Warrant - Ready To Command

Artikel-Bild
VÖ: 15.10.2010
Bandinfo: Warrant
Genre: Speed Metal
Label: Pure Steel Records
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die Wenigsten wissen es, aber unter dem Namen WARRANT zocken nicht nur die amerikanischen „Cherry Pie“-Glamer, sondern seit Kurzem auch wieder das hier rezensierte deutsche Thrash/Power/Speed-Metal Abrisskommando. Der fragwürdige Kollege Reini (hat der doch tatsächlich kein einziges DARKTHRONE-Album im Schrank!!) macht gar keinen Hehl daraus, ob den Klängen seiner 1983 gegründeten Jugendheroen aus Düsseldorf hie und da ein feuchtes Höschen zu bekommen. Der Traditionsschmiede Pure Steel Records ist es zu verdanken, dass die beiden 1985er Lebenszeichen „First Strike“ (EP) und „The Enforcer“ (Album) in umgekehrter Reihenfolge neu auf Laser Disc gebrannt wurden, wodurch die Wacken 2011 Teilnehmer pünktlich ins rechte Licht zurückgerückt werden.

„Flame Of The Show“ und “When Siren’s Call” sind zwei unveröffentlichte Tracks aus den 80ern, zusätzlich wurden auch noch zwei Live-Mitschnitte vom Keep It True 2007 auf das monumentale 76 Minuten Werk gebrannt. Absolute Vollbedienung also gleichsam für die Die Hard Klientel und bislang Unwissende, die hier die gesamte Karriere der Nord-Rhein Westfalener zum Albumpreis erstehen können. Kompromisse haben WARRANT weiland nicht gemacht. Klanglich perfekt in der „Rising Thrash Phase“ eingegliedert, klingen die flotten Riffknacker wie ein Hybrid aus METALLICAs „Kill Em All“, ANVIL und RAVEN mit einem Schuss jungfräulicher EXODUS. Neben den obligatorischen Thrash-Riffs verpackten die kajalgeschminkten 80ies Perückenträger auch eine Vielzahl eingängiger Melodie-Hooklines und rockige Punkanleihen (hört euch nur „Ready To Command“ an). Zu Demozeiten waren die Rheinländer noch wesentlich derber auf Schiene, gerade die Vocals von Sänger/Bassist Jörg Juraschek sind kauzig hoch gehalten und lassen beim Hörer durchaus VENOM am gedanklichen Horizont erscheinen. „The Enforcer“ war vom Songwriting schon wesentlich ausgereifter und eigenständiger. Hochgeschwindigkeitsattacken im rücksichtslosen Rumpelmantel wurden bei Tracks wie „The Rack“, „Betrayer“, „Torture In The Tower“ oder dem gnadenlosen Titeltrack zuhauf geritten. Bei „Cowards Or Martyrs“ wird anfangs gar schamlos VAN HALEN zitiert. Aber alles in angenehm nachvollziehbarer Art und Weise, schön rund eingezockt mit dem Hauptaugenmerk auf Headbang-Motivationslegung.

Wie wohltuend so eine Dosis radikaler 80ies Teutonen-Metal ist, weiß man meist erst wenn man von den klinischen Überproduktionen des neuen Jahrtausends die Schnauze voll hat. „Ready To Command“ ist wohlig „Old school to the bone“ und zeigt der heutigen Metalszene traurig vor, wie knackig, frisch und unverbraucht die Songwritingideen zu dieser Zeit noch waren. Ewig schade, dass WARRANT die Breitenwirksam versagt bliebt – das Material unserer Nachbarn zündet nämlich auch 25 Jahre später. Ach ja – neues Album für 2011 ist in Planung. Man darf gespannt sein…



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (13.12.2010)

ANZEIGE
ANZEIGE