREAM keinesfalls leicht verdauliche Kost darstellen dürfte, und spätestens beim Saxophonsolo(!) am Ende des ersten Tracks wird dieser Eindruck bestätigt. Klar, von klassischen, nachvollziehbaren Strukturen á la "Strophe-Refrain-Strophe" ist hier weit und breit nichts zu sehen; stattdessen liefert man auf sieben Tracks (aber bei imposanten 65 Minuten Gesamtspielzeit!) komplexes Songmaterial, das mal durch Gefrickel, dann wieder durch gefühlvolle Harmonien und ruhige Passagen, und sodann durch die eine oder andere exotische Einlage wie das bereits erwähnte Saxophon besticht. Hin und wieder kommen dann auch Elemente durch, die mich persönlich an die schwedischen Prog-Götter von PAIN OF SALVATION erinnern, war natürlich ein durchaus hohes Kompliment ist; leider schießen aber NEVERDREAM zwischendurch deutlich über das Ziel hinaus; denn dort, wo sich Daniel Gildenlöw und seine Mannen auch mal zurücknehmen können, und im Sinne des Songs arbeiten, da verlaufen sich die italienischen Szenekollegen in allzu viel Progressivität: Hier noch einen eigenwilligen Synthiesound eingebaut, da noch mal schnell thrashige GItarren; hier nochmal angezerrte Vocals, und da wär noch Platz für eine weitere Saxophoneinlage... Also bei aller Liebe zur Verspieltheit und zum musikalischen Anspruch: Das ist hier manchmal schon etwas zu viel des Guten.

Klar, zu entdecken gibt es bei NEVERDREAM auf "Said" natürlich massig, aber solch hohe Komplexität verlangt natürlich viel Hingabe und Zeit; und selbst wenn man Hörer findet, die gewillt sind, diese zu investieren, dann bleibt "Said" selbst nach mehrmaligem Durchhören noch immer ordentlich sperrig und kaum im Ohr hängen. Positive Ausreißer gibt's natürlich auch hier, wie etwas das sehr melodische, getragene "Secrets"; und auch der abschließende Fünfzehnminüter "The Long Walk To Freedom" lädt zum (noch) genaueren Hinhören ein.

Kurzum: Für Zwischendurch ist das neue Output der Italiener definitiv nichts; wer viel Zeit mitbringt und ein faible für bis ins kleinste Detail auskomponierte und ausarrangierte Tracks hat, der sollte auch mit NEVERDREAM seine Freude haben. Aber abgesehen von jenen hartgesottenen Prog-Jüngern, die sich auch sonst DREAM THEATER & Co. zum Einschlafen reinziehen, wird dieses Scheibchen wohl für die breite Hörerschaft einfach zu speziell, komplex und anstrengend sein.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Dragonslayer (07.08.2010)

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