Digitalis Purpurea - Emotional Decompression Chamber

Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut aufgestellt die italienische Gothic- und Industrialszene eigentlich ist. Acts wie LACUNA COIL, die genialen HELALYN FLOWERS oder die Teilzeititaliener und Industrial Black Metaller von ALIEN VAMPIRES stehen im krassen Gegensatz zum Italo-Rave, der vor allem in den Neunzigern über die Grenzen geschwappt ist. In diese Riege dürfen sich neuerdings auch DIGITALIS PURPUREA einreihen.

Die Band, die ganz der alten Schule gemäß aus gerade mal einem Mitglied – Pi Greco – besteht, legt mit „Emotional Decompression Chamber“ ein Konzeptalbum vor, das geradezu mustergültig ist. Die Scheibe bietet Midtempo-Industrial mit allem, was dazugehört: atmosphärisch dichte Klanglandschaften, Details und originelle Sounds an allen Ecken und Enden, die aber trotzdem in tighte Rhythmuskorsetts verpackt daherkommen. Gitarren gibt es auch, und zwar im Desertrockstil, der ausgezeichnet zur Ausrichtung der Platte passt. Die Produktion ist erstklassig gelungen und verleiht den Komposition den nötigen Nachdruck.

Ein wenig schade ist nur, dass Pi Greco auf „Emotional Decompression Chamber“ keine Uptempo-Tracks verbraten hat – ein paar Echte Club-Kracher hätte die LP in jedem Fall auch noch vertragen. Richtige Hits gibt es dementsprechend nicht zu vermelden, da die insgesamt zehn Stücke allesamt inhaltlich und musikalisch zusammenhängen. Als Soundtrack zu einem imaginären Film – also genau so wie angedacht – funktioniert „Emotional Decompression Chamber“ aber ausgezeichnet.

Selbst für eine vier- bis fünfköpfige Band wäre „Emotional Decompression Chamber“ eine beeindruckende Leistung. Industrialfans kommen an dieser Platte kaum vorbei, und all jene, die sich zumindest ansatzweise für Industrial der Marke NINE INCH NAILS, SULPHER und Konsorten erwärmen können, sollten bei DIGITALIS PURPUREA auch mal ein oder beide Ohren riskieren.