PAVLOV'S DOG - Live And Unleashed

Kaum zu glauben, aber hier halten wir doch tatsächlich die allererste offizielle Live-Veröffentlichung dieser kultigen Prog-Institution in Händen! Nach knapp 36 Jahren mehr oder weniger kontinuierlicher Band-Historie hat es David Surkamp endlich geschafft, seine Kapelle unzensiert und hautnah für die Nachwelt auf Polycarbonat zu verewigen. Unterstützt wird er dabei von der selben Belegschaft, die 2010 bereits „Echo & Boo“ eingespielt hat. Die bunte Truppe erweist sich dem Querschnitt durch alle Schaffensphasen Surkamps auch gewachsen – hier wird Prog- und
Folk Rock vom allerfeinsten von einer erstklassigen, stimmigen Band dargeboten. Damit kann und soll man PAVLO’S DOG endlich wieder als Band wahrnehmen, und nicht nur als Surkamps eigenwilliges, sich über fast vier Dekaden erstreckendes Steckenpferd.

Die Schwerpunkte liegen eindeutig am Kultalbum „Pampered Menial“ (1974) und der letztjährigen Überraschungs-CD „Echo & Boo“ (die zur Zeit des Live-Mitschnitts Ende 2009 eigentlich noch gar nicht spruchreif war!), aber man ist wie sooft auch hier für kleine Überraschungen gut:
so fügt sich das funkige „Heart Of Mine“ von Surkamps Achtziger-Projekt HIFI perfekt in den Rahmen ein, und auch die beiden Tracks von Davids Soloalbum „Dancing On The Edge Of A Teacup“ (2006) stehen dem restlichen Material in nichts nach, wobei gerade das extrem harte "Looking For My Shadow" auch zu den Höhepunkten dieses Livemittschnitts gezählt werden darf. Kultig auch gleich mal der Einstieg mit "Preludin/Of Once And Future Kings", und gerade bei getrageneren Songs wie "Episode" mit Gänsehaut-Streichern, oder dem traurigen "Angeline" können PAVLOV'S DOG zeigen, dass sie den ganzen Zauber ihrer Platten auch auf die Bühne transportieren können. Mehr noch: hier kommt alles noch um ein Eck intensiver und gefühlvoller rüber.

PAVLOV’S DOG klingen in den knapp 77 Minuten, die man quer durch Europa mitgeschnitten hat, erstaunlich frisch, und bei weitem nicht nach angestaubter Althippie-Kommune. Das liegt sicherlich auch daran, dass mit Bill Franco, Abbie Hainz und Nick Schlueter relativ junge Musiker mit an Bord sind, die einen wunderschönen Drive in die Performance bringen und David, seine Frau Sara und Drum-Urgestein Mike Safron nicht nur unterstützen, sondern die Musik als Ganzes aufwerten. Resultat ist eine Live-Scheibe, wo man die knisternde Athmosphäre nahezu eins zu eins ins Wohnzimmer übertragen kriegt, wo das Publikum jeden noch so kleinen Part artig zu beklatschen weiss und wo man desöfteren versucht ist, sich einfach bei seinen Stehnachbarn einzuhaken und einfach nur zu schunkeln. Oh...sind ja gar keine da...

Man merkt, dass hier alle Beteiligten ihren Spass haben und mit ganzem Herzen bei der Sache sind. Und auch wenn es immer noch nicht leicht ist, David Surkamp’s Stimme über längere Zeit konzentriert zu folgen, so ist „Live And Unleashed“ doch ein Dokument, dem sich wahre Proggies sowieso nicht entziehen werden können. Das hier macht Lust auf mehr PAVLOV’S DOG, und es wird echt Zeit, die alten Scheiben wieder mal rauszusuchen – vielleicht auch einfach nur, um die Original-Versionen mit den Live-Tracks zu vergleichen, und freudig festzustellen: in der Truppe aus St.Louis stecken auch nach fast vier Jahrzehnten immer noch Unmengen an Power...!