October Tide - A Thin Shell

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VÖ: 11.10.2010
Bandinfo: October Tide
Genre: Doom Metal
Label: Candlelight Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die Reunions-Welle ist schon seit einigen Jahren populär und hat auch heuer - um nur wenige Beispiele zu nennen – mit THE CROWN, MURDERDOLLS oder DETENTE schon viele Bands wieder in das Rampenlicht gespült. Die Ende letzten Jahres beschlossene Reaktivierung der schwedischen Doom/Deather OCTOBER TIDE sorgte bereits nach Bekanntgabe für enthusiasmiertes Blätterrauschen. Für das dritte Album nach den beiden Spätneunziger Jahre Klassikern „Rain Without End“ und „Grey Dawn“ haben die runderneuerten Stockholmer bei Candlelight Records unterschrieben und insgesamt sieben hochmelancholische Kompositionen eingespielt.

Gitarrist Fredrik Norrman nahm das Projekt zwar ohne seinen ehemaligen KATATONIA Zwilling Jonas Renske in Angriff, hat aber eifrig im heimischen Musikertopf gewühlt, um sämtliche Zweifel ob der dargebotenen Qualität zu widerlegen. Neben Gitarrenpartner Emil Alstermark komplettieren Session-Bassist Jonas Kjellgren (SCAR SYMMETRY, CARNAL FORGE) und Drummer Robin Bergh (AMARAN) die Instrumentalfraktion, den schwer auszufüllenden Posten des Sängers bekleidet IN MOURNING Shouter Tobias Netzell. Mit „A Custodian Of Science“ legt das Quintett die Grundbausteine für das folgende Klangerlebnis – elegische, im tiefsten Moll befindliche Soundkonstrukte, die mit Unterstützung der meist im growlenden Death Metal-Bereich befindlichen Stimme Netzells so richtig zur Entfaltung kommen. „Deplorable Request“ schließt mühelos an den Opener an, schiebt sich hauptsächlich schleppend oder akustisch durch seine sechs Minuten findet aber dennoch Zeit, mit explosiven Donnerschlägen für gesteigerte Aggression sorgen. Nach dem psychedelisch anmutenden Akustikintermezzo „The Nighttime Project“ rücken die Mannen mit dem Slow-Tempo Lehrstück „Blackness Devours“ dem großen Bruder KATATONIA nahe wie selten zuvor. Mit „The Dividing Line“ und dem gemächlichen „Fragile“ bleiben OCTOBER TIDE dem kathartischen Zustand treu, doch erst das mit dem abschließenden „Scorned“ erreichen die depressiven Skandinavier den Level der ersten Albumhälfte: bedrückend, herzzerreißend aber voller Hoffnung zugleich erzählen die bewusst detailliert ausgearbeiteten Gitarrenklänge von den dunklen Seiten des Daseins.

Mit „A Thin Shell“ haben die Obermelancholiker OCTOBER TIDE vielleicht nicht das Doom/Death Album des Jahres eingespielt, hinter KATATONIA brauchen sich die Stockholmer aber auch nach elfjähriger Pause nicht zu verstecken. Eruptives Schlagwerk, filigrane Gitarren und die fühlbar leidende Stimme vermischen sich zu einem akustischen Großereignis, das den Hörern einen schwermütigen Herbst abseits proletenhafter Oktoberfeststimmung näher bringt. Das geniale Coverartwork von Travis Smith tut ebenso das Ihre, wie die druckvolle Produktion. OCTOBER TIDE sind endlich zurück und bleiben uns in dieser Verfassung auch hoffentlich noch länger erhalten. Dringende Kaufempfehlung für Nachdenker, introvertierte Misanthropen und Partyverweigerer, denn die Schweden werden ausschließlich mit Rotwein gehört!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (12.10.2010)

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