Various Artists - Whom The Moon A Nightsong Sings

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VÖ: 29.10.2010
Genre: Neofolk
Label: Prophecy Productions
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Lineup  |  Trackliste  |  Trivia

Diese wirklich gelungene Compilation von Bands aus dem Pagan- und Neofolk-Bereich hat als Grundlage das Thema Natur, und die Bands haben sich hier ausnahmslos an die Vorgabe gehalten: jeder Song behandelt auf seine ureigene Art einen mystischen Aspekt der Natur, sei es nun aus religiöser oder weltlicher Sicht. Wer die Veröffentlichungen von Prophecy kennt, dem wird die eine oder andere Band geläufig sein, und unter den zwanzig illustren Combos finden sich auch alte Bekannte wie DORNENREICH, , EMPYRIUM oder ULVER. Aber auch kleine Überraschungen gibt’s: so veröffentlichen etwa HAVNATT hier ihren ersten Song überhaupt.

Metal sucht man auf dieser rund hundertminütigen Zusammenstellung vergebens, dafür wird man mit melancholischen Klängen vollbedient und kann ruhig mal zwischendurch seiner Gänsehaut freien Lauf lassen. Etwa, wenn NEUN WELTEN den Gott Pan in einem achtminütigen Akustikreigen auferstehen lassen, TENHI in „Kausienranta“ sphärischen Avantgarde zaubern oder LES DISCRETS mit französischenen Gesängen zu überraschen wissen, die abstrakterweise ziemlich nordisch klingen. Auf Rhythmus wartet man hier auch meist umsonst, aber das ist ok so – ist es doch eines der Merkmale des Neofolk, schwebende, aufs Wesentliche reduzierte Songs zu gebären.

NHOR beherrschen diese Kunst perfekt, wie sie uns mit dem reinen Pianostück „Upon The Wind Its Wings Beat Sorrow Into The Stars“ schön vorführen, NEST driften bei „Summer Storm“ beinahe ins Ambient-Fach ab, und das viertelstündige Epos von SYVEN – „How Fare The Gods?“ – scheint wie eine Zusammenfassung des ganzen Genres, das sich von Akustik-Balladen über diverse nordische Folklore bis hin zum New Age spannt.

Allen Songs ist jedoch eines gemeinsam: sie wurden entweder exklusiv für diese Zusammenstellung beigesteuert, oder sind ultra-rare Sammlerstücke – wie etwa ULVER’s „Synen“, die Demoversion von ORPLID’s „Stille“ oder der LES DISCRETS-Track „Apres L’Hombre“.

Für die herbstlichen Tage, wo man sich am liebsten zuhause verkriecht, wieder Kerzen und Räucherstäbchen hervorkramt und anzündet, und es sich mit lecker Tee in der flauschigen Wärme bequem macht ist dieser Doppel-Whopper also genau richtig, wenn nicht schon essentiell.

Ob Gitarre, Violine, Piano, Trommeln oder rudimentäre Gesänge – „Whom The Moon A Nightsong Sings“ ist mehr als ein musikalischer Grenzgang, es ist wie ein Dokument aus längst vergangener Zeit, von Tagen der Trauer, und Reisen durch den Nebelwald. Ein Soundtrack für die Anderswelt. Das alles kommt in wunderschönem, Märchenbuch-artigem Cover daher und erscheint noch dazu als limitiertes Gatefold-Vinyl. Neofolk-Affiniciados greifen hier sowieso zu, und alle, die jetzt neugierig geworden sind richten sich schon mal die Räucherstäbchen her.



Ohne Bewertung
Autor: Mike Seidinger (09.10.2010)

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